Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
Vom Netzwerk:
kalter Wind kam auf und blies Sid Staub in Nase, Mund und Augen. Er stieg vom Pferd und kramte seinen Mantel aus dem Rucksack. Als Sid wieder hoch zu Ross saß und mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Heimat spähte, begannen sich dort die größten und schwärzesten Wolken aufeinander zu türmen, die Sid jemals gesehen hatte.
    Angespannt hielt er nach einem geeigneten Unterschlupf Aussicht, in dessen Schutz er die Nacht verbringen konnte. Aber weit und breit war kein einziger Baum zu sehen, nur niedriges Gestrüpp wuchs hier und da aus der harten Erde. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit Siri möglichst dicht hinter so einem Strauch auf den Boden zu kauern und zu hoffen, dass sich das Unwetter nicht genau über ihnen entladen würde.
    Kaum war Sid abgestiegen und hatte die nervös tänzelnde Siri dazu gebracht, sich hinzulegen, da zuckten auch schon die ersten Blitze durch die hereinbrechende Dunkelheit. Der Wind wurde noch stärker, und die Sturmböen, die nun über Sid hinwegfegten, waren bald so kraftvoll, dass sich die Zweige der vereinzelten Sträucher bis auf den Boden herab bogen. Als wenig später der Regen ohne Unterlass auf Sid herab prasselte, schmiegte er sich eng an seine Stute und versuchte, sich an dem Pferdeleib zu wärmen, aber das eisige Wasser, das ihm durch Mantel, Hemd und Hose bis auf die Haut drang, ließ ihn bitterlich frieren. Im Nu waren seine Finger und seine Zehen taub vor Kälte.
    Am Morgen ließ der fürchterliche Wind endlich nach, aber immer noch fielen schwere Wassertropfen vom bleigrauen Himmel. Sid zitterte nun so sehr, dass er Probleme hatte, sich auf sein treues Pferd zu schwingen. Wie froh war er, als er nach scheinbar unendlich langer Zeit ein Meer von Bäumen am Horizont auftauchen sah. Ungeduldig trieb er Siri an und erreichte noch am frühen Nachmittag den schützenden Waldrand. Doch auch während Sid dann in das grüne Dickicht eindrang, hörte der Regen nicht auf. Immer wieder platschten vom dichten Blätterdach dicke Tropfen herab und trafen ihn im Nacken und im Gesicht, während er sein Pferd zwischen den Bäumen hindurch führte. Trotzdem gelang es ihm wenig später, ein kleines Feuer zu entzünden, an dem er sich erschöpft niederließ, um sich und seine durchweichte Kleidung zu trocknen. Wenigstens musste er diese Nacht nicht fieren.
    Irgendwann in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages hörte das stetige Tropfen auf, doch statt des Regens fiel nun ein dichter Nebel auf den Wald herab und kroch unaufhaltsam zwischen die Laub- und Nadelbäume hinein. Missmutig packte Sid seine Sachen zusammen und setzte seinen Weg quer durch den Wald fort. Zum Glück standen die einzelnen Stämme hier nicht mehr allzu nah beieinander, sodass Sid recht gut vorwärts kam.
    Fergon hatte ihm geraten, sich von diesem Wald nicht abdrängen zu lassen, wenn er nicht einen riesigen Umweg in Kauf nehmen wollte, und so wanderte Sid mit seinem Pferd durch die grüne Pflanzenwelt immer weiter Richtung Norden, bis ihm nach zwei Tagen um die Mittagszeit herum die Gegend plötzlich sehr bekannt vorkam. Überrascht blieb er stehen und musterte scharf die Bäume. Irgendwie sah die Eiche dort hinten genauso aus wie das geheime Vorratslager seiner Familie. Er trat ganz nah an den knorrigen Baum heran und stellte verdutzt fest, dass er tatsächlich richtig vermutet hatte. Er war wieder Zuhause! Fast zärtlich berührte er den rauen Stamm, an dem er so oft hinaufgeklettert war.
    Natürlich hatte ihm Fergon von diesem Wald jenseits der Grenze erzählt, aber niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass es sich hierbei schon um seinen Wald handeln würde. Sid hatte damit gerechnet, dass viel mehr Zeit vergehen würde, ehe er sich wieder in der Heimat befand. Mit einem Lächeln musste er an Erko denken, der stets behauptet hatte, dass südlich des Waldes nichts als unfruchtbare Erde zu finden sei. Kein Wort über König Nuhr und dessen Volk war je über seine Lippen gekommen. Aber Sid musste zugeben, dass Erkos Unwissenheit diesbezüglich eigentlich kein Wunder war, denn er hatte ja noch nicht einmal etwas von den großen Städten im nördlichen Teil des eigenen Landes gewusst. Keiner aus dem Dorf war jemals dort gewesen. Niemand hatte sich Gedanken darüber gemacht, wie und wo Lergos und seine Untertanen wohnten. Vielmehr waren sie alle der Auffassung gewesen, dass das Leben in Lergos Reich überall so aussehen würde wie hier bei ihnen.
    Der laute Schrei eines Kuckucks riss Sid aus

Weitere Kostenlose Bücher