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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine zweite Blüte, Marktwirtschaft und Internet dann das endgültige Aus.

John Clute
    DER MANN, DER ÜBERALL WAR
    Auch eine absurde Welt verdient unsere Achtung: Zum Tod von Harry Harrison, Autor von »New York 1999« und zahlloser anderer Romane, die einfach nicht zu fassen waren
    Er war ein ganzer Kerl und ein Mann von großer Anmut. Er war zäh, aber sanft. Wann immer er einen Raum betrat, beherrschte er ihn mit seiner Anwesenheit, aber sobald er wieder gegangen war, wurde er unauffindbar, weil er Fremden oder auch Bekannten oder denjenigen unter uns, die ihn über die Jahrzehnte hinweg als Angehörigen unserer Gemeinde von Schreibenden flüchtig kennengelernt hatten, niemals verriet, wohin er verschwand, sondern nur, wo er wohnte. Man hatte immer den Verdacht, dass sich hinter seinem kauzigen Gebaren ein knallharter Erforscher phantastischer Tiefen verbarg (wie Baroness Orczy in »Das scharlachrote Siegel« sagt: »Wo man ihn auch sucht / dieser verdammte Pimpernel ist einfach nicht zu fassen.«); man dachte immer, dass man es in Wirklichkeit nur mit einer ausgeklügelten Tarnidentität zu tun hatte, dass Harry Harrison die joviale Maske eines heimlichen Helden war, dass er ein Mann unter Kindern war, der nur vorgab, einer von uns zu sein.

    Er ist viele Jahre lang umhergereist. Die letzten Jahrzehnte hat er wohl in Irland verbracht – wozu ihn die dortigen Steuernachlässe für Kunstschaffende inspiriert hatten. Möglicherweise wohnte er in Dublin, vielleicht aber auch nicht. Er tauchte auf, wo immer es ihm gefiel. »Hallo John«, sagte er bei den nicht allzu häufigen Gelegenheiten zu mir, bei denen er mich überhaupt bemerkte, und legte den Kopf auf die Seite wie ein Zwerghuhn, obwohl er eigentlich kein besonders kleiner Mann war. Dabei betrachtete er mich meistens mit einem übertrieben eindringlichen Blick. Und dann zuckte er leicht mit den Schultern, als wäre er ein kleines bisschen eingeschnappt oder vielleicht auch enttäuscht. Wie die meisten von uns konnte ich es nicht mit dem Überschwang seines großartigen Freundes Brian Aldiss aufnehmen, der ihn stets mit einer gut aufgelegten Frotzelei begrüßte: Die beiden legten sich gegenseitig die Hand auf Schulter und machten sich dann, jeder für den anderen den Falstaff spielend, auf die Suche nach etwas zu trinken.
    Genau genommen traf ich Harry öfter in Brians Begleitung als alleine an. Mit Elizabeth Hand habe ich die beiden 1999 in Dortmund auf dem Eurocon getroffen. Dortmund, das im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurde, ist zu einem Antlitz der Zukunft geworden, an deren Schaffung wir mit den Werken, die wir geschrieben und besprochen haben, zumindest in Gedanken beteiligt waren, obwohl niemand von uns es gerne zugeben wollte: nackte, billig-utopische moderne Straßen, erhellt von den Besitztümern jener, die uns besaßen, aber keinen Pfennig für einen guten Architekten übrig hatten – die ganze große Lüge der modernen Welt, dass sich alle alles leisten können, dass jeder es sich leisten kann, im riesigen Kaufhaus des Jetzt zu leben, und nicht nur ein Prozent von einem Prozent; wie jede moderne Stadt, von der man sich einen Begriff machen will, blutete Dortmund die Brieftaschen all jener aus, die es sich nicht leisten konnten, das, was sie sahen, auch zu kaufen. Harry interessierte sich offenbar einen Dreck dafür, wo wir waren (während Brian einen kalten, berechnenden Blick für die moderne Welt hatte und immer noch hat). Zehn Jahre später trafen wir die beiden in Tampa an der Universität von South Florida. Brian spielte noch immer den Draufgänger, aber Harry sah inzwischen aus, als wüsste er, dass sein Todesurteil schon bald verkündet werden würde. Er war über achtzig. Es war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Er starb am 15. August 2012 in Crowborough, Uckfield, East Sussex.
    Soweit ich weiß, hat er es nicht ein einziges Mal bereut, Harry Harrison gewesen zu sein.

    Er kam am 12. März 1925 in Stamford, Connecticut als Henry Maxwell Dempsey zur Welt (allerdings änderte sein Vater seinen Namen kurz nach der Geburt des Sohnes in Harrison um). Seine Laufbahn als bezahlter Künstler begann er um 1946, wobei er in erster Linie als Comiczeichner und -texter für Magazine wie Galaxy arbeitete und sogar eine Weile als künstlerischer Leiter der Picture Week . Zur selben Zeit dachte er darüber nach, selber zu schreiben – er war seit jungen Jahren Science-Fiction-begeistert und durch seine Mitgliedschaft im Hydra Club, einer New Yorker

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