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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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oder menschliche aufschneidet.«
    »Fleischer, Arzt, Chirurg.« Lara betrachtete ihre Aufzählung. Mark ergänzte »Jäger« und »Tierpräparator«, und sie fügte die Begriffe hinzu.
    »Hättest du ein Mineralwasser für mich?« Jo schluckte trocken und wartete, bis Mark mit Gläsern und Flasche aus der Küche zurück war. »Wieso hat er eigentlich diese Thermobehälter verwendet?«
    »Ich denke, damit das kostbare Gut nicht auftaut und zu verwesen beginnt, solange man es nicht gefunden hat. Wahrscheinlich wollte er die Herzen in ›frischem‹ Zustand präsentieren. Das sind jedoch nur Mutmaßungen.«
    »Es waren ziemlich altertümliche Gefäße.« Auch Lara nahm ein Glas Wasser. »Ich habe schon recherchiert. Sie sind aus Tschechien und stammen aus alten Armeebeständen. Man kann so etwas heute im Internet, zum Beispiel bei eBay, oder auf einigen Trödelmärkten kaufen.«
    »Wahrscheinlich hat er sie vom Trödel.« Mark schob kurz die Unterlippe über die Oberlippe und sprach dann weiter. »Ein Einkauf bei eBay hinterlässt Spuren. Man muss mit einer Adresse angemeldet sein und überweist von einem Konto Geld an den Verkäufer.«
    »Eine Frage habe ich noch.« Lara legte den Stift neben den Block und sah die beiden Männer nacheinander an. »Was ist das Motiv? Die Tagespresse hat zwar den Lageplan und dieses Schreiben mit der Angabe, es handele sich um ›interessante Informationen‹ erhalten, aber eine Art Bekennerbrief war nicht dabei.« Sie wurde leiser und flüsterte nun fast. »Warum tut jemand so etwas? Warum schneidet jemand einem Menschen bei lebendigem Leib das Herz heraus und bewahrt es tiefgefroren in Behältern auf?«
    »Mich hat der Fund sofort an ägyptische Kanopen erinnert. Ihr wisst, was das ist?« Jos Augen leuchteten im Dämmerlicht. Vor Lara materialisierten sich auf dem Blatt eiförmige Alabasterkrüge mit Tierköpfen als Deckel. »Darin wurden die Eingeweide von Mumien konserviert und aufbewahrt.«
    »Darm, Leber, Lunge und Magen. Die Organe wurden mithilfe von Lauge und Salz entwässert und getrocknet, anschließend mit Baumharz überzogen, mit Binden umwickelt und dann in die Kanopen gelegt, die dem Grab beigefügt wurden. Die Herzen allerdings verblieben im Körper der Mumie.« Jo schaute beifallheischend zu Mark. Der jedoch schüttelte sacht den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass es etwas mit ägyptischer Mythologie zu tun hat. Ich habe einen viel schlimmeren Verdacht.« Er atmete tief ein, ehe er weitersprach. »Es hat vor ungefähr zehn Jahren einen Fall in Berlin gegeben, bei dem es ebenfalls um das Herausschneiden und Einfrieren von Herzen ging.«
    »Was für ein Verbrechen war das?« Lara runzelte die Stirn. Sosehr sie auch nachdachte, es wollte ihr nichts dergleichen einfallen, jedoch war sie damals auch gerade erst mit dem Studium fertig und weit weg von Berlin gewesen. Jo schien es ähnlich zu gehen. Er wartete mit zusammengezogenen Augenbrauen auf Erklärungen. Als Mark den Fall kurz dargelegt hatte, bewegte Jo ungläubig den Kopf von links nach rechts. »Wieso sind die Medien noch nicht auf die Zusammenhänge gekommen?«
    »Das werden sie noch, du wirst sehen. Eigentlich hatte ich schon längst damit gerechnet, dass irgendein Boulevardblatt diesen Fall hervorkramt. Zwar fand ein Großteil der Verhandlung damals unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil Magnus Geroldsen bei der Tat erst siebzehn war und nach Jugendstrafrecht verhandelt wurde, aber einiges ist doch durchgesickert.« Die Tür zum Flur sprang auf, und ein zierliches Mädchen kam hereingehüpft und grüßte fröhlich in die Runde. Ihre blonden Löckchen wippten, als sie auf Mark zurannte. Direkt vor ihm stoppte sie und tippte ihm an den Oberarm. »Du wolltest doch noch mit mir Mathe üben!«
    »Hat Mama dich geschickt?« Mark konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, während er seiner Tochter die Wange streichelte. »Ich bin gleich für dich da.«
    »Wir wollten auch los, nicht?« Jo sah Lara in die Augen und griff dann nach seinem Glas, um es auszutrinken.
    »Gib uns noch zehn Minuten, Süße.«
    »Aber nicht länger!« Joanna hob mahnend den Zeigefinger und hüpfte hinaus.
    »Sie ist entzückend.« Lara grinste.
    »Sie ist ein kleiner Tyrann und Papas Liebling. Und das nutzt sie schamlos aus.« Mark lächelte versunken und wurde dann ernst. »Wenn die Sache in Leipzig irgendetwas mit dem Fall Geroldsen zu tun hat, würde das auch die Anzahl der gefundenen Herzen erklären. Damals waren es auch drei.«
    »Aber

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