Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
Vom Netzwerk:
Markkleeberg.«
    »Nach dem Frühstück ?«
    »Nun, ich dachte, du könntest bei mir übernachten.« Jetzt klang er wie ein Kind, das etwas ausgefressen hatte. Lara schob ihren Stuhl nach hinten, streckte sich und ging zum Fenster. Die Pflastersteine glänzten im Licht der Straßenlampen. Den ganzen Dienstag über hatte es genieselt. Sie rieb sich die Oberarme und dachte an ihr kaltes Auto. Die Fahrstrecke von Jo zu ihr nach Hause reichte nicht aus, dass der Mini warm wurde.
    »Wir könnten noch ein Glas Wein trinken.«
    »Ich muss auf die Toilette.« Auf dem Weg ins Bad dachte Lara über Jos Angebot nach. Im Spiegel über dem Waschbecken musterte sie ihr Aussehen. Gerötete Wangen, zerzauste Haare. Sie schnitt ein paar Grimassen, beugte sich nach vorn und begann, sich mit gewölbten Händen kaltes Wasser ins Gesicht zu schöpfen, aber auch das half nichts. Es war verlockend, einfach nachzugeben und hierzubleiben, aber gleichzeitig mahnte die Stimme der Vernunft, es nicht zu tun.
    Lara atmete mehrmals tief ein und aus und öffnete die Badezimmertür. Jos erstauntes Rufen ließ sie schneller gehen.
    »Lara? Komm schnell! Du glaubst nicht, was ich entdeckt habe!«

23
    Lisa atmete ganz flach, um den widerlichen Geruch der Männerstiefel nicht wahrnehmen zu müssen, während sie in ihre Schlappen schlüpfte. Ihr Blick glitt über die Schuhparade. Sie war spät dran. Die anderen saßen wahrscheinlich schon im Gruppenraum. Dienstags kamen sie komischerweise immer alle pünktlich.
    Franks braune Halbstiefel standen nicht in der Reihe. Ent-weder trug er heute andere Schuhe, oder er kam wie so oft später. Oder gar nicht. Lisa zog eine Schnute und öffnete die Tür. Ein Schwall warmer Luft, gesättigt mit dem Aroma von Zimtplätzchen, schlug ihr entgegen. Micha und Lutz saßen heute direkt neben dem dicken Alfred. Zwei Stühle neben den drei Männern hatte das Pärchen mit der Promenadenmischung Platz genommen. Beide redeten abwechselnd beschwichtigend auf den Hund ein, der trotzdem wie besessen kläffte. Irgendwann würde Rolf diesen Köter aus dem Treff verbannen, so viel stand fest. Lisa zog die Nase hoch und setzte sich. Sie hatte recht gehabt. Frank war noch nicht da. Ihr Herz klopfte schneller, als sie sich vorstellte, wie er zur Tür hereinspazierte, sein schüchternes Lächeln auf dem Gesicht, und wie seine Augen aufleuchteten, wenn er sie erblickte.
    Während Rolf die Runde begrüßte und die üblichen Begrüßungsfloskeln abspulte, dachte Lisa an letzten Freitag. Sie schämte sich ein bisschen dafür, dass sie Frank nachgefahren war und um sein Haus herumspioniert hatte. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte das Ganze mittlerweile etwas Zwanghaftes. »Normale« Menschen fanden wahrscheinlich nichts dabei, sich einzugestehen, dass sie jemanden interessant fanden und ihn gern daten würden. Was aber, wenn der Angebetete ablehnte? Wenn er ihr Ansinnen lächerlich fand und sie vor den Kopf stieß? Was taten die Normalos dann? Dabei war er doch letzten Freitag wirklich nett zu ihr gewesen. Wovor fürchtete sie sich eigentlich?
    Frank war ein ganz sensibler Mann. Dessen war sie sich sicher. Wahrscheinlich war er genauso schüchtern wie sie und bemerkte gar nicht, dass er angehimmelt wurde. Lisa biss sich auf die Unterlippe, nickte zu Rolfs Worten, ohne deren Sinn zu verstehen, und nahm sich fest vor, dass sie heute diejenige wäre, die Frank nach dem Treffen auf einen Kaffee einladen würde.
    Als hätten ihre Gedanken den Ersehnten herbeigerufen, öffnete sich im gleichen Moment die Tür, und er trat in den Raum. Sein Blick schweifte über die Anwesenden, blieb dann an Lisa hängen, er nickte ihr zu und zwinkerte. Lisa drehte sich hastig nach vorn um und fühlte dabei heiße Röte an ihrem Ausschnitt nach oben ziehen und das Gesicht überfluten, während ihr Herz heftig pochte.
    Von der Diskussion bekam sie nichts mit. In ihrem Kopf tanzten tausend Lichtfünkchen umher, im Bauch breitete sich wohlige Wärme aus. Frank hatte ihr zugezwinkert! Das selige Grinsen wollte gar nicht aus ihrem Gesicht weichen.
    »Grit hat uns heute Weihnachtsplätzchen mitgebracht. Selbstgebackene.« Rolf deutete auf das Pärchen mit dem Hund, und Lisa erwachte aus ihrer Trance. »Grit« also. Bis jetzt hatte sie keinen blassen Schimmer gehabt, wie die beiden mit dem Kläffer, der jetzt ausnahmsweise mal die Klappe hielt, hießen. Und anscheinend veranstaltete die Gruppe jetzt noch eine gesellige Runde. Ihr schwirrte der Kopf.
    »Hier

Weitere Kostenlose Bücher