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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Während der Trugschluss der Verdrängung von der falschen Vorstellung ausgeht, dass ein neues, verbessertes Produkt die vorangegangenen Alternativen vollständig ablösen wird, ist der Trugschluss der Unausweichlichkeit bescheidener und geht lediglich davon aus, dass das neue, verbesserte Produkt in gewissem Maße zum Einsatz kommen wird. Aber selbst diese besonnene Annahme ist nicht immer gerechtfertigt.
    Man denke an die elektrische Zahnbürste, die erstmals in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts auf den Markt kam. Damals hat sich jede vernünftige Familie eine solche Zahnbürste gekauft, einschließlich meiner. Aber wie fast alle Familien ist auch die meine nach ein paar Monaten wieder auf gewöhnliche Zahnbürsten umgestiegen. In letzter Zeit werden elektrische Zahnbürsten wieder aggressiver vermarktet, mit bescheidenem Erfolg, aber die große Mehrheit macht einen Bogen um sie. Aus einem ganz simplen Grund: Um schnell und effizient Essensreste von den Zähnen zu entfernen, gibt es einfach nichts Besseres als eine kurze Stange mit einer Bürste am Ende.

    Aber wenden wir uns technischen Neuerungen im größeren Maßstab zu. Populäre Darstellungen der Zukunft gingen früher oft davon aus, dass die Kernspaltung als Energiequelle bald allgegenwärtig sein würde (»Kann ich heute das Atomauto nehmen, Dad?« – »Klar, Sohn, aber denk daran, die Isotope nachzufüllen.«). Doch als man mehr über die der Radioaktivität innewohnenden Gefahren herausfand, wurde schnell klar, dass diese Technologie niemals in den Alltag Einzug halten würde, und selbst Verfechter der Kernenergie dürften inzwischen einräumen, dass es am besten wäre, ganz auf sie zu verzichten, sobald hinreichend andere Energiequellen entwickelt werden. Ein weiteres Beispiel wären die damals allgegenwärtigen Raketenantriebe, die man sich auf den Rücken schnallt, um mit ihnen herumzufliegen, und die in Büchern wie »Jetpack Dreams« von Mac Montandon und »Where’s My Jetpack?« von Daniel H. Wilson und Richard Horne nostalgische Würdigung erfahren. Tatsächlich funktioniert die skurril klingende Idee sogar, und es wurde auch das eine oder andere Versuchsmodell gebaut – trotzdem kann ich mich einfach nicht mit der Vorstellung anfreunden, mir eine Maschine auf den Rücken zu schnallen, die mir die Beine grillt, wenn ihre Rückstoßflamme auch nur leicht falsch ausgerichtet ist. Angesichts der unbestreitbaren Sicherheitsmängel wird man also Raketenantriebe aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Zukunft nur bei Raketen finden und nicht an Menschen. Nur weil wir in Zukunft dazu in der Lage sein werden , bestimmte Produkte zu erzeugen und zum Einsatz zu bringen, bedeutet das noch lange nicht, dass wir solche Produkte tatsächlich herstellen oder in größerem Maßstab verwenden werden.
    4.Der Trugschluss der Extrapolation. Hierbei handelt es sich um die Annahme, dass bestimmte auffällige Tendenzen sich in gleicher Weise unbegrenzt in die Zukunft fortsetzen werden.
    George Orwell beobachtete in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts, wie immer mehr totalitäre Regierungen entstanden, und sagte voraus, dass sich diese Tendenz fortsetzen würde, bis im titelgebenden Jahr »1984« die ganze Welt im Bann totalitärer Regierungsapparate stünde. Harlan Ellisons »›Bereue, Harlekin!‹, Sagte der Ticktackmann« 5 von 1965 trifft die düstere Vorhersage, dass die zunehmende Besessenheit von Pünktlichkeit in unserer Gesellschaft irgendwann unterdrückerische Folgen haben würde:
    Und eines Tages dient die Zeit nicht mehr uns, sondern wir dienen der Zeit als Sklaven des Terminkalenders, Verehrer des Sonnenlaufs, gekettet an ein Leben voller Beschränkungen, weil das System nicht funktioniert, wenn wir unsere Termine nicht knapp kalkulieren. Bis es schließlich nicht mehr nur eine kleine Unannehmlichkeit ist, wenn man sich verspätet. Bis es eine Sünde ist. Und dann ein Verbrechen.
    Entsprechend befindet sich Ellisons Zukunftswelt unter der Knute eines diktatorischen »Ticktackmannes«, der das Leben all jener abkürzt, die es wagen, sich zu verspäten. Und Robert A. Heinlein war in »Where To?« 6 (1952) einer von vielen, die im Brustton der Überzeugung voraussagten, dass, da die Menschen sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zunehmend freizügig kleideten, öffentliche Nacktheit in der Zukunft ganz und gar akzeptiert sein würde.

    Das Problem aber ist, dass sich solche Trends nicht immer fortsetzen – tatsächlich tun sie das sogar nur

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