Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
hervorragend.
Toy, toy, toy: Sexspielzeug
Meine erste Begegnung mit Sexspielzeug hatte ich im Alter von zwölf Jahren. Ich war mit meiner Mutter unterwegs, wir wollten uns ein neues Auto ansehen. Unsere rote Ente hatte den Überlebenskampf gegen die Fahrkünste meiner Mutter schlussendlich verloren. Der bedauernswerte Nachfolger sollte ein Ford Escort werden, den sie in einer Kleinanzeige der örtlichen Zeitung entdeckt hatte. Er tat mir jetzt schon leid. Der Escort und sein rotwangiger Besitzer erwarteten uns in der Mitte eines hübschen Bauernhofes, fein aufgestellt zwischen Misthaufen und Traktor.
Mit zwölf passiert es einem noch, dass man mitunter die Wohnung verlässt, ohne vorher in sich hineinzuhören, ob man eventuell dringend auf die Toilette muss. Da ich einen generalstabsmäßigen Anpfiff vermeiden wollte, schwieg ich auch die Fahrt über. Just als meine Mutter mit dem Oberkörper in der Motorhaube verschwand (sie kann zwar nicht fahren, aber in Automechanik macht ihr so schnell niemand etwas vor), war das Fass in mir kurz vorm Überlaufen. »Ich müsste auf die Toilette.« Der Kopf meiner Mutter tauchte hinter der Haube auf und sie und der Rotbackige sahen mich an. »Dringend«, sagte ich und guckte auf den Boden, um die Farben der Pflastersteine zu vergleichen. Meine Mutter seufzte. Gnädigerweise unterließ sie es, vor dem wildfremden Mann meine Gewohnheiten das Wasserlassen betreffend zu kritisieren. Sie seufzte stattdessen melodisch.
»Dürfte sie wohl
?«, meine Mutter sah Rotbacke über die Schulter an. Der trat von einem Bein aufs andere und verglich die Farben seiner Dachschindeln. Meine Mutter hob die Augenbrauen und legte den Kopf schief. »Nun?« Ich konnte mich in diesem Moment genau in diesen kleinen, bauchigen Bauern mit Glatze hineinfühlen. Wenn Mutter einen mit diesem Blick ansah, bekam man es mit der Angst zu tun. »Die Treppe hoch, die erste Tür links.«
Im Haus roch es nach Kohlgemüse und Stall, die Holztreppe mit den halbrunden Teppichfliesen knarrte unter meinen Füßen. Im Obergeschoss befanden sich mehrere Türen, dahinter standen vermutlich schwere Betten mit Blümchenbettwäsche darauf und Kruzifix darüber. Ich betrat das Bad, es war komplett rosa gefliest, was meinem Geschmack vollkommen entsprach. Während ich, den Kopf auf die Hände gestützt, auf der Schüssel saß, betrachtete ich die Badewanne gegenüber. Der ehemals beigefarbene Duschvorhang war zugezogen. Was einem mit zwölf und auch viel später noch passieren kann, ist, dass man plötzlich Gespenster sieht, wo keine sind. Mir war der vorgezogene Vorhang unheimlich, bei uns zu Hause war er immer offen, wenn niemand duschte. Mit dem heroischen Motiv, mich meiner Angst zu stellen und um mir zu beweisen, dass sie unbegründet war, kehrte ich vor der Badtür noch einmal um und sah hinter den Vorhang. Und war von dem Anblick für einen Moment völlig überfordert. In der Badewanne stand, wie auch bei uns des Öfteren, ein klappbarer Wäscheständer. Ganz anders als bei unserem Ständer hingen an diesem keine frisch gewaschenen Socken, sondern ich erblickte eine komplette menschliche Haut aus Gummi. Da hing ein luftleerer Kopf mit blonden Locken und sah mich mit großen blauen Augen und einem zum O geformten Mund an. Einerseits sagte mir meine Erfahrung, dass Menschenhaut mit ziemlicher Sicherheit nicht aus Gummi war und dass es sich um so etwas wie eine Puppe handeln musste. Andererseits dauerte diese Erkenntnis lange genug, um zu befürchten, dass wir in die Hände eines wahnsinnigen Menschenaussaugers gefallen waren.
Als ich über den Hof den beiden Erwachsenen entgegenging, sah der Rotbackige während seiner Unterhaltung immer wieder zu mir, als hoffte er, in meinem Gesicht lesen zu können, ob ich sein Geheimnis entdeckt hatte oder nicht. Ich bin überzeugt, dass er es sah. Natürlich konnte ich vor meiner Mutter nichts sagen und wurde unfreiwillig zu seiner Komplizin. Ein langer und eindringlicher Blick von Rotbacke beim Abschied sollte mir wohl einschärfen, auch später nichts zu verraten. Ich überlegte die ersten paar Kilometer, dann siegten die Neugier und vor allem das diffuse Wissen, mit einem echten Knaller aufwarten zu können, auch wenn mir nicht ganz klar war, was ich eigentlich gesehen hatte.
Meine Mutter liebt die Geschichte. Sie hat damals so lange und so laut gelacht, dass ich befürchtete, sie bekäme keine Luft mehr. Sie erzählte sie allen. Ich konnte auch immer schon von Weitem sehen,
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