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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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Haar beim Essen hinter dem Tresen stand. Mehrere Tische mit Plastikdecken standen im Raum, darum waren unregelmäßig ein paar Stühle gruppiert. In der Ecke flackerte ein Fernseher.
Ich starrte ein wenig auf die schlechte deutsche Serie, die gerade lief, und wartete ungeduldig auf Janosch. Schließlich kam er. Bei dem Licht in der Cafeteria sah ich plötzlich mehrere alte und neue Flecke auf seinem Kittel, was mir ein wenig den Appetit nahm, aber ich hatte sowieso kein Geld, um hier richtig zuschlagen zu können.
Er holte sich einen Orangensaft und setzte sich damit zu mir. »Was kann ich denn nun für Sie tun?«
»Ich brauche Ihre Hilfe. Ich denke, dass Franz ermordet wurde.«
Wieder zog er die Augenbrauen zusammen, doch dann schüttelte er den Kopf.
»Das glaube ich nicht. Wir haben ihn zwar nicht aufgeschnitten, aber alles deutete auf einen Herzinfarkt hin. Er hat ja geraucht und getrunken wie ein Wahnsinniger. Wahrscheinlich rächt sich das irgendwann. Und selbst wenn, er ist nicht mehr hier, falls Sie vorschlagen wollten, dass ich ihn mir noch einmal ansehe.«
Also Planänderung. »Wo ist er jetzt?«
»Im Beerdigungsinstitut, nehme ich an.«
Plötzlich fiel mir siedend heiß ein, dass die Beerdigung für übermorgen angesetzt war. Es schien mehr als fraglich, dass ich daran teilnehmen konnte.
»Wie kann man es noch herausfinden?«
»Sie können zum Staatsanwalt gehen und sich einen Beschluss für eine Exhumierung geben lassen, wenn ein dringender Verdacht vorliegt, aber ich denke nicht, dass Sie damit durchkommen. Tut mir leid. Wie kommen Sie darauf, dass er getötet wurde?«
Ich wusste nicht, was und wie viel ich ihm erzählen sollte, deshalb ließ ich es lieber sein. »Es ist so ein Gefühl. Es spricht viel dafür, wissen Sie.«
Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Das Einzige, was mir dazu einfällt, wäre Gift, aber Ihr Gefühl wird für eine Exhumierung nicht reichen, fürchte ich.«
Ich nickte. Neidisch sah ich auf den Orangensaft des Gerichtsmediziners, den er in genüsslichen Schlucken trank, und starrte dann auf meine schmutzigen Hände. »Dann werden die Sieben Zwerge wohl mit einem weiteren Mord durchkommen«, sagte ich schließlich leichthin, während ich mich anlehnte und ihn resigniert anlächelte.
Doch er stutzte. »Sieben Zwerge? Was bedeutet das? Wie kommen Sie darauf?«
Etwas an seiner Reaktion machte mich hellhörig. Er schien den Begriff zu kennen. »Ich meine nicht das Märchen.« Meine Stimme wurde ernst.
»Ich auch nicht.«
»Was wissen Sie darüber?«
»Nichts.« Er wirkte irritiert. »Ich weiß nicht, was es bedeutet, ich habe es nur schon mal gehört, und das war nicht zur Schulaufführung meiner Tochter. Sie war die böse Stiefmutter.« Er lächelte gedankenverloren bei der Erinnerung daran.
»Ich weiß auch nicht genau, was es bedeutet, ich weiß nur, dass es etwas bedeutet. Wo haben Sie es schon mal gehört?«
»Hier, denke ich.« Er kramte in seinem Gedächtnis. »Es war vor ein paar Wochen, maximal drei Monaten. Ein paar Polizisten haben einen Unfalltoten vorbeigebracht und sich dann unterhalten. Das war ein Bankmanager. Ich weiß nicht, ob Sie von dem gehört haben. Er hat eine Menge Wirbel in den Medien verursacht. Bei dieser Gelegenheit habe ich es gehört. Es hatte mich gewundert, dass zwei so junge Kerle über Märchen reden, die sahen nicht aus, als würden sie sich dafür interessieren.«
»Waren es echte Polizisten?« Ich war wieder hellwach.
»Echte Polizisten?« Er lachte auf. »Na, das denke ich schon.«
»Sind Sie sich sicher?«
»Ja! Was sollen es denn sonst für welche gewesen sein?«
»Haben Sie die Autopsie bei dem Unfallopfer durchgeführt?«
»Nein, das war ein anderer.«
»Wer?«
»Keine Ahnung, ich kannte ihn nicht. Er war nicht aus unserem Institut.«
»Hatte Franz mit Ihnen darüber gesprochen, dass dieser fremde Gerichtsmediziner hier einfach an dem Fall arbeitete?«
»Ja, das hat er. Ist noch gar nicht so lange her.«
Ich atmete tief ein und hielt die Luft an. »War das ein echter Gerichtsmediziner?«
»Wie meinen Sie das? Natürlich war er echt. Er war nur nicht von hier.«
»Er war von nirgendwo. Das hat jedenfalls Franz gesagt. Und vielleicht kommen die Polizisten auch von nirgendwo. Ist Ihnen an denen irgendetwas Besonderes aufgefallen? Vielleicht dieses Zeichen?«
Ich holte das Zeichen der Dreiecke aus meiner Hosentasche. Das Papier war inzwischen schon ziemlich zerknittert, aber das Zeichen war noch immer sehr gut lesbar.
Er betrachtete es und nickte

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