Das sexuelle Leben der Catherine M.
veröffentlicht, dass beispielsweise die Leser meiner Artikel und meiner Bücher sie sehen. Wenn ich durch den starken Schmerz völlig ohnmächtig bin, wäre das in gewisser Weise ein Ausgleich – meinen körperlichen Verfall zum Abschluss bringen, indem ich ihn dem Blick anderer aussetze. Die Beziehung mit Basile war immer locker, heiter und voller Lust. Wenn ich in seiner Gegenwart krank wurde, musste das mit derselben Einfachheit gehen, mit der ich mich ihm hingab, wenn er mich von hinten nahm, nachdem wir gut gegessen hatten und ich meinem aufgeblähten Bauch ein paar Fürze entfahren ließ. Basile war ein feinfühliger und scharfsinniger Mann, unsere Unterhaltungen waren immer lebhaft. Eines Tages war er so lieb, mir für meine große Nase ein Kompliment zu machen, ich hatte deswegen immer Komplexe, doch er meinte, sie verleihe meinem Gesicht Charakter. Auch er kam meistens in meinem Arsch, aber nie ohne vorher mit sicherem Zeigefinger den empfindlichsten Punkt meines Körpers stimuliert zu haben. Nachdem ich kein Wort mehr sagen und auch nicht mehr auf die Berührung seiner Hände reagieren konnte, konnte ich ihm immer noch diesen Anblick bieten, wenn ich mich vollständig bis hin zur Schrumpfung meiner ganzen Person gehen ließ.
Kopfschmerzen haben oft äußerst schwer zu definierende Ursachen. Wer darunter leidet, weiß das. Es nimmt dem Betreffenden gewissermaßen die Schuld, wenn der Grund offensichtlich ist und er selbst dafür verantwortlich ist: zu viel Alkohol oder zu viel Sonne. Ich war in meinem Leben nur zwei, drei Mal betrunken. Einmal mit Lucien, der sich vor seinen Freunden und ohne Wissen seiner Frau auf dem Teppich in seinem Wohnzimmer über mich hermachte. Er hatte mich außerhalb von Paris zum Essen zu einem befreundeten jungen Paar mitgenommen. Ich merkte gar nicht, dass ich zu viel Champagner trank. Die Leute wohnten in einem großen Haus, das man durch die Küche betrat, in der man auch aß. An der hinteren Wand waren zwei Türen, die in getrennte Zimmer führten. Der Abend muss dann in ihrem Schlafzimmer weiter gegangen sein. Ich versuche, mich zu erinnern: Lucien und der Mann tragen mich zum Bett, sie streicheln mich, ich konzentriere mich auf die Hosenschlitze. Die junge Frau bleibt ein wenig im Hintergrund, ihr Mann umarmt sie, küsst sie und sagt, sie soll sich zu uns legen. Sie geht ins Bad, er folgt ihr, kommt zurück und erklärt, das sei nicht Christines Ding, aber wir könnten machen, was wir wollten, es störe sie nicht. Ich komme mir vor, als würde ich unfreiwillig ein Hörspiel verfolgen, das im Sommer aus den offenen Fenstern des Nachbarn in den Hof dringt. Sicherlich aus Rücksicht auf Christine, die jedoch nicht mehr wieder kommt – steht sie vor dem Spiegel im Bad oder sitzt sie unschlüssig auf dem Badewannenrand? –, gehen wir ins andere Zimmer.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob der Gastgeber mich nahm, dafür weiß ich, dass Lucien es tat und dass ich ganz apathisch war. Das Federbett war wie ein Schlund, in den sich mein Unterleib drückte. Lucien muss gemerkt haben, dass es mir nicht gut ging; meine Scheide, die er sanft beackerte, wurde feucht, nass, beatmet von dieser Tiefe, während eine lähmende Kraft Kopf, Nacken, Schultern, bis hinunter zu meinen leicht gespreizten Armen auf dem Bett in den Klauen hielt. Trotzdem fand ich die Kraft aufzustehen. Wie oft in dieser Nacht? Vier Mal? Fünf? Nackt ging ich durch die Küche in den Garten, es goss wie aus Kübeln. Im Stehen erbrach ich mich mitten auf dem Weg, ohne noch einen Strauch zu suchen. Dazu muss man wissen, dass jeder Krampf die Arbeit auf dem Amboss unter der Hirnschale in etwas umwandelt, was als ein letztes Reißen des geschlagenen Metalls aufgenommen wird. Der ganze Körper geht in der Hirnmasse auf und wird zur Faust, die in ein offenes Messer greift. Der kalte Regen linderte für einen Moment den Schmerz. Auf dem Weg zurück ins Zimmer spülte ich mir am Ausguss in der Küche den Mund. Am nächsten Morgen bekam ich aus der Apotheke das rettende Medikament, und es war vorbei; Lucien sagte, er hätte mich in der Nacht mehrmals genommen und ich hätte so ausgesehen, als hätte es mir Spaß gemacht. Das war eines der wenigen Male, dass ich gevögelt wurde, ohne bei Bewusstsein zu sein. Einige Monate später bekam ich Besuch von der jungen Frau. Sie und ihr Freund hatten einen schlimmen Autounfall gehabt, er war dabei ums Leben gekommen, und seine Familie hatte sie aus dem Haus gejagt, wo sie mit ihm
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