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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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in die Dunkelheit.
    Der Fiesta hustete und spuckte an jeder Ampel asthmatisch. Lange würde Thomas’ Karre es nicht mehr machen. Lisa hoffte, dass das Auto durchhielt. Wenigstens heute Abend noch. Dann würde sie es zurückstellen und nie wieder nehmen. Thomas kümmerte sich nicht um Reparaturen oder Wartungstermine. Sollte er selbst sehen, wie er sein Auto am Laufen hielt. Weiter vorn blinkte der weiße Audi. Lisa war froh, dass Frank ein helles Auto fuhr. So war es leichter, ihn in der Dunkelheit nicht zu verlieren. Ob er wieder nach Markkleeberg fuhr? Vielleicht hatte er dort eine Freundin? Inzwischen hatte sie im Internet nachgeschaut. Frank war am Mittwoch, bevor sie ihn aus den Augen verloren hatte, von der Straßenbahnhaltestelle aus in Richtung Cospudener See gelaufen. Natürlich war er nicht zum See gegangen, nicht im Winter bei diesen eisigen Temperaturen, aber ihr fehlte auch jegliche Ahnung, wohin er sonst gewollt haben könnte. Auf der Karte lagen in der Richtung, in die Frank verschwunden war, ein paar Seitenstraßen, ein Park und das Strandbad Nord.
    Vorn leuchteten die Bremslichter des Audis auf, und Lisa nahm den Fuß vom Gas. Es ging definitiv nicht nach Markkleeberg. Frank fuhr nach Norden. Auf dem Vorwegweiser eben hatte »Taucha« gestanden.
    *
    »Ich habe den Artikel gelesen, den du mir gemailt hast.« Jens Hohnstein kratzte die letzten Reste der Kartoffelsuppe zusammen. Das Knirschen des Löffels auf dem Porzellan bohrte sich in Laras Kopf wie ein gedrehter Eisenspan. »Da kannst du eine Serie draus machen. Nicht so reißerisch wie in der Bild , aber schön blutig. Das wird den Lesern gefallen.«
    Lara verzichtete auf einen Kommentar zu dem Attribut »blutig«. Natürlich hatte Jens die Verkaufszahlen im Blick. Sie würde schon darauf achten, dass es nicht zu drastisch wurde.
    »Du hast anscheinend noch unveröffentlichte Hintergrundinformationen?« Er nippte an seiner Cola. Jens Hohnstein liebte Süßes und Fast Food. Ein Wunder, dass er eingewilligt hatte, sich zu einem verfrühten Abendessen mit Lara im Suppenparadies statt in einem Fast-Food-Restaurant zu treffen.
    »Eine ganze Menge. Ich habe vorhin mal in der Redaktion der Tagespresse bei meinen alten Kollegen vorbeigeschaut. Tom war nicht da, da konnte ich ein bisschen plaudern.«
    »Was hast du herausgefunden?« Jens’ Augen glitzerten.
    »Dass in dem Thermobehälter von gestern wieder ein Herz war, wussten wir ja schon von Jo. Patrick – das ist der Praktikant, den Tom an den Fundort geschickt hatte – hat außerdem eine Menge Fotos gemacht. Allerdings nur von der Umgebung und dem Standplatz des Behälters. Ihn zu öffnen, hat er sich nicht getraut.«
    »Das wäre ja auch noch schöner.«
    »Leider kann Tom die Bilder nicht drucken, denn dann müsste er erklären, woher er sie hat. Angeblich erwägt er, es doch zu tun und sie einem unbekannten ›Informanten‹ zuzuschreiben. An Agenturen verkaufen kann er sie nicht, weil die Metadaten in den Dateien auf die Kamera verweisen. Da hätte man recht schnell herausgefunden, dass der Fotoapparat der Tagespresse gehört. Für dieses Risiko geben sie zu wenig her, sagt Jo. Außer dem Park mit dem Palmenhaus und dem Behälter ist nichts Interessantes darauf zu sehen.«
    »Der gute Herr Fränkel ist bestimmt stinksauer, weil er die Bilder nicht verwenden kann.«
    »Das gönne ich ihm. Inzwischen sind auch die Medien auf diesen neuen Fund aufmerksam geworden. Irgendjemand hat geplaudert, und nun glaubt er, dass es in der Redaktion einen Maulwurf gibt.«
    »Die Informationen könnten aber auch von anderer Stelle gekommen sein.«
    »Sicher. Das mit dem Maulwurf ist ja auch nur ein Verdacht von Tom.« Lara grinste. »Seine Paranoia zeugt von einem schlechten Gewissen. Unabhängig davon wird die Redaktion inzwischen regelrecht belagert. Ich hatte Mühe, mich ungesehen durch den Hintereingang davonzuschleichen.«
    »Warum das denn?«
    »Nun, ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet immer die Tagespresse diese Lagepläne bekommt? Es muss da doch irgendeine Beziehung zum Täter geben. Und das fällt natürlich auch den anderen auf.«
    »Da ist was dran. Lass uns diesen Fakt im Auge behalten. Vielleicht hat der Schlachter eine wie auch immer geartete Beziehung zu einem aus dem Redaktionsteam.«
    »Jetzt nennst du ihn auch schon den ›Schlachter‹.« Lara kräuselte die Lippen.
    »Tut mir leid, aber diese Bezeichnung wird sich nicht mehr aus dem kollektiven Bewusstsein löschen lassen. So ein Name

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