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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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ihre steifen Glieder; Eilenna ließ sich einfach in den Sand fallen und blieb erschöpft liegen. Harrid tat es ihr gleich.
    Tenan und Chast holten unterdessen das zusammengefaltete Notsegel unter der Ruderbank hervor. Dann folgte die kleine Schar Urisk, der eifrig auf die Büsche und Bäume zusprang. »Wasser man kann schnell finden, das hat ein Fairin gelernt«, rief er. Schon nach kurzer Zeit erreichten sie einen kleinen Hain und tauchten in den Schatten der dichtbelaubten Äste ein. Eine sanfte Kühle umgab sie.
    »Wasser nicht weit«, rief der Fairin immer wieder und liefgebückt vor ihnen her. Er schnüffelte aufmerksam in die Luft und auf dem Boden, als könne er es riechen. Schließlich stießen sie auf einen kleinen Bach, der munter zwischen Moos und Felsen plätscherte und dessen Wasser sich in einem Steinbecken sammelte. Gierig stürzten sie sich auf das kühle Nass und tranken.
    »Hätte nie gedacht, dass einfaches klares Wasser so viel besser als Rotwein schmecken kann«, meinte Harrid und wischte sich mit dem Arm über den Mund.
    Sie ließen das Notsegel voll mit Wasser laufen und verschnürten es am oberen Ende mit einem Seil. Auf diese Weise hatten sie einen Wasservorrat für die weite Reise nach Meledin, der immerhin ein paar Tage ausreichen mochte. Zu Harrids und Urisks großem Verdruss fanden sie nichts Essbares, es gab weder Tiere, die man erlegen konnte, noch Sträucher, die Früchte trugen.
    Zusammen schleppten sie die schwere Last durch den kleinen Wald zurück zum Boot, um sich wieder auf den Weg zu machen. Eben hatten sie den Wasservorrat am Heck verstaut, da schrie Eilenna auf und zeigte zum Horizont: Im tiefblauen Meer erhoben sich die weißen Segel einer wuchtigen Fregatte, begleitet von den schwarzen Dreieckssegeln des wendigen Kriegsschiffs der Südländer. Sie steuerten auf die Kuppelinseln zu. Es gab keinen Zweifel: Die Piraten waren ihnen auf den Fersen.
    »Verflucht«, rief Harrid. »Anscheinend haben sie uns schon entdeckt. Sie halten direkt auf uns zu!«
    »Hast du nicht gesagt, das Meer sei nicht tief genug für den Kiel großer Schiffe?«, fuhr Tenan Eilenna an.
    »Das galt in der Nähe der Kerr-Inseln und nicht auf offener See«, verteidigte sie sich. »Allerdings gibt es im Ring der Kuppelinseln Untiefen, die eine Durchfahrt gefährlich machen.Die Piraten werden wahrscheinlich vorher abdrehen müssen.«
    »Das Drachenboot aber leider nicht«, gab Chast daraufhin zu bedenken.
    »Hört auf zu reden und helft mir lieber!« Harrid stemmte sich gegen das Heck des Boots, um es ins Wasser zu schieben. Tenan und Chast sprangen herbei und halfen ihm.
    »Wäre es nicht klüger, wir würden uns auf der Insel verstecken?«, fragte Chast.
    »Zu spät«, keuchte Harrid, während der Rumpf über den Sand schabte. »Sie wissen, wo wir uns befinden.«
    »Aber wohin soll man denn flüchten? Bitte nicht wieder hin aus aufs Wasser ...!« Urisk schaute ihn flehentlich an, aber der Kapitän grunzte nur etwas Unverständliches.
    Hastig stiegen alle in den alten Kahn. Harrid übernahm die Ruderpinne, und Chast hisste das Segel, das bereits im Wind flatterte. Tenan setzte sich auf die Ruderbank, wo er sich in die Riemen legte. Er hatte beim Rudern den Eindruck, als kämen die Verfolger schnell näher. Mit dem trägen Kahn Eilennas ließen sie sich auf eine aussichtslose Wettfahrt ein.

20
    Erskryn schob zufrieden das ausziehbare Fernrohr zusammen und wandte sich an Thut Thul Kanen, der mit verschränkten Armen hinter ihm stand.
    »Wir haben sie. Ihr Boot segelt am Rande der Kuppelinseln Richtung Westen.« Er hielt dem Shon-Krieger das Fernrohr hin, damit der sich selbst überzeugen konnte.
    Thut Thul Kanen nahm es misstrauisch in die Hände. Er wusste nichts damit anzufangen. »Wofür ist dieses Ding?«
    »Es holt Personen und Gegenstände, die weit entfernt sind, näher vors Auge«, erklärte Erskryn, amüsiert über die Unwissenheit des Südländers.
    Er zeigte ihm, wie er das Fernrohr richtig halten musste, und wies auf einen kleinen Punkt zwischen zwei Inseln. Thut Thul Kanen blickte mit dem rechten Auge hindurch und kniff das andere zusammen, wie Erskryn es ihm gezeigt hatte. Erschrocken zuckte er zurück, als der weiße, kaum erkennbare Punkt deutlich vergrößert in Form eines Segels in sein Auge sprang. »Ist ein böser Zauber darin versteckt?«
    Erskryn lachte. »Nein, mein Freund, kein böser Zauber. Ich habe das Glas auf einem Beutezug ergattert und benutze es seitdem, um Schiffe aus der

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