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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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seiner Empfindung zu erzählen.
    Obwohl sie in Freiheit waren, begannen sich die Gefährtenam zweiten Tag ähnlich eingesperrt zu fühlen wie in der Höhle. Das kleine Boot ließ ihnen kaum Raum, sich zu bewegen und zu strecken. Obwohl sie mit ihren spärlichen Vorräten sparsam umgingen, neigten sie sich schnell dem Ende zu. Immerhin gelang es Harrid, mit einer provisorischen Angel ein paar Fische zu fangen, die sie roh verzehrten. Es schmeckte nicht so schlecht, wie sie befürchtet hatten.
    Das Schlimmste aber war der Durst. Sie lechzten nur noch stärker nach Wasser, nachdem sie den Fisch verzehrt hatten. Das wenige Trinkwasser hatten sie verbraucht, denn die Sonne brannte unbarmherzig auf sie nieder, keine Wolke war am Himmel. Die salzige Meeresluft rötete ihre Augen und trocknete die Haut aus.
    »Ein wenig Feuchtigkeit wäre nicht schlecht, was meint ihr?«, warf Chast in die Runde. Er schaute Tenan an. »Hast du mir nicht erzählt, du seist ein ausgebildeter Wasserzauberer? Wie wäre es mit etwas Regen?«
    Tenan musste an seine Missgeschicke im Haus seines Meisters denken, als er die Wohnstube unter Wasser gesetzt und kurz danach mit dem Feuerzauber fast die Hütte in Brand gesetzt hatte. Er wusste bis heute nicht, was er bei diesen Zaubereien falsch gemacht hatte.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wurde ihm bewusst, wie wichtig dieses Wissen sein konnte. Wenn er doch nur besser aufgepasst hätte! Das Studium der Kunst der Kleinen Magie umfasste durchaus Dinge wie Wetterzauber und das Herbeizaubern von Wasser. Außerdem hätte er Eilenna gern mit seinem Können beeindruckt.
    »Ich habe den Com, meinen Zauberstab, nicht dabei. Er wurde bei einem meiner Zauber zerstört. Ohne ihn kann ich meine magischen Fähigkeiten nicht einsetzen.«
    Das war nur ein Teil der Wahrheit. Ausgebildete Comori waren durchaus in der Lage, ihre Fähigkeiten auch ohne Com einzusetzen. Der Stab erleichterte einem Magier lediglich die Arbeit. Aber das wollte er vor Eilenna nicht erwähnen, zumal er diese Stufe schon längst hätte erreichen können, wenn er während seines Studiums nicht so nachlässig gewesen wäre.
    »Was nützt einem die beste Ausbildung, wenn man das Wissen in der Not nicht anwenden kann?«, spottete sie.
    Tenan ärgerte sich, dass sie ihm immer wieder das Gefühl gab, er sei ein unwissender Trottel. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie weiterhin ohne Wasser auskommen mussten.

    Am Mittag des folgenden Tages auf See erspähte Chast in der Ferne die Umrisse dreier Inseln. Sie hatten die Form von flachen, oval geformten Kuppeln und ragten im Abstand von jeweils einer Viertelmeile aus dem Meer.
    »Das sind die ersten Ausläufer des Rings der Kuppelinseln«, erklärte Harrid. »Ein gefährliches Gebiet, in dem immer wieder Schiffe spurlos verschwinden. In regelmäßigem Abstand entsteht zwischen den Kuppelinseln ein gigantischer Wasserwirbel, der sogar große Schlachtschiffe der königlichen Flotte oder Dronth-Brecher in die Tiefe reißen kann: der Strudel von Arnom Gath. Auf den alten Karten sind etwa fünfzig Kuppelinseln verzeichnet. Ihr könnt euch also vorstellen, wie groß der Strudel ist. Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Der Strudel von Arnom Gath!«, rief Tenan begeistert. »Ich habe von ihm in den alten Seekarten meines Meisters gelesen. Werden wir ihn sehen?«
    Harrid lachte. »Hoffentlich nicht, mein Freund! Jedenfallsnicht, solange wir so nah sind. Es wäre das Letzte, was du in deinem jungen Leben zu Gesicht bekämst.«
    »Das ganze Narnen-Meer ist voller gefährlicher Stellen«, ergänzte Chast. »Der Strudel entsteht im Zentrum der Kuppelinseln. Wahrscheinlich ist die kreisförmige Lage der Inseln dafür verantwortlich, dass das Wasser zu kreiseln beginnt. Das passiert zweimal am Tag, doch niemand kann die genaue Zeit vor hersagen. Binnen kurzem entwickelt sich ein gewaltiger Trichter, der alles in die Tiefe reißt, was in seiner Nähe ist. Bis jetzt ist noch kein Seemann lebend aus dem Mahlstrom zurückgekehrt.«
    Tenan zog schaudernd seinen Umhang um die Schultern.
    Je näher sie den Inseln kamen, desto mehr Einzelheiten waren zu sehen. Strahlend weiße Sandstrände leuchteten im Wasser. Im Hinterland konnte Tenan Buschwerk und kleine Wälder erkennen.
    »Lasst uns an Land gehen und frisches Wasser holen«, sagte Eilenna.
    Die anderen hatten nichts dagegen, und so legten sie an der ersten Insel an. Alle waren froh, der Enge des kleinen Bootes zu entkommen. Sie streckten sich und dehnten

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