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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Gericht eingeheftet. Als gerichtlich bestelltem Gutachter standen ihm die ganzen Informationen wahrscheinlich auch zu.« Sie schwenkte ihre Hand in Richtung des Internet-Bildschirms über dem Schreibtisch. »Wir könnten versuchen herauszufinden, ob die drei noch am damaligen Wohnort leben, sie anrufen und um ein Gespräch bitten.«
    »Was sagen wir denen, woher wir ihre Angaben haben? Der Prozess war schließlich nicht öffentlich, und weder die Aussagen noch ihre Daten sind der Allgemeinheit zugänglich.«
    »Das versuchen wir möglichst zu umschiffen. Ich arbeite schließlich bei der Presse. Da werde ich schon Möglichkeiten haben, so etwas herauszufinden. Von Marks Akten sagen wir kein Wort. Das würde auch Schwester Annemarie gefährden.«
    »Einen Versuch ist es wert.« Jo hatte schon in dem geschwungenen weißen Stuhl vor dem Schreibtisch Platz genommen, nach der Fernbedienung für das Internet-Terminal gegriffen und sich die Tastatur herangezogen. »Sag mir die Namen und Adressen an, dann geht es schneller. Wenn ich ihre Telefonnummern im Netz finde, können wir jetzt gleich noch bei denen anrufen. Morgen ist der vierte Advent, anzunehmen, dass sie den daheim verbringen. Wir könnten morgen Vormittag da aufkreuzen und mit ihnen reden. Ich glaube nicht, dass sie uns am Telefon Auskunft geben werden.«
    »Ich auch nicht.« Lara buchstabierte den ersten Namen und sah dabei zu, wie Jo ihn wie ein Besessener eintippte.
    »So, das war’s.« Jo, der Lara während ihrer Telefongespräche mit Argusaugen beobachtet hatte – hätte nur noch gefehlt, dass er ihre Worte mitsprach –, hievte sich vom Stuhl hoch, boxte in die Luft und stöhnte dabei. Dann kam er herüber und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Seine Lippen fühlten sich warm und weich an. »Zwei Treffer, ein Misserfolg. Ziemlich gut, finde ich. Da haben wir morgen allerhand vor.«
    »Ich hoffe nur, dass die ganzen Aktionen Mark nützen und nicht nur vertane Zeit sind. Wenigstens unternehmen wir etwas. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob wir versuchen sollten, Anna anzurufen, wenn wir schon in Berlin sind.«
    »Nein, ich denke, das würde nichts bringen und uns nur Zeit kosten. Wenn sie unsere Hilfe braucht, wird sie sich schon melden.«
    »Du hast ja recht.« Lara lehnte sich kurz an Jo, und er umfasste ihre Schultern.
    »Ich schlage vor, wir fahren hinunter ins Restaurant und essen erst einmal etwas, ehe wir weitermachen. Wir müssen heute Abend noch über diesen André Mann Nachforschungen anstellen. Mark denkt, dass der Typ was mit der Sache zu tun haben muss, sonst hätte er uns nicht auf ihn hingewiesen. Mann könnte als Komplize von Studer infrage kommen. Weil Studer nicht mehr mitmachen wollte, hat er ihn umgebracht.«
    »Das hatten wir doch alles schon, Jo. Ich glaube nicht, dass Studer und Mann sich das alles allein ausgedacht haben. Zwei Exknackis, die in einer psychiatrischen Klinik waren! Welches Motiv sollten sie dafür gehabt haben? Da steckt noch jemand anderes dahinter. Vielleicht hatte Geroldsen doch die Gelegenheit, in Obersprung mit den beiden in Kontakt zu kommen?«
    »Könnte sein. Lass uns das nachher diskutieren, jetzt habe ich wirklich Hunger.« Jo löste sich aus der Umarmung und zog Lara mit sich zur Tür.

47
    »Das war ja wohl nix.« Lara ließ ihren Blick über die Fassade des Eigenheimes gleiten. Die gelben unverputzten Backsteine wirkten schmutzig. Dafür hing aus einem der Fenster im ersten Stock ein dicker Weihnachtsmann an einem Seil. Wahrscheinlich sollte damit der Eindruck erweckt werden, der Bärtige klettere gerade hinein, aber die ganze Installation sah nur wie der fehlgeschlagene Versuch eines Selbstmörders aus, der sich in einem extravaganten Kostüm hatte erhängen wollen. Im Garten stand ein meterhoher Hirsch aus Drahtgeflecht, verfolgt von einem Schlitten aus ebensolchem Draht. Die ganze Konstruktion war mit einem Leuchtschlauch umwickelt. Auch den gesamten Dachfirst und den Schuppen rechts des schmiedeeisernen Tores hatten die Bewohner mit Lichterketten verziert. »Entzückend. Spießbürgers Weihnachtstraum.«
    »Im Dunkeln sieht es sicher stimmungsvoll aus.« Jo stapfte zu seinem Honda. Er fand auch für alles eine Entschuldigung. Lara verzog missbilligend den Mund und schüttelte den Kopf so deutlich, dass der Mann hinter der Gardine im Erdgeschoss es auch deutlich sehen konnte. Dann folgte sie Jo zum Auto, warf sich auf den Sitz, wurstelte ihre Arme aus der Jacke und legte los.
    »Hätte der Typ uns

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