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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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verbrannt zu werden, retteten die drei sich ins Freie. Draußen angelangt,
flüchteten sie den schmalen Saumpfad hinunter, bis Alfred nicht mehr
weiterkonnte. Hugh und Marit machten halt und ließen ihn zu Boden sinken.
Hinter ihnen ertönte das Schmerz-und Zorngebrüll der Drachen.
    »Du bist verletzt!« Marit schaute besorgt auf
Hughs klaffende Wunde.
    »Das heilt«, sagte er bissig. »Stimmt’s, Alfred?
Ich werde unseren Freund tragen, damit wir weiterkönnen.«
    Hugh machte Anstalten, sich den Sartan auf die
Schulter zu laden, aber der stieß ihn zurück.
    »Ich kann ohne Hilfe gehen«, meinte er und stand
taumelnd auf. Ein gellendes Kreischen maßloser Wut ließ ihn zusammenzucken und
erbleichen. Er warf einen scheuen Blick zurück zum Höhleneingang. »Was…?«
    »Keine Zeit für Erklärungen! Lauf!«-
kommandierte Marit. Sie legte Alfred die Hand auf die Schulter und schob ihn
vor sich her.
    Hugh sah sie an. »Wohin?«
    Marit zeigte den Pfad entlang. »Du kümmerst dich
um Alfred. Ich übernehme die Nachhut.«
    Das Ringen der Titanen erschütterte den Boden.
Auf dem regennassen Fels und Geröll hastete Hugh rutschend und schlitternd den
schmalen Steig hinunter, den stolpernden und mit den Armen rudernden Alfred im
Schlepptau. Marit folgte langsamer und behielt dabei den Höhleneingang im Auge.
Als sie glücklich unten anlangten, waren sie alle drei zerschunden und am Ende
ihrer Kräfte.
    »Hört doch!« Marit blieb stehen.
    Stille. Kein Laut. Der Kampf war vorbei.
    »Ich wüßte gerne, wer gesiegt hat«, meinte Hugh.
»Mit etwas Glück haben sie sich gegenseitig umgebracht. Mir wäre es recht,
wenn ich diese verfluchte Klinge niemals wiedersehen müßte.«
    Das Schweigen dauerte an, es wirkte seltsam
bedrohlich. Und Marit wünschte sich, weit weg zu sein. Sehr weit weg.
    »Wie geht es euch?« erkundigte sie sich, an Hugh
und an Alfred gewandt.
    Hugh knurrte und deutete auf seinen Leib. Die
Wunden hatten sich fast geschlossen, nur der Riß in dem Lederwams zeigte an,
wo sie gewesen waren. Zur Erklärung öffnete er sein Hemd und entblößte eine
einzelne Sartanrune auf seiner Brust. Alfred lief rot an und senkte den Blick.
    Plötzlich ließ eine Explosion aus der Richtung
der Höhle den Boden erzittern. Die drei starrten sich an, verstört,
erschrocken, fragend.
    Danach herrschte erneut tiefe Stille.
    »Wir sollten weitergehen«, sagte Marit halblaut.
    Alfred nickte fahrig. Er tat ein paar beflissene
Schritte, stolperte über seine eigenen Füße und lief, wie von bösen Mächten
gelenkt, geradewegs gegen einen Baum.
    Seufzend griff Marit nach seinem Arm. Hugh Mordhand
tat auf der anderen Seite das gleiche.
    »Hugh!« Marit zeigte auf den blutfleckigen
Waffengurt um seine Taille.
    Daran hing in seiner Scheide, als wäre nichts
geschehen, der Todesdolch.
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Kapitel 5
Im Labyrinth
    »Ich kann nicht… nicht mehr weiter.« Alfred ließ
sich fallen und blieb regungslos liegen.
    Ungeduldig sah Marit auf ihn hinab. Für eine Rast
war keine Zeit. Andererseits, obwohl sie es nicht gerne zugab, waren auch ihre
Kräfte verbraucht. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal geschlafen? »Ruh
dich aus«, sagte sie mißmutig, ging zu einem Baumstumpf und setzte sich hin.
»Aber nur kurz, bis wir alle wieder zu Atem gekommen sind.«
    Alfred lag mit geschlossenen Augen auf dem
Boden, das Gesicht halb in der aufgeweichten Erde vergraben. Er sah alt aus,
alt und gebrechlich. Es fiel Marit schwer zu glauben, daß dieser schmächtige
Sartan mit dem strahlenden, mächtigen grüngoldenen Drachen identisch sein
sollte, den sie am Himmel über Abri gesehen hatte.
    »Was ist los mit ihm?« fragte Hugh Mordhand, der
in diesem Moment am Rand der kleinen Lichtung erschien. Der Assassine war Marit
und Alfred in einiger Entfernung gefolgt, um ihnen den Rücken freizuhalten.
Marit zuckte die Schultern, Reden war zu anstrengend. Alfred ging es so wie
ihr. Auch er fragte sich: Wozu die Mühe? Warum nicht einfach aufgeben?
    »Ich habe Wasser gefunden«, berichtete Hugh und
deutete über die Schulter. »Nicht weit von hier…«
    Marit schüttelte den Kopf. Alfred gab kein
Lebenszeichen von sich.
    Hugh setzte sich hin, doch nach ein paar Minuten
hielt er es nicht mehr aus und sprang auf. »In Abri wären wir besser
aufgehoben…«
    »Für wie lange?« entgegnete Marit bitter. »Sieh
doch. Sieh dir das an.«
    Hugh legte den Kopf in den Nacken und spähte
durch das Gewirr der Blätter und Zweige.

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