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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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vierzig, trug enge Jeans und ein Poloshirt, das eine Nummer zu klein schien und seinen Bauchansatz betonte. Auf seinem Klingelschild stand kein Name, so dass ich nicht wusste, mit wem ich es zu tun hatte.
»Darf ich hereinkommen, Herr ...?«
Er ignorierte meine Frage. »Sie schreiben für den Morgenspiegel?«
»Ja.«
»Ich lese ja lieber die BILD, aber das ist auch okay.«
Er ließ mich mit einer großzügigen Kopfbewegung hinein.
Ich trat ein, ging durch einen kleinen, dunklen Flur, der mich an den von Dr. Gruneveld erinnerte, in ein großes, hell eingerichtetes Wohnzimmer, in dem die modernste Technik neben teuren, verchromten weißen Möbeln stand. An einer Wand glänzte ein Chrom-Spiegelschrank, gegenüber ging der Flatscreen-Fernseher fast über die ganze Breite der Wand. Unter den Fenstern stand die weiße Ledercouch-Garnitur, die aussah, als wäre sie gerade dem Katalog für »Wohnen im 4. Jahrtausend« entsprungen. Neben der Tür war ein Regal, auf dem Porsche- und Ferrari-Modelle standen, die so teuer waren wie eine neue Windschutzscheibe eines richtigen Autos. Darunter befanden sich ein Buch über die Formel 1 und eine imposante Hightech-Stereo-Anlage. In den fleckenlos weißen Teppich war ein dezentes Muster gewebt, das bei näherem Hinsehen eine nackte Frau zeigte.
Die Einrichtung des Wohnzimmers musste ein Vermögen wert sein, und ich wollte mir lieber nicht vorstellen, wie das Schlafzimmer aussah, denn dass er damit Frauen beeindrucken wollte, lag klar auf der Hand.
Ich wandte mich ihm zu und sah in seine hellen, wässrigen Augen. »Sie haben den Mörder direkt gesehen? Wo? Vom Fenster aus?«
Ich ging zum Fenster, um seinen Blick nachzuvollziehen. Er folgte mir und stellte sich daneben. Von hier aus hatte man tatsächlich eine gute Sicht auf den Eingang von Grunevelds Haus. Das Fenster befand sich im ersten Stock und war ungefähr fünfzehn Meter vom Eingang entfernt.
»Ja. Er ging ins Haus. Kurz danach kam er wieder und fuhr davon.«
»Mit was für einem Auto?«
Er beschrieb meinen Wagen und mein Kennzeichen ohne mit der Wimper zu zucken. Ich fragte ihn nach dem Aussehen des Mörders und er lieferte mir eine haargenaue Beschreibung meines Aussehens vor einer Woche, als ich noch dunkle Haare und ein glatt rasiertes Gesicht hatte. Aber dennoch, irgendetwas war seltsam an ihm und seiner Beschreibung.
»Das haben Sie so der Polizei beschrieben?«
»Ja, habe ich. Und deswegen konnten sie ihn finden. Sein Name ist Peter Mustermann, ich hab es in den Zeitungen gelesen.«
In seiner Stimme klang weder Stolz, seine Bürgerpflicht getan und einen Mörder überführt zu haben, noch Freude, das Richtige getan zu haben. Er klang einfach nur gelangweilt.
»Was hat er getan, so dass Sie auf ihn aufmerksam wurden? Und wieso glauben Sie, dass er der Mörder ist? Vielleicht hat Gruneveld noch gelebt, als er wieder rauskam.«
»Nein, ich hab den Schuss gehört, als er drin war. Ganz sicher. Und er verhielt sich merkwürdig, wissen Sie? Aber das hab ich der Polizei schon gesagt. Er ging so seltsam, da wurde ich aufmerksam. Das hat man im Blick. Ich arbeite seit vielen Jahren beim Wachschutz, da entwickelt man ein Gespür dafür.«
»Wachschutz für Firmen?«
»Ja.«
»Ah, ich sehe immer die Fahrzeuge in der Nacht. Ich wundere mich dann jedes Mal, was Sie da machen. So eine Art Patrouille? Wie Streife fahren?«
»Na ja, damit habe ich weniger zu tun. Ich bin im Nachtschutz im Gebäude direkt.«
Mit anderen Worten: Er war Nachtpförtner.
Die Antwort war ihm sichtlich unangenehm, ich konnte sehen, wie er sich innerlich wand und nach einer besseren Beschreibung seiner Arbeit suchte. Aber er fand nichts.
Jetzt sah ich mich noch einmal etwas genauer in dem Wohnzimmer um. Ich bezweifelte, dass ein Pförtner sich solch einen riesigen Markenfernseher leisten konnte, von den teuren Möbeln ganz zu schweigen.
Das konnte der Grund gewesen sein, warum er gelogen hatte. Entweder war er erpresst worden oder ein paar hübsche, frisch gedruckte Euros hatten ihn davon überzeugt, dass ich der einzig richtige Verdächtige war. Das müsste er nur zugeben und dann vor der Polizei und Presse aussagen.
Ich sah ihn wieder an und fragte: »Sie kennen mich nicht, oder?«
Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein, sollte ich?«
»Sie haben mich schon einmal gesehen.«
»Was? Wo? Bei der Party im Club?«
»Nein. Hier, von ihrem Fenster aus.«
Er begriff immer noch nicht.
»Wann?«
»Vor ein paar Tagen. Sie haben mich durch die Tür gehen und wieder

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