Das Sehnen der Nacht (German Edition)
informiert, auch wenn sie dadurch wahrscheinlich Malcolms Rachepläne durchkreuzt hatte. Im Hauptquartier in Boston war seit ihrem letzten Anruf das Chaos ausgebrochen, aber Gideon hatte sich sofort mit einem ihrer Verbündeten von der Agentur in Verbindung gesetzt und erfahren, dass man in London schon von Reiver wusste, und eine Elitetruppe aus Agenten daran arbeitete, ihn zu Fall zu bringen. Sie hatten sogar einen ihrer Spitzenagenten in Reivers Organisation eingeschleust, wo der Mann als einer von Reivers Leibwächtern angestellt war.
Danika warf einen Blick auf den riesigen, gefährlich aussehenden Stammesvampir, der sich die schwarzen Haare zu einem wirren Zopf zusammengebunden hatte. Der Leibwächter namens Thane – der sich Reivers Befehl widersetzt und ihr und Malcolm geholfen hatte. Ein paar von Reivers Gästen lagen dank Thane tot auf dem Weg, der Rest war geflohen. Einige waren zurück ins Haus gelaufen, andere hatten sich über den schneebedeckten Rasen aus dem Staub gemacht.
Nun stand der Undercover-Agent reglos neben Malcolm. Beiden war klar, dass das Kind alles für Danika bedeutete. Keiner wollte Reiver einen Anlass geben, dem kleinen Connor etwas anzutun.
»Waffen fallen lassen, alle beide.« Reivers Stimme hatte nichts Menschliches mehr, es war nur noch ein heiseres, bedrohliches Knurren. »Legt sie auf den Boden oder ich reiße dem Kind den Arm ab und verfüttere ihn an seine Mutter, während ihr zusehen dürft.«
»Oh Gott«, stöhnte Danika, die ihr Entsetzen nicht mehr für sich behalten konnte. »Bitte tun Sie meinem Baby nichts. Bitte …«
Es gab keine andere Möglichkeit, und doch wusste Danika nicht, was furchtbarer war: Reivers grausige Drohung oder der Anblick von Malcolm und Thane, die langsam ihre Waffen auf den Boden legten.
»Und jetzt tretet zurück. Geht zurück, bis ich stopp sage.«
Sie gehorchten, obwohl in den Augen von beiden Stammesvampiren bernsteinfarbene Funken blitzten. »Lass sie gehen«, fauchte Malcolm. »Verdammt, du perverser Dreckskerl … lass sie gehen.«
Reiver lachte auf. »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
Der eiserne Griff in Danikas Haaren löste sich, und plötzlich wurde sie mit einem gewaltigen Stoß nach vorn geschleudert. Reiver hatte sie mit solcher Kraft gestoßen, dass sie fast flog und sich nicht auf den Beinen halten konnte. Malcolm stürzte ihr mit übermenschlicher Geschwindigkeit zu Hilfe und fing sie auf.
Aber Reiver war noch nicht fertig mit ihnen.
Danika spürte, dass ihr Kind in Gefahr war, noch bevor Reiver Connor hoch in die Luft schleuderte. Sie fuhr herum, und da war er – ihr kleiner Sohn, ihr Liebstes. Reiver hatte ihn die Luft geworfen wie ein Bündel Lumpen. Er drehte sich um und flüchtete in die Dunkelheit.
Danika starrte hoch zu ihrem hilflosen Kind, die Angst zerriss ihr fast das Herz. Sie schrie in höchster Not.
***
Ihr Schrei brachte Malcolm zur Besinnung.
Er rannte los, schnellte aus dem Lauf hoch in den Himmel und fing Connor mitten im Fall auf. Der Junge landete sicher in seinen Armen. Danika kniete auf dem Boden und hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben. Sie zitterte am ganzen Leib. Thane stand neben ihr und versuchte sie zu trösten.
»Dani«, flüsterte Mal. »Danika, alles ist gut. Connor ist in Sicherheit.«
Sie hob den Kopf, Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie schluchzte auf, als sie ihm das weinende Baby aus den Armen nahm. »Oh Mal.« Sie legte ihm einen Arm um den Nacken und zog ihn mit dem geliebten Kind in eine Umarmung. »Malcolm, ich danke dir. Danke, dass du meinen Sohn gerettet hast. Ohne dich wären wir beide tot.«
Er küsste sie auf die Stirn und nahm sie in die Arme. Nie war er sich seiner Liebe sicherer gewesen als in dem Augenblick, als er Danika schon tot in den Händen von Reiver gesehen hatte. »Ist gut, ist ja schon gut«, beruhigte er sie. »Ihr seid beide in Sicherheit. Aber jetzt müsst ihr schleunigst hier weg.«
Er half ihr auf die Füße. Danika und Connor mussten verschwinden, aber er konnte nicht mit ihnen gehen. Noch nicht. Nicht nach dem, was Reiver ihnen heute Nacht angetan hatte.
Thane, der Leibwächter, der gar keiner war, blickte Mal mit entschlossener Miene an. »Reiver kommt nicht weit. Und auch seine Kumpane nicht. Die Agentur ist darüber informiert, was heute hier stattgefunden hat. Meine Männer müssen gleich da sein. Vielleicht warten sie schon vor dem Haus darauf, dass sie die Kerle
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