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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Blut in die Wangen. »Wenn man darüber nachdenkt, ist es ganz logisch. Würde das
Tor sich nach beiden Seiten öffnen, wäre das Labyrinth kein Gefängnis.«
    Marits Erschöpfung war verflogen, frische Kraft
durchströmte sie. »Wenn Xar das Labyrinth verlassen will, muß er zum Letzten
Tor. Dort wird er sehen, in welcher Bedrängnis wir sind! Mein Volk wird zu ihm
schreien, daß er uns beisteht. Er kann uns nicht im Stich lassen. Wir werden
meinen Gebieter dort finden, am Letzten Tor. Und Haplo an seiner Seite.«
    »Vielleicht«, murmelte Alfred, und diesmal war
er es, der ihrem Blick auswich.
    »Nicht nur vielleicht«, sagte Marit bestimmt.
»Brechen wir auf. Ich könnte von meiner Magie Gebrauch machen sie bringt mich
zu…« Xar, hatte sie sagen wollen, aber dann fiel ihr wieder ein, was
geschehen war. Die Wunde an ihrer Stirn brannte. »Zum Letzten Tor«, beendete
sie ernüchtert den Satz. »Ich bin dort gewesen und kann es mir
vergegenwärtigen.«
    »Du hast die Möglichkeit«, meinte Alfred, »aber
uns kannst du nicht mitnehmen.«
    »Was macht das aus?« fragte Marit, von der
plötzlichen Hoffnung wie berauscht. »Wozu brauche ich dich jetzt noch, Sartan?
Mein Gebieter wird gegen seine Feinde kämpfen und siegen. Und Haplo wird
leben.«
    Sie machte sich bereit, den Runenkreis auf den
Boden zu zeichnen. Alfred war aufgesprungen, redete auf sie ein, wollte sie
zurückhalten, doch Marit ignorierte ihn. Wenn er ihr zu nahe kam, dann…
    »Kann ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich
sein, Madame?«
    Ein Herr – sehr stattlich, ganz in Schwarz
gekleidet: schwarze Kniehose, schwarzer Samtrock, schwarze Seidenstrümpfe, das
weiße Haar mit einer schwarzen Schleife zurückgebunden – trat zwischen den
Bäumen hervor. Begleitet wurde er von einem alten Mann mit langem Haar und
Bart, der eine mausgraue Krawatte trug und einen schäbigen, verbeulten spitzen
Hut.
    Der Alte sang.
    »›Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus…‹« Er
lächelte sanft und melancholisch und fing von vorne an. »›Muß i denn, muß i
denn zum Städtele hinaus, und du mein Schatz, bleibst hier…‹«
    »Mit Verlaub, Sir«, sagte der Herr in Schwarz
mit gedämpfter Stimme, »aber wir sind nicht allein.«
    »Wie? Was?« Der alte Mann zuckte so heftig zusammen,
daß ihm der spitze Hut vom Kopf rutschte. Er musterte die drei Personen, die
ihm gegenüberstanden, mit tiefem Mißtrauen. »Was wollt ihr hier? Weg mit euch!«
    Der Herr in Schwarz stieß einen leidvollen
Seufzer aus. »Ich befürchte, daß wäre nicht wünschenswert, Sir. Es handelt sich
um die Leute, derentwegen wir hergekommen sind.«
    »Bist du sicher?« Der Alte schien Zweifel zu
hegen.
    Marit starrte ihn an. »Ich kenne dich! Aus
Abarrach. Du bist ein Sartan, ein Gefangener meines Gebieters.« Wirklich
erinnerte sie sich an sein unzusammenhängendes, wirres Geschwafel in den
Katakomben von Abarrach. Sie hatten ihn für verrückt gehalten.
    »Jetzt glaube ich fast, ich bin verrückt«,
murmelte sie.
    War der alte Mann real? Oder ein Produkt ihrer
überreizten Phantasie? Wenn man zu lange ohne Schlaf auskommen mußte, fing man
an, Trugbilder zu sehen. Sie schaute zu Hugh Mordhand und sah erleichtert, daß
er den Alten stirnrunzelnd betrachtete. Auch Alfred staunte ihn mit offenem Mund
an.
    Marit zog das Schwert.
    Der alte Mann musterte sie nicht weniger
verdutzt. »Woran erinnert mich das? Drei desperat aussehende Gestalten, die in
einem Wald herumirren. Nein, nichts sagen – ich komme drauf. Heiliger Bimbam!
Die Vogelscheuche.« Der Alte stürzte sich auf Alfred, ergriff seine Hand und
schüttelte sie herzlich, dann wandte er sich an Hugh. »Und der Löwe. Wie geht
es Ihnen, mein Guter? Und der Blechmann!« Er machte Anstalten, Marit ebenso
enthusiastisch zu begrüßen, aber sie hielt ihn mit der Schwertspitze auf
Abstand.
    »Bleib weg von mir, alter Narr. Wie bist du
hergekommen?«
    »Aha.« Der seltsame Greis wich einen Schritt
zurück und zwinkerte ihr zu. »Noch nicht in Oz gewesen, wie ich sehe. Dort sind
die Herzen frei, meine Liebe. Natürlich muß man bereit sein, sich zu öffnen,
um das Herz an seinen Platz zu tun. Manche finden das ziemlich lästig.
Dennoch…«
    Marit vollführte eine drohende Bewegung mit dem
Schwert. »Wer bist du? Wie hast du hergefunden?«
    »Was deine erste Frage angeht…« Der Weißbart
kratzte sich am Kopf. »Hm… Wenn du die Vogelscheuche bist, du der Löwe und du
der

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