Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)
was ich euch anbieten kann«, sagte Georg. »Das Feuer wird die Kälte der Nacht vertreiben, und unsere Gebete werden den Regen fernhalten. Wenn …«
Von Alen unterbrach ihn. »Und was wird unseren Durst fernhalten?«
»Ich lasse ein Fass Wein bringen, Herr.« Georgs Freundlichkeit wirkte gezwungen. »Und der Abt lässt ausrichten, er würde gern am Abend mit Euch speisen.«
»Ja, ist gut.« Von Alen band sein Pferd an den Balken eines Vordachs. »Vergesst nur den Wein nicht und Wasser für mein Pferd.«
Georg zögerte. »Vielleicht würde Eurem Pferd der Stall eher zusagen, Herr.«
»Meinem Pferd sagt es da zu, wo ich bin.« Der Ritter versuchte die Lederriemen seiner Brustplatte zu lösen. Ich sah, dass seine Finger zitterten.
Georg schien etwas entgegnen zu wollen, aber Vater Ignatius ergriff rasch seine Hand. »Wir sind sehr dankbar für deine Gastfreundschaft, Bruder. Bitte richte deinem Abt aus, dass wir ihn und dieses Kloster in unsere Gebete mit einschließen werden.«
»Er wird sich darüber freuen.« Georg warf von Alen einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich ab und schüttelte kaum merklich den Kopf. Der Ritter bemerkte es nicht.
Er hatte eine Seite der Brustplatte bereits gelöst. Sie hing halb herunter und erschwerte ihm den Griff zu den Riemen auf der anderen Seite. Er stieß einen Fluch aus, den ich nicht verstand.
»Großer Gott«, flüsterte die Bäuerin und errötete. Sie war den ganzen Weg über bei mir geblieben.
Von Alen hob den Kopf. Ich war mir nicht sicher, ob er die Worte gehört hatte oder auf etwas anderes reagierte. Sein Blick richtete sich so unerwartet auf mich, dass ich erschrak.
»Du«, sagte er. »Hilf mir mal.«
Ich sah Vater Ignatius an. Er schloss kurz die Augen, als wage er es nicht zu nicken.
»Was schaust du ihn an?« Von Alen wirkte auf einmal wütend. »Steckt er in einer Rüstung oder ich?«
»Verzeiht, Herr.« Ich trat vor und ging über den Innenhof auf ihn zu. Vielleicht war es Zufall, dass er auf der einen und wir alle auf der anderen Seite standen, aber ich glaubte das nicht. Sogar sein Pferd hielt Abstand zu ihm.
»Stell dich hinter mich«, befahl er, als ich herangekommen war. Mit beiden Händen hielt er die Brustplatte vor sich. Ich sah die Lederriemen unter seiner rechten Schulter und über der Hüfte. Schweiß und Alter hatten sie geschwärzt.
Wortlos befolgte ich seinen Befehl und stellte mich hinter ihn. Der Eisengeruch seiner Rüstung mischte sich in den Gestank nach Wein und Urin.
»Siehst du die Riemen?«, fragte er.
»Ja, Herr.«
»Dann mach dich an die Arbeit.«
»Ja, Herr.« Mit spitzen Fingern griff ich nach dem unteren Riemen. Ich hatte Angst, den Ritter dabei zu berühren, obwohl ich nicht genau wusste, warum. Der Riemen saß fest. Ich zog daran, zuerst vorsichtig, denn ich befürchtete, das brüchige Leder könnte zerreißen, dann stärker.
»Mach schon, du dumme Bauerngöre!«, schrie von Alen plötzlich. Seine Wut traf mich unvorbereitet. Ich machte einen Satz zurück, als hätte ich in kochendes Wasser gefasst.
Ich sah den Schreck in den Gesichtern der anderen. Nur Vater Ignatius sah weg. Ich wünschte, er würde etwas sagen, so wie er es am Hafen getan hatte, aber er schwieg.
Von Alens Schultern hoben und senkten sich rasch. »Mach weiter«, sagte er ruhiger.
Mein Mund war so trocken, dass ich nicht schlucken konnte. Ich trat vor und zog erneut an dem Riemen. Beinahe hätte ich angefangen zu weinen, da löste er sich auf einmal.
Ich zog ihn aus der Schlaufe und wandte mich dem letzten Riemen, dem unter seiner Schulter, zu. Dabei hob ich den Blick, um die Tränen aus meinen Augen zu blinzeln.
Der Hinterkopf des Ritters befand sich direkt vor mir. Er hatte kurz geschorenes graues Haar, eine wulstige Narbe zog sich von seinem linken Ohr über den Schädel und verschwand im Nacken unter seinem Kragen. Sie sah aus wie eine Schlange.
Der zweite Riemen ließ sich einfacher lösen. »Ich bin fertig, Herr«, sagte ich.
Von Alen stöhnte erleichtert auf, warf die Brustplatte vor sich in den Sand und trat dagegen. Sie rutschte bis zur Wand.
»Gottverfluchtes Scheißding«, stieß er hervor.
Seine Worte entsetzten mich mehr als die Wut, die er mir gegenüber gezeigt hatte. Wie konnte er es wagen, den Namen Gottes zu lästern, am Karfreitag, in einem Kloster, vor den Ohren eines Priesters? Alle Blicke, auch meiner, richteten sich auf Vater Ignatius, doch der hielt die Augen geschlossen und die Hände gefaltet, als würde er
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