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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Eilenna, die schweigend aß. Er kämpfte gegen die Wut und das Misstrauen, das er ihr gegenüber empfand, fühlte sich von ihr verraten und getäuscht. Eilenna mied den Blickkontakt mit ihm und verließ die Hütte wortlos, sobald sie fertig gegessen hatte.
    Draußen war es schnell vollkommen dunkel geworden.
    »Wir werden für die Reise all unsere Kräfte benötigen«, meinte Chast. »Ich rate euch daher: Legt euch hin und schlaft! Es könnte eine Weile dauern, bis wir wieder in der Lage sind, uns gefahrlos auszuruhen.«
    Harrid folgte seinem Rat umgehend, und bald schon schnarchte er neben dem Kesselflicker in tiefem Schlummer. Urisk hatte sich im Freien unweit der Hütten auf einem Haufen aus Blättern und Stroh zusammengerollt, wie er es vom Leben im Wald gewohnt war, und schlief ebenfalls. Nur Eilenna war noch nicht wiederaufgetaucht.
    Tenan wälzte sich unruhig hin und her und konnte sich der vielen Eindrücke, die vor seinem inneren Auge tanzten, kaum erwehren; besonders plagte ihn das Verhalten Eilennas. Auch schämte er sich dafür, wie er sie in Eglamars Halle beschimpft hatte. Nach einer Weile beschloss er, aufzustehen und draußen umherzulaufen, in der Hoffnung, dadurch Ruhe zu finden und dem Kreisen seiner Gedanken zu entkommen.
    Er verließ die Hütte und spazierte zum Ufer des Sees, der nicht weit entfernt lag. Die beiden Wachen beobachteten ihn, machten aber keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Zwischen hohem Schilf, das sich wispernd im Nachtwind wiegte, setzte ersich auf einen Felsen und blickte hinaus auf die schimmernde Wasseroberfläche.
    Welch majestätischer und schöner Ort! Tenan atmete die kühle Nachtluft in vollen Zügen ein. Es duftete nach Wildblumen und Gras. Kleine Wellen plätscherten an den Strand, Grillen zirpten, alles strahlte einen sanften Frieden aus. Die Dunkelheit wurde durch das Licht der Sterne erhellt, die weit oben an der durchsichtigen Kuppel ihre Bahnen zogen. Tenan stutzte. Sterne? Sie befanden sich doch weit unter der Meeresoberfläche! Er sah genauer hin und erkannte, dass sich die winzigen Lichtpunkte dort oben bewegten. In riesigen Schwärmen glitten sie durch die Strömungen des Wassers. Fasziniert betrachtete er das Schauspiel und vergaß Zeit und Raum dabei.
    »Das sind Anij-o-doré«, sagte plötzlich eine leise Stimme.
    Tenan wandte überrascht den Kopf. Eilenna war lautlos neben ihn getreten. Sie setzte sich ebenfalls auf einen Felsen, ihr Gewand raschelte.
    »Es sind Millionen kleiner Lebewesen, die nachts das Meer erleuchten. Die Fisk-Hai nennen sie deshalb die Sterne der See.«
    Tenan nickte stumm. Eine Zeit lang saßen sie schweigend nebeneinander. Ihm war klar, dass er sich bei ihr entschuldigen musste. Wie sollte er anfangen? Er biss sich auf die Lippen. Einerseits war er ihr dankbar. Tatsächlich war die Flucht von den Kerr-Inseln nur Eilennas Mut zu verdanken. Auch dass der Kristall und damit seine Mission noch nicht verloren war, lag an ihr. Aber Tenan war immer noch ärgerlich und gekränkt, weil sie ihm etwas vorgemacht hatte.
    »Ich bin froh, dass ich meinen Auftrag fortführen kann«, begann er hölzern. »Ich meine ... was ich sagen will ... zumGlück hast du den Kristall an dich genommen. Du hättest ihn besser gleich an mich zurückgeben sollen, aber so, wie es gekommen ist, ist es auch in Ordnung ...«
    Eilenna lachte leise. »Ist das deine Art, dich zu entschuldigen?«
    Tenan fühlte sich durch ihren Spott schon wieder gekränkt. Er wollte etwas erwidern, aber Eilenna kam ihm zuvor.
    »Dieser Ort ist zu schön, um die Zeit im Streit zu verbringen. Lass uns vergessen, was heute in Eglamars Halle vorgefallen ist und was wir uns an den Kopf geworfen haben. Du hattest deine Gründe, ich die meinen.«
    Tenan entspannte sich etwas. »In Ordnung«, sagte er. »Hauptsache, der Auftrag ist gerettet«, bekräftigte er noch einmal. Erleichtert, keine langatmige Entschuldigung vorbringen zu müssen, lehnte er sich gegen einen Baumstamm in seinem Rücken. Wieder saßen sie schweigend da.
    »Es ist wirklich sehr schön hier in Atala«, sagte er schließlich. »Ich an deiner Stelle wäre wahrscheinlich nicht mehr an die Oberfläche zurückgekehrt. Warum bist du damals wieder auf die Kerr-Inseln und zu Erskryn zurück geflohen? Ich könnte mir vorstellen, dass es dir hier besser ergangen wäre als unter den rauen Piraten.« Insgeheim hoffte Tenan, mehr über Eilennas Leben und ihr Wesen in Erfahrung zu bringen, vielleicht auch, um einen letzten Rest des Argwohns

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