Das Siegel der Finsternis - Algarad 1
tausend Jahren wurden wir fast in einen Krieg mit Achest und seinen Verbündeten verwickelt. Und was ist daraus geworden?« Er glotzte Tenan an, als erwartete er von ihm eine Antwort.
Doch der breitete nur unwissend die Hände aus. »Großer Aradun«, – Tenan verwendete die Anrede, die in alter Zeit nur den wahrhaft mächtigen Königen vorbehalten gewesen war –, »ich weiß nicht, was damals passiert ist.«
»Nun brauchst du auch noch Geschichtsunterricht«, stöhnte Eglamar. Er beugte sich vor und stützte einen Arm auf sein Knie. »Also, hör gut zu.« Der König wirkte im Grunde gar nicht so unwillig, Tenan die Geschichte Atalas zu erzählen.
»Vor tausend Jahren versuchte der Bash-Arak – der ein Diener Achests war, wie wir erst später erfahren konnten –, geheime Zauberschriften zu stehlen, die wir in der Truhe von Ankh verwahrten. Er stahl den Schlüssel zu der Truhe, doch glücklicherweise konnte er sie nicht öffnen und die Schriften studieren, denn er wurde von den Erzmagiern von Dan überrascht und floh aus Atala. Doch auf seiner Flucht vollzog er ein gefährliches schwarzmagisches Ritual und entfesselte Kräfte, die er nicht mehr bändigen konnte. Er löste eine gewaltige Flut und ein Beben aus, die die Insel Erydd vollkommen zerstörten. Die Kerr-Inseln sind die letzten Überreste des Eilands. Auch Atala, das zu jener Zeit inmitten eines großen Sees lag, versank in den Fluten, doch unsere Magier schafften es, das Reich in neuem Glanz unter der Meeresoberfläche erstehen zu lassen.Der Bash-Arak aber wurde von den Erzmagiern gefangen genommen, die ihm den Schlüssel zur Truhe von Ankh abnahmen. Seitdem ist er in ihrem Besitz.«
Eglamar ließ sich selbstgefällig in seinen Thron zurücksinken. »Wir hielten es für das Beste, niemanden wissen zu lassen, dass Atala und das Volk der Fisk-Hai weiterhin existierten, und nahmen keinen Kontakt mehr zu den Menschen auf. Jedermann sollte glauben, dass unser Reich durch die Große Flut zerstört wurde. Auf diese Weise sind wir geschützt vor allen Gefahren und Kriegen, selbst wenn Achest dort oben die Herrschaft übernehmen sollte.«
»Großer Aradun!«, sagte Tenan eindringlich. »Sobald Algarad fällt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Todesfürst Atala entdeckt und es angreift. Wenn er den Kristall einsetzt, ist seine Macht unendlich groß. Er wird euch in der tiefsten Tiefe finden, darauf könnt ihr euch verlassen!«
Eglamar lachte spöttisch. »Wir werden uns schon zu helfen wissen, wenn es so weit ist, mein Junge. Außerdem besitzen wir starke Zauberwaffen und ein Heer, das sogar unter Wasser kämpfen kann.«
Tenan ließ hilflos die Arme sinken. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte.
»Würdet Ihr uns gehen lassen, wenn wir uns dazu bereit erklärten, den Trank des Vergessens zu nehmen?«, fragte Eilenna schließlich. »Ihr könntet uns ohne Sorgen ziehen lassen, wie Ihr es auch schon mit den anderen Fremden getan habt, die Atala entdeckt haben. Und Eure Gastfreundschaft vergessen wir gern.«
»Das würde euch wenig nützen«, antwortete Eglamar und überhörte ihre spitze Bemerkung. »Der Trank hat eine unangenehme Eigenschaft: Er lässt euch alles vergessen, was ihr jegewusst habt – für immer! Eure Mission, die Gefahr für Algarad, eure Namen, eure Herkunft, einfach alles. Wenn euch allerdings viel daran liegt, kann ich es wohl veranlassen.«
»Wohlan denn! Warum habt Ihr das nicht schon längst getan? Was soll das ewige Gerede?«, rief Tenan herausfordernd. Er hatte genug von Eglamars Überheblichkeit.
»Ruhig Blut«, flüsterte Chast und zog ihn zurück.
Eglamar lächelte sanft. »Ich muss gestehen, dass ich neugierig war zu erfahren, warum ihr freiwillig in den Strudel gefahren seid. Nun, da ich es weiß, spricht in der Tat nichts mehr dagegen, euch von allen Erinnerungen zu befreien. Ihr werdet in Atala bleiben und willige, wenn auch hirnlose Arbeitskräfte abgeben.« Er grinste.
Tenan war am Verzweifeln. Wie sollten sie diesem aufgeblasenen Popanz jemals entkommen? Sie saßen in der Falle.
»Ich glaube, es gibt etwas, das Euch umstimmen könnte«, sagte Chast neben ihm plötzlich.
Eglamar glotzte ihn an. Die anderen Gefährten warteten überrascht und gespannt, was Chast zu sagen hatte.
»Soviel ich weiß, wird der Schlüssel zur Truhe von Ankh in den Räumen des Ordens von Dan verwahrt, und zwar in einer geheimen Kammer. Lord Aran ist der Wächter dieses Bereichs.«
Eglamars Augen verengten sich misstrauisch. »Du
Weitere Kostenlose Bücher