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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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mehr oder weniger vorantasten musste. Dann stand ich vor Monika Fiderers Tür und klingelte erneut.
Eine kleine, rundliche Person öffnete mir die Tür. Sie war über vierzig, eher an die fünfzig, hatte rötlich gefärbtes Haar, das schon mindestens einen Zentimeter grau-braun aus der Kopfhaut nachwuchs. Sie trug eine Art Kaftan, doch darunter offenbar nichts weiter, denn ihre Brüste hingen in dem Stoff schlaff nach unten.
Sie bat mich herein.
    Die Wohnung roch nach Räucherstäbchen und Tee, der Dielenboden war mit orientalischen Teppichen ausgelegt. An den Wänden hingen Wasserpfeifen und Abbildungen von ihnen. Auch das Plakat eines Bauchtanzstudios, der Adresse nach direkt um die Ecke gelegen, fand sich an einer Wand. Im Wohnzimmer stand ein Diwan, auf dem mehrere Decken bunt durcheinander lagen. Ich bemerkte ein paar Schränke, auf denen ebenfalls Wasserpfeifen standen, und auf dem Tisch neben der Tür befanden sich schmutziges Geschirr und ein Aschenbecher. Gegenüber an der Wand lehnte ein kleiner Schreibtisch mit einem Computer. Der Bildschirmschoner zeigte – was hätte ich anderes erwarten sollen – eine Wasserpfeife.
Ich bezweifelte inzwischen, dass sich Frau Fiderer als nützliche Quelle für mich erweisen würde, denn ihre offensichtliche Vorliebe für Wasserpfeifen und deren Nutzung ließ mich nachdenklich werden. Dennoch setzte ich mich auf einen der Stühle am Tisch. Sie räumte langsam und behäbig das Geschirr in die Küche, bevor sie sich zu mir setzte.
»Sie sind wegen Herrn Degenhardt hier. Ich weiß nicht, inwiefern ich Ihnen da helfen kann.«
Sie sprach leise und getragen, aber sie wirkte klar und bei Verstand.
»Ich wollte Sie fragen, was Sie über seine Klienten wissen. Ob er Schwierigkeiten mit ihnen hatte oder in dunkle Geschäfte verstrickt war.«
Sie sah mich überrascht an. »Das weiß ich nicht.«
»Aber Sie wissen doch, mit wem er es da zu tun hatte. Ist Ihnen niemand aufgefallen?«
»Nein. Ich bin Frührentnerin wegen meiner Gesundheit, deshalb hatte ich nur eine halbe Stelle, war also nicht immer da.«
»Können Sie sich vielleicht an ein paar Namen erinnern.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Kennen Sie einen Uwe Zappis?«
Sie schüttelte wieder den Kopf. »Nein.«
»Hat er vielleicht sein Auto beim Autohandel Adhab in Spandau gekauft?«
»Ich glaube, er hatte kein Auto. Hören Sie, Herr Mustermann, ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen.«
Ich war am Ende mit meinem Latein. »Ich möchte nur etwas über seine Klienten wissen, mehr nicht.«
Sie zögerte.
Ich witterte Morgenluft.
»Ich habe von allen Akten immer eine Sicherungsdatei angelegt, weil ich diesen Computern nicht traue, und weil ich auch zu Hause manches nachgearbeitet habe, wenn ich es in der normalen Arbeitszeit nicht geschafft hatte, aber ich kann Ihnen das nicht geben. Schweigepflicht.«
»Sind Sie Anwältin?«
»Nein, ich war nur seine Sekretärin.«
»Dann gilt für Sie keine Schweigepflicht.« Ich fühlte mich auf einmal sehr viel besser und unglaublich clever.
»Ich weiß nicht, ob ich das darf.«
»Frau Fiderer, Herr Degenhardt ist tot, seine Klienten werden inzwischen von ganz anderen Anwälten betreut. Was soll es schaden, wenn ich da mal einen Blick hineinwerfe.«
Sie zögerte immer noch und nestelte an ihrem Kaftan. »Ich weiß nicht.«
»Sie verletzen damit kein Gesetz, das ist sicher. Für Sie besteht keine Schweigepflicht. Wenn, dann hat Herr Degenhardt diese Pflicht verletzt, indem er Ihnen die Akten anvertraut hat.«
Sie begann, noch nervöser an ihrem Kaftan zu zerren. Ihre Stimme war kaum hörbar. »Na ja, er hat sie mir ja nicht richtig anvertraut, ich hab sie mir genommen, weil ich sie besser ablegen und speichern wollte, damit er schneller an sie herankam. Sie waren zwar Passwort geschützt, aber das hab ich geknackt.«
Da lag also der Hund begraben.
»Ich werde Sie nicht verpfeifen. Ehrlich nicht.«
»Und wofür brauchen Sie das?«
Ich wagte einen mutigen Vorstoß. »Ich untersuche, ob es wirklich ein Unfall war, bei dem Herr Degenhardt ums Leben gekommen ist. Dafür muss ich aber wissen, mit wem er Kontakt hatte.«
Es funktionierte. Sie schien ihren ehemaligen Boss sehr gemocht zu haben, denn sie stand nach meiner Antwort sofort auf und ging zu dem Schreibtisch, auf dem der Computer stand. Ihre Brüste schleiften fast über die Tastatur, als sie eine Schublade öffnete und eine CD herausholte, die sie in den Rechner legte. Dann drückte sie ein paar Tasten, holte diverse Dateien

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