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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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(und ich meine uns alle: Leser, Schriftsteller, Kritiker, Feministen, Maskulisten, Sexisten, Antisexisten, Heteros und Homos), was die ›männliche Art zu schreiben‹ und die ›weibliche Art zu schreiben‹ betrifft« (nachzulesen im Vorwort zu »Sternenlieder eines alten Primaten«, München 1987).
    Um genauer und für sich selbst herauszufinden, welcher Deutung man zuneigen will, empfiehlt sich die Lektüre von »James Tiptree jr. – Das Doppelleben der Alice B. Sheldon« von Julie Phillips, ebenfalls im Septime Verlag erschienen. In diesem übrigens sehr spannend zu lesenden Buch findet sich erstaunlich wenig über Feminismus; das Thema hat Alice Sheldon wohl selbst sehr viel weniger interessiert, als ihre Exegeten es mögen werden, und sie hat auch niemals die Grundlagenliteratur der feministischen Bewegung zur Kenntnis genommen (»eine dürftige Kenntnis der Frauengeschichte« nennt die feinfühlige Biografin das). Ihre Haltung war auch keineswegs zementiert, und manchmal vertrat sie Auffassungen, die ihren früher geäußerten Ansichten diametral gegenüberstanden. Vermutlich ist es einfach ein Missverständnis, Tiptree lediglich als feministische SF-Autorin zu betrachten.
    Sehr wichtig waren ihr die zahlreichen Freundschaften, die sie innerhalb der amerikanischen Science-Fiction-Szene pflegte, Brief-Beziehungen etwa zu Ursula K. Le Guin, die zwar jünger, aber erfolgreicher war und von Tiptree permanent angehimmelt wurde. Le Guin war darüber gar nicht glücklich, weil sie eigentlich ihrerseits Tiptree als Autor von hervorragenden SF-Stories bewunderte. Oft begannen diese seltsamen Brief-Beziehungen mit Fanbriefen, die Tiptree an Autoren verschickte, deren Werke ihr gefielen; und die reagierten dann verunsichert darüber, von einem so großartigen Story-Schreiber wie Tiptree gelobt zu werden. Robert Silverberg beklagte sich über Tiptrees Angewohnheit, »eine hohe Wertschätzung gegenüber Kollegen zu bekennen, die es nicht wert sind, ihm die Schreibmaschinenbänder zu wechseln«.
    Manche dieser postalischen Beziehungen sind voller kleiner Flirts, in Joanna Russ beispielsweise scheint Tiptree sich regelrecht verliebt zu haben. Inwieweit das auch Alice Sheldons Gefühle betraf, ist eine andere Frage; die hatte sich nach eigenen Bekundungen nach dem Start von Star Trek heftig in Mr. Spock verliebt. Irgendwie hatte diese komplizierte Sheldon/Tiptree-Person die Tendenz, einerseits ihrem Mann (mit Ausnahmen) treu zu sein und sich dennoch andererseits in jeweils auf verschiedene Weise unerreichbare Wesen zu verlieben (beim ersten Mann hat das mit der Treue beiderseits überhaupt nicht funktioniert, und die Geschichten über die erste Ehe lesen sich wie Skizzen zu dramatischen Erzählungen).
    Was Alice Sheldons immer wieder aufscheinende sexuelle Identitätsprobleme betrifft, so stellt Julie Phillips diesen Themenkomplex (in des Wortes doppelter Bedeutung) sehr einfühlsam und so wenig reißerisch wie möglich dar; in einigen Notizen hat sich Sheldon gewünscht, ein Mann zu sein, und vielleicht liegt ja hier ein Grund für die Intensität, mit der sie später die Person James Tiptree jr. kultivierte (und womöglich sogar gewesen ist). Während sich all die Brieffreundschaften weiterentwickelten, entwickelten sich auch Tiptrees schriftstellerische Fähigkeiten, und manche Brieffreundschaft endete, um neuen zu weichen; die Biografie lässt Tiptrees Werk organisch aus ihrem Leben heraus erwachsen, wie es die Biografie eines Autors tun sollte. (Störend ist lediglich die unkritische und exzessive Verwendung des Begriffs »Kannibalen« bei der Beschreibung der frühen Afrika-Reisen; die Forschung weiß schon seit Jahren, dass der echte Kannibalismus zu jener Zeit in Afrika längst nicht mehr praktiziert wurde – die Einheimischen gaben aber weißen Besuchern gegenüber jahrzehntelang wüste Geschichten darüber zum Besten).
    Julie Phillips verwendet, um dem ständigen Hin und Her mit dem wirklichen und den angenommenen Namen zu entgehen, einen einfachen, aber wirkungsvollen Trick: Sie redet von Alli, wenn von der Frau die Rede ist, über die sie schreibt, sie redet von Tiptree, wenn es der Autor ist, und von Alice B. Sheldon, wenn es um die Psychologin und ihre Karriere geht. Das funktioniert hervorragend.
    Auch die tragischen Aspekte von Alice Sheldons Leben kommen nicht zu kurz: Die äußerst schwierige Beziehung zu der erfolgreichen Mutter, die ihre Tochter zu einem Teil ihrer Selbstinszenierung macht, die beiden

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