Das siebte Tor
dieser
Kreatur gelang, in das Todestor einzudringen, mußte Haplo sich gegen zwei
dieser Ungeheuer zur Wehr setzen, und den ungleichen Kampf konnte er nicht
gewinnen, besonders, wenn Xar sich gegen ihn wandte, wie zu vermuten war.
»Ich darf ihn nicht im Stich lassen!« Alfred
rang die Hände und suchte in sich nach dem anderen Alfred, seinem Alter ego,
dessen wirklicher Name Coren lautete, der Auserwählte.
Plötzlich, durch eine Laune der Omniwelle, fand
Alfred sich in das Mausoleum auf Arianus zurückversetzt. Er schaute sich um,
verwirrt, aber auch unendlich dankbar, wie aus einem schrecklichen Alptraum
erwacht.
In der Gruft war es still, friedvoll. Die
Kristallsärge, in denen seine Freunde schlummerten, reihten sich an den Wänden.
Als er sich umschaute und noch darüber nachgrübelte, was das alles zu bedeuten
haben könnte, sah er, daß der Deckel seines eigenen Sarkophags einladend
offenstand.
Hineinsteigen, sich hinlegen, die Augen
schließen.
Er tat einen Schritt darauf zu – und stolperte
über den Hund.
In einem Wirrwarr von zappelnden Pfoten und
buschigem Schwanz stürzte er auf den Marmorboden des Mausoleums. Der Hund
jaulte gepeinigt. Alfred war genau auf ihm gelandet.
Mühsam arbeitete der Vierbeiner sich unter dem
lang ausgestreckten Sartan hervor, schüttelte sich indigniert und sah ihn
vorwurfsvoll an. »Tut mir leid… tut mir leid«, stammelte Alfred. Seine
Entschuldigung hallte durch das Gemach wie das Wispern eines Schemens. Der Hund
bellte ungehalten.
»Du hast recht.« Alfred wurde rot und lächelte
schwach. »Ich kann wohl nicht anders, als dauernd um Verzeihung bitten, aber
ich werde mich bessern.«
Der Deckel des Sarkophags klappte zu.
Er befand sich wieder im Innern des Todestores,
und die Schlange hatte die Tür erreicht.
Alfred ließ los – und hielt fest.
Ein grüngeschuppter Drache mit goldenen
Schwingen brauste wie ein Sturmwind aus dem Todestor und griff die Schlange an.
Seine dolchscharfen Krallen durchdrangen die graue Schuppenhaut der Kreatur
und bohrten sich tief in ihr Fleisch.
Die Schlange wand und drehte sich, um freizukommen.
Mit den zahnlosen Kiefern schnappte sie nach dem
schlanken Hals des Drachen, um ihn zu zermalmen, aber ihr Schicksal war
besiegelt. Der Drache schlug die Fänge in den dreieckigen Natternkopf, zwischen
den rotglühenden, haßerfüllten Augen. Blut spritzte, regnete auf das Labyrinth
hinunter. Im Todeskampf stieß das Ungeheuer ein gellendes Kreischen aus, das
die übrige Brut herbeirief. Sie kreisten den Drachen ein, um sich gemeinsam auf
ihn zu stürzen.
Alfred ließ das tote Reptil zu Boden fallen. Es
drängte ihn, ins Sanktuarium zurückzukehren, Haplo zur Hilfe zu eilen, doch er
wagte nicht, die Tür unbewacht zu lassen.
Der grüngoldene Drache zog vor dem Todestor
seine Kreise und erwartete den Angriff der Schlangen.
Haplos Warnruf schreckt Xar aus seiner
Versunkenheit auf. Er brauchte den Kopf nicht zu wenden, um zu wissen, was
geschah. Die Schlange trachtete ihm nach dem Leben. Xar blieb nur ein Bruchteil
einer Sekunde, um die magische Aura seines Körper wiederherzustellen, schon
durchzuckte ein brennender Schmerz seinen Hinterkopf.
Der Fürst taumelte, dann fuhr er herum und sah
Haplo mit Sang-drax ringen. Sie kämpften um den Besitz eines blutigen Dolchs.
»Fürst Xar! Dieser Verräter hat versucht, Euch
zu ermorden!« knirschte Sang-drax und führte einen hinterhältigen Schlag nach
dem Patryn.
Haplo sagte nichts, sein Atem ging schwer und
keuchend. Die Tätowierungen an seinem Körper schimmerten tiefblau, aber sein-
Gesicht war sehr bleich, und er schien am Ende seiner Kräfte zu sein.
Xar tastete nach der Wunde im Nacken, und als er
die Hand zurückzog, waren die Finger blutig.
»Sieh an«, murmelte er geistesabwesend und
verfolgte seltsam unbeteiligt den Kampf zwischen Haplo und der Schlange. Der
Schmerz war eine lästige Ablenkung, doch er hatte nicht die Zeit, sich zu
heilen. Das von ihm geschaffene Runengefüge hing wie ein leuchtendes,
filigranes Gespinst vor den vier Türen zu den vier Welten, doch hier und dort
zeigten sich bereits dunkle Stellen. Nicht mehr von der ungeteilten
Aufmerksamkeit des Fürsten genährt, begann die Magie zu schwinden.
Ungehalten wischte Xar das Blut ab, das an
seinem Hals hinunterrann und im Kragen des Gewandes versickerte, darüber
hinaus schenkte er der Wunde keine Beachtung.
Sang-drax traf Haplo wieder und wieder, mit
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