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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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sogar extra gekauft hatte.
Schwere Kopfverletzung.
Sie könnte auch vor dem Sturz verursacht worden sein, das war im Nachhinein kaum mehr nachvollziehbar. Durch einen schweren Schlag auf den Kopf zum Beispiel.
Und von einem Seil war keine Rede in dem Bericht.
Franz spürte, wie sein Herz eine winzige Spur schneller schlug.
Keine Zeugen. An einem Samstagnachmittag bei schönem Wetter. Da müsste es doch nur so wimmeln von Kletterern in einem bekannten Klettergebiet.
Er blätterte zurück auf die erste Seite.
Sichergestellte Gegenstände am Unfallort: ein Rucksack der Marke LOWE, Haken, Steigeisen, eine Trinkflasche, ein Nokia-Handy. Im Rucksack etwas zu essen, eine Jeans, Pflaster und Bandagen.
Auf zwei abgebildeten Fotos war die Leiche zu sehen, kein schöner Anblick, aber der Mann trug eindeutig einen Sicherheitsgurt. Und daneben lag ein Seil.
Franz sah noch einmal auf die Liste der sichergestellten Gegenstände. Dort war kein Seil aufgeführt. Aber auf dem Foto war es eindeutig zu sehen.
Franz war plötzlich hellwach.
Das bedeutete, dass er gesichert gewesen war. Fabian Wendels Tod konnte kein Unfall gewesen sein. Er war mit einem Seil gesichert, konnte also nie im Leben abgerutscht und gestürzt sein. Jemand musste das Seil manipuliert und zur Seite gebracht haben.
Aber wieso tauchte das Seil nicht mehr in der Liste der sichergestellten Gegenstände auf? Wohin war es verschwunden? Wer hatte es zur Seite geräumt? Und vor allem, warum?
Franz spürte den Adrenalin-Rausch in seinen Adern, den er immer dann bekam, wenn er bei einer Story den Kern erkannt hatte. Wenn er spürte, dass er einer großen Sache auf der Spur war.
Immer mehr Fragen tauchten auf, die nach einer Antwort schrien. War das Seil durchgescheuert oder hatte es jemand mit einem Messer oder etwas Ähnlichem durchtrennt? Und wenn es tatsächlich ein Mord war, warum durfte das keiner wissen? Was sollte vertuscht werden? Wieso war ein Apotheker aus Kreuzberg so wichtig, dass jemand aus der obersten Riege der Polizei oder Staatsanwaltschaft bemüht wurde, seinen Tod als Unfall zu deklarieren?
Franz griff zum Telefon, das neben seinem Computer unter den Akten auf dem Schreibtisch lag, und begann, Peters Nummer zu wählen, doch er legte schnell wieder auf. Wenn er seinen Freund um diese Uhrzeit aus dem Bett holte, würde der ihm die Hölle heiß machen. Und wenn nicht er, dann auf jeden Fall Nicole.
Er sah sich die Akten noch einmal mit vor Aufregung glänzenden Augen an. Ein Anfang war gemacht.
Morgen würde er dann mit dem Beamten in Sachsen sprechen, der den Fall bearbeitet hatte.
    Plötzlich spürte er einen leichten Luftzug im Nacken. Verwundert sah er auf. Die Fenster in der Wohnung waren alle geschlossen, es war unmöglich, dass es zog. Er hatte es sich wahrscheinlich nur eingebildet.
Er beugte sich wieder über die Papiere, die unordentlich vor ihm lagen, und las weiter. Bauunternehmer Ulrich aus Potsdam – lass mal sehen, was bei dir nicht stimmt.
Doch auf einmal hatte er das Gefühl, als würde ein Schatten durch den Korridor huschen. Im Augenwinkel hatte er eine Bewegung gespürt. Er sah auf. Aber auch das war unmöglich. Die Tür war verschlossen und von innen verriegelt.
Nichtsdestotrotz stand er auf und ging in den Korridor, wo er das Licht einschaltete. Der Raum war leer und lag still und unberührt.
Franz schüttelte leicht den Kopf über seine Paranoia und ging in die Küche, um sich ein Bier zu holen. Oder besser ein Glas Wasser. Er brauchte einen klaren Kopf. Einen Kaffee zu machen, dafür hatte er jetzt keine Lust. Er schaltete das grelle Küchenlicht an, um es jedoch sofort wieder auszumachen. Die kleine Herdlampe reichte völlig aus. Er knipste sie an und ging zum Spülbecken, wo er den Wasserhahn aufdrehte. Neben der Spüle stand ein leeres Glas, das er nahm und mit Wasser füllte. Dann wandte er sich zur Tür, um wieder ins Arbeitszimmer zu gehen. Doch als er auf dem Küchentisch eine angefangene Schachtel Zigaretten sah, nahm er sie und holte eine Zigarette heraus. Dann schnappte er sich das Feuerzeug und zündete die Zigarette an. Er ging zurück zum Herd und schaltete die kleine Herdlampe aus.
Danach wollte er zurück ins Arbeitszimmer gehen, doch als er sich zur Tür wandte, stockte sein Schritt.
Da war er wieder.
Der Schatten.
    ***
    Nicole war verständlicherweise nicht begeistert davon, dass ich heute schon wieder mit Franz verabredet war. Sie wollte bei dem schönen Frühlingswetter mit mir spazieren gehen, unterwegs irgendwo

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