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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Vorbereitungen für das Fest nicht verpassen.«
    Die Gefangenen hatten dem Gespräch mit Erstaunen zugehört.
    Die Schlüssel rasselten, der schwere Riegel wurde zurückgeschoben, und die Eisentür öffnete sich kreischend. Das Licht von Fackeln flutete in den Raum. Die Gefangenen hielten, geblendet von der plötzlichen Helligkeit, die Hände vor die Augen. Eine schlanke, anmutige Gestalt betrat die Höhle. Die Wachposten warteten unterdessen draußen und unterhielten sich. Im Gegenlicht konnte Tenan das Gesicht der jungen Frau nicht deutlich erkennen.
    »Meine Güte«, stöhnte sie. »Wie kann man es in solch einem Loch nur aushalten?« Sie stellte klappernd vier Essschalen und einen Krug Wasser auf den Steinboden.
    »Wir sind nicht freiwillig hier«, ließ sich Tenan aus der Dunkelheit unwirsch vernehmen. »Aber vielleicht bringst du etwas, um unseren Kerker zu verschönern?«
    Die junge Frau blickte überrascht auf. »Nanu? Ein Gefangener, der noch reden kann! Das ist ungewöhnlich. Normalerweise schneidet mein Onkel jedem die Zunge aus dem Mund.«
    Tenans Augen hatten sich an das Licht gewöhnt, neugierig musterte er sie. Ihr langes goldblondes Haar reichte ihr bis zu den Hüften. Zwei große dunkle Augen funkelten lebhaft in ihrem Gesicht. Ihre hohen Wangenknochen verliehen ihr ein leicht fremdländisches Aussehen, als stamme sie von den Völkerndes Ostens ab. Unter ihrem kurzen Kleid trug sie Lederhosen und Stiefel wie ein Mann. Um ihre Stirn wand sich eine dünne Silberspange. Ihr Äußeres und ihr Auftreten hatten eher etwas von einer Kriegerin denn von einer Bediensteten Erskryns. Sie mochte etwa in Tenans Alter sein.
    »Wer bist du?«, fragte sie Tenan ohne Umschweife.
    »Ich bin Tenan, Comori des vierten Grades«, antwortete er und hoffte, mit dem Titel Eindruck zu machen.
    Doch anscheinend wusste sie, was ein Comori war. »Ein Wasserzauberer?«, meinte sie, und es klang fast enttäuscht. »Ich dachte, du bist jemand Wichtiges, ein reicher Händler, ein Krieger oder ein seltenes Ungeheuer.«
    Tenan schwieg beleidigt.
    »Wo kommst du her?«, fragte sie weiter.
    »Aus Esgalin auf Gondun.« Es widerstrebte Tenan, ihr zu antworten. Ihr spöttisches Gerede machte ihn wütend.
    »Esgalin? Von dieser Stadt habe ich noch nie gehört. Sie liegt bestimmt am Ende der Welt.«
    Tenan schnaufte. »Nicht so sehr am Ende wie dieses öde Piratennest.«
    Sie lachte, und es klang wie das gluckernde Wasser an den Felswänden. »Sag das bloß nicht in Erskryns Gegenwart. Er ist sehr schnell beleidigt.«
    Tenan kochte innerlich. Ihre herablassende Art reizte ihn bis aufs Blut. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, rief einer der Wächter von draußen.
    »Eilenna! Was trödelst du da herum? Mach, dass du wieder rauskommst! Du weißt genau, dass du mit den Gefangenen nicht sprechen darfst.«
    »Ihr solltet lieber tun, was die Wache sagt«, ließ sich Harrid aus einem anderen Eck der Höhle vernehmen.
    Doch die junge Frau ignorierte die Aufforderung von draußen. »Ah, noch ein Gefangener. Wie ich hörte, seid ihr zu viert. Wo sind die anderen Helden?« Sie blickte sich suchend im Halbdunkel um, bis sie die weiteren Gefangenen erspähte.
    »Chast, wandernder Kesselflicker, zu Euren Diensten«, sagte Chast aus der anderen Ecke der Höhle und verbeugte sich knapp.
    »Und Urisk, der mutige Fairin, ist auch da!«, rief der Waldgeist und tanzte mit wedelnden Armen vor ihr auf und ab. »Man könnte durchaus etwas Gutes zum Essen gebrauchen«, krähte er und sah sie erwartungsvoll an.
    Wieder lachte sie silberhell. »Sieh an, da haben wir ja doch noch ein Ungeheuer!« Sie klatschte in die Hände. »Ihr seid ja eine schöne Bande, die Erskryn da aufgegabelt hat. Ein Wasserzauberer, ein Kesselflicker und ein wandelnder Efeubusch. Dann ist der Dicke hier bestimmt der Schiffskoch, was?«
    »Ich bin der Kapitän der Dakany«, grollte Harrid mit mühsam unterdrückter Wut.
    »Eilenna!« Ein Wachposten polterte durch die Tür und beendete die Unterhaltung. »Schluss jetzt!« Mit zwei großen Schritten war er bei dem Mädchen, packte sie am Arm und zerrte sie hinaus.
    »Ich muss jetzt leider los«, rief Eilenna über die Schulter. »Vielleicht plaudern wir ein andermal weiter, wenn wir mehr Zeit haben.«
    Schon krachte die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Die Gefangenen hörten die Wachposten mit dem Mädchen streiten, als sie sich entfernten.
    Dann kehrte in der Höhle wieder Stille ein.
    »Was für ein Wirbelwind«, brummte Harrid. »Auf den

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