Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
überdachte die einzelnen Schritte des Rituals
bisher. Alles war perfekt. Er hatte nicht einen einzigen Fehler gemacht, wie
das strahlende Blau der Runen bewies.
    Xar hob die Hände. »Du wirst mir im Tode dienen,
Haplo, wie du mir im Leben gedient hast. Erhebe dich. Wandle. Kehre zurück in
das Reich der Lebenden.«
    Der Leichnam regte sich nicht.
    Xar runzelte die Stirn und betrachtete prüfend
die Runen. Keine Veränderung machte sich bemerkbar. Der Tote lag in seinem
Kokon aus Licht und machte keine Anstalten, der Aufforderung Folge zu leisten.
    Xar wiederholte die Worte, diesmal in
befehlendem Ton.
    »Du wirst mir dienen!« sagte Xar streng.
    Nichts, keine Reaktion. Vielleicht, daß der
blaue Schimmer langsam schwächer wurde.
    Hastig erneuerte Xar die wichtigsten der
Runenzeichen, und das Leuchten verstärkte sich wieder.
    Doch immer noch regte der Leichnam sich nicht.
    Ungehalten wandte der Fürst des Nexus sich an
den Lazar, der geduldig vor der Zelle wartete.
    »Nun, was stimmt nicht?« fragte er gereizt.
»Nein, keine langen Erklärungen.« Er hob Einhalt gebietend die Hand. »Wo immer
der Fehler liegt, behebe ihn.«
    »Das kann ich nicht«, antwortete der Lazar.
    »… kann ich nicht…«, ertönte das Echo.
    »Was? Wieso?« Erst war Xar verblüfft, dann wurde
er zornig. »Du lügst! Ich werde dich dem Nichts überantworten…«
    »Es ist keine Lüge, Fürst Xar«, erklärte Jonathon.
»Der Leichnam kann nicht wiedererweckt werden. Er besitzt keine Seele.«
    Xar starrte den Lazar aus funkelnden Augen an.
Er hätte gern an seinen Worten gezweifelt, aber die bittere Erkenntnis ließ
sich nicht unterdrücken.
    Keine Seele.
    »Der Hund!« entfuhr es Xar. Wut und Enttäuschung
raubten ihm fast die Stimme.
    Das Geräusch, das er gehört hatte, ohne darauf
zu achten. Als Xar sich bückte, um hinter die Steinbank zu schauen, sah er an
der anderen Seite gerade noch die Spitze eines buschigen Schwanzes
verschwinden.
    Der Hund sauste auf die weit offene Zellentür
zu. Xar versuchte ihn mit einem Bannspruch aufzuhalten, aber der
Wiedererweckungszauber hatte ihn geschwächt. Schlitternd bog der Vierbeiner um
den Türpfosten und wurde vom Dunkel der Gänge verschluckt. Xar blieb in der Tür
stehen, um seine Wut an dem Lazar auszulassen. Ihm war eingefallen, wo er
diesen Wiedergänger schon einmal gesehen hatte. Dieser ›Jonathon‹ war auch beim
Tod von Samah in der Nähe gewesen, als Xar sich ebenfalls vergeblich bemüht
hatte, den Leichnam wiederzuerwecken. Machte der Lazar absichtlich seine Pläne
zunichte? Weshalb? Und wie?
    Doch Xars Fragen blieben unbeantwortet. Der
Lazar war fort.
    Die Katakomben von Nekropolis sind ein Labyrinth
verwinkelter Gänge, die sich tief in die steinernen Eingeweide Abarrachs
erstrecken. Xar stand vor Haplos Zelle und versuchte, mit Blicken die
Dunkelheit zu durchdringen.
    Keine Spur, kein Laut von irgendeinem lebenden –
oder toten – Wesen.
    Xar schaute zu dem Leichnam auf der Steinbank.
Die Runen verströmten ihren Schimmer, bewahrten das Fleisch vor der Verwesung.
Er mußte nur diesen elenden Köter einfangen.
    »Er wird nicht weit gelaufen sein«, überlegte
Xar. »Ein Hund, dieser Hund, bleibt in der Nähe seines Herrn. Ich werde
eine Armee von Patryn mit der Suche beauftragen.
    Was den Lazar angeht, auch nach ihm werde ich suchen
lassen. Kleitus hat etwas über diesen Jonathon gesagt.« Xar versuchte sich zu
erinnern. »Etwas über eine Prophezeiung. ›Den Toten Leben bringen… für ihn wird
das Tor sich auf tun…‹ Blanker Unsinn. Eine Prophezeiung bedingt die Existenz
einer höheren Macht, einer beherrschenden Macht, und ich bin der Herrscher
dieser Welt und jeder anderen, die ich Lust habe, mir Untertan zu machen.«
    Xar schickte sich an zu gehen, um die Suchtrupps
einzuteilen. Nach ein paar Schritten blieb er noch einmal stehen und warf
einen letzten Blick auf Haplos Leiche.
    Beherrschende Macht…
    »Der Herrscher bin ich«, wiederholte Xar und
ging.
----

Kapitel 10
Nekropolis,
Abarrach
    Der Hund war verwirrt. Er hörte deutlich die
Stimme seines Herrn, die zu ihm sprach, aber sein Herr war nicht da. Haplo lag
in einer Zelle weit entfernt von diesem Versteck. Der Vierbeiner wußte, etwas
stimmte nicht mit seinem Herrn, aber jedesmal, wenn er zurücklaufen wollte, um
ihm beizustehen, befahl ihm Haplos Stimme – so nah, als stünde er dicht neben
ihm –, still liegenzubleiben und zu warten.
     
    Aber Haplo war nicht

Weitere Kostenlose Bücher