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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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war das genau, wissen Sie das noch?«, rief ich ihm zu.
»Nein, nicht genau, aber es muss so vor zwei, drei Wochen gewesen sein. Warum wollen Sie das Ding sehen? Ist kein schöner Anblick.«
»Ich will ihn auf Spuren des Unfalls untersuchen.«
»Da waren mächtige Kratzer an den Seiten und eine völlig verbeulte Stoßstange vorn, aber mehr eigentlich nicht. Was ist passiert?«
»Er soll betrunken von der Straße abgekommen und in den Fluss gerast sein.«
»Oh, in den Fluss, das kann sein. Das Ding war ganz nass innen und hat tierisch gestunken.«
»Ist Ihnen sonst noch was aufgefallen?«
»Nein.«
Dieses »Nein« kam wieder viel zu schnell für meine Begriffe. Er verheimlichte etwas.
Er blieb stehen. »Hier ist es.«
Er zeigte auf einen Haufen Blech, den ich nie im Leben als Mercedes identifiziert hätte, wenn nicht daneben der Stern intakt und wie ein Mahnmal gelegen hätte. Moritz beugte sich zu dem Stern.
»Oh, den hab ich ja ganz übersehen. Der bringt noch ein paar Euro.«
Er grinste verlegen, während er ihn nahm und einsteckte. Ich betrachtete den Haufen aus mitternachtsblauem Blech, silbernen Streben, Rohren und Gummi. Hier waren alle Spuren vernichtet.
Moritz räusperte sich. »Finden Sie den Weg zurück? Ich muss nach vorn, da wartet ein Kunde.«
Es war sinnlos, hier noch länger zu bleiben und nach Nichtvorhandenem zu suchen.
»Ich komme mit.« Wieder holte ich mein Portemonnaie aus der Hosentasche. Ich hatte nur noch einen Fünfziger und zwei Zwanziger, die ich innerlich fluchend herausnahm. Das Geld würde ich Franz auf die Rechnung setzen.
»Das gebe ich Ihnen, wenn Sie mir sagen, was Ihnen aufgefallen ist.«
Er zögerte ganz kurz. »Mir ist nichts aufgefallen.«
Er log. Das konnte ich ihm an der Nasenspitze ansehen. Sollte ich ihm einen Scheck geben, nur um dann zu erfahren, dass der Auspuff locker oder das Lenkrad zu groß für diesen Wagen gewesen war, dazu war ich dann doch nicht bereit.
In Zeitlupe steckte ich die Scheine wieder ein, doch bevor das Portemonnaie in den dunklen Tiefen meiner Hosentasche verschwand, legte Moritz seine Hand auf meinen Arm.
»Da war doch was ganz Merkwürdiges. Ich kann es Ihnen zeigen.«
Überrascht sah ich auf.
Moritz, statt sich wieder der Leiche des Mercedes zuzuwenden, ging zu dem Haus am Eingang des Schrottplatzes. Verwundert folgte ich ihm.
    Als wir beim Haus angekommen waren, war Franz immer noch nicht aufgetaucht. Dafür stand der Kerl aus dem Abschleppwagen fordernd vor dem Häuschen und ließ erst einmal eine Schimpftirade ab, die Moritz jedoch erstaunlich lässig über sich ergehen ließ. Er sagte mir, dass ich etwas warten sollte, bis er sich wieder um mich und die Angelegenheit kümmern könnte.
Ich nickte und beobachtete, wie sie einen völlig zusammengestauchten roten Ford vom Abschleppwagen holten und zu den anderen Wagen in der Abfertigungsschlange brachten.
Ich sah auf die Uhr. Franz war jetzt schon eine Stunde überfällig, was mich extrem ärgerte. Ich versuchte noch einmal, ihn anzurufen, erfolglos.
Endlich kam Moritz. Er steuerte auf den kleinen Schuppen neben dem Haus zu und gab mir einen Wink.
»Kommen Sie mit.«
Ich folgte.
Es war dunkel in dem Raum. Bei den Geräten, die ich schon von draußen gesehen hatte, handelte es sich um Metallschneider, Sägen und Bohrer. Auch ein selbstgebastelter Rasenmäher war darunter und ein Mini-Auto, in das nur ein Kind oder ein Zwerg gepasst hätte und das nicht gerade straßentauglich aussah. An den Wänden hingen ein paar Nummernschilder mit interessanten Buchstabenkombinationen wie BU-MS oder PI-SS, und auf zwei einfachen Regalen lagen ein Erste-Hilfe-Kasten und ein paar Decken.
Moritz steuerte auf eines der Regale zu und holte eine unter den Decken versteckte Klappe hervor, die aussah, als gehörte sie auf ein Handschuhfach. Er reichte sie mir.
»Hier. Das hab ich darin gefunden. Ist schon seltsam, oder?«
Erst konnte ich nicht sehen, was er meinte, doch als ich die Unterseite ins Licht hielt, verschlug es mir den Atem. Darauf war ein Zeichen geritzt, das ich noch nie gesehen hatte. Es sah aus wie ein Stern mit Ständer, oder wie ein verunglückter Tannenbaum oder wie ein Stundenglas mit einem Chinesenhut darauf. Jeder Psychiater hätte seine Freude damit gehabt, die verschiedenen Interpretationen zu hören.
Ich sah es mir genauer an und fühlte über die Gravur. Sie war uneben und ungenau, als hätte sie jemand in größter Eile mit einem ungeeigneten Gegenstand geritzt. Ich konnte mir keinen Reim darauf

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