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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Chast und Urisk kamen erstaunlich gut zurecht. Der Fairin hielt sich tapfer im Sattel und war sichtlich stolz auf sich. Einzig Harrid bekam sein Tier nicht in den Griff.
    »Dieses störrische Vieh!«, schimpfte er und riss an den Zügeln. »Warum geht es nach rechts, wenn ich in die andere Richtung lenke?« Das Ykaliri röhrte und schnappte nach seinem Reiter, aber der Kapitän saß glücklicherweise außer Reichweite seiner spitzen Zähne.
    »Das Tier spürt sofort, wenn du es nicht magst«, rief Dex. »Behandle es mit dem gleichen Respekt, den auch du dir wünschst, und es wird gehorchen.«
    Nachdem Tenan seine anfängliche Unsicherheit im Umgang mit seinem Reittier überwunden hatte, konnte er die Aussicht vom Rücken des Ykaliri genießen. Wie auf einem schaukelnden Turm bewegte er sich durch die Landschaft.
    Das Land ringsum erwachte und begrüßte den Morgen. Die Schwärme der Anij-o-doré hoch oben im Rund der Kuppel verblassten in der stärker werdenden Helligkeit des Lichtzaubers, der das Anbrechen des Tages ankündigte. Vögel flatterten auf, als die Reisenden an ihren Nestern in den Baumkronen vorbeistreiften.
    Tenan hatte den Eindruck, dass die Bewohner Atalas in den Tiefen des Meeres ein Leben führten, das sich nicht sonderlich von dem der Bevölkerung auf der Erdoberfläche unterschied. Bauern zogen auf die Felder, Händler bauten auf einem freienPlatz am Rand einer Straßenkreuzung ihre Stände auf, überall in den kleinen Hütten und Katen am Weg wurden Feuer entzündet. Hier schürte ein Schmied seine Esse an, dort wehte der Duft frisch gebackenen Brots verführerisch aus einem Kamin.
    Dex war auf dem massigen Leib seines Reittiers kaum zu erkennen, doch er lenkte es mit entspannter Selbstverständlichkeit. Er führte sie zum nördlichen Ende des Kuppeldoms, wo der Weg vor den geschlossenen Flügeln eines Portals endete. Zwei Ykaliri näherten sich von rechts. Zwischen ihnen waren Tragegurte aufgespannt, an denen eine Sänfte schaukelte. Vor und hinter den Tieren marschierten Soldaten der Fisk-Hai mit Standarten und dem königlichen Wappen des Herrschers: einem stilisierten Seestern mit sechs Armen, der wie eine strahlende Sonne aussah. Dex bedeutete seinem kleinen Trupp, anzuhalten und abzusteigen, was sich ähnlich beschwerlich gestaltete wie das Besteigen der Tiere. Tenan war froh, für eine Weile wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Inzwischen waren die Krieger mit der Sänfte herangekommen. Sie schoben eine kleine ausklappbare Treppe vor den Ausstieg, und König Eglamar schritt mit würdevoll erhobenem Haupt herunter. Er hatte sich im Vergleich zu ihrem ersten Zusammentreffen ein wenig herausgeputzt; so trug er um die Schultern einen tiefblauen Umhang aus schwerem Samt und ein Szepter. Die Krone saß ordentlich auf seiner Stirn, und auch die bislang vernachlässigte Körperpflege schien er nachgeholt zu haben. Er begutachtete den kleinen Trupp und fragte Dex nach einigen Einzelheiten zu ihrer Ausrüstung. Der gab, merklich knapp, aber mit dem gebührenden Respekt, Auskunft.
    »So ist es recht«, meinte Eglamar schließlich, als sei er mit dem Ergebnis seiner Inspektion zufrieden. »Meine Leute habeneuch gut für den Ritt unter dem Meer ausstaffiert, und ihr kommt, wie ich sehe, mit den Ykaliri zurecht. Aber es gibt noch etwas, das ich euch auf den Weg mitgeben will«, sagte er geheimnisvoll. »Ihr werdet nun eine lange Reise unter dem Meer antreten. Der Weg, der vor euch liegt, ist voller Gefahren. Hinter diesem Tor erstreckt sich ein riesiges Netz von Gängen, die tief unter dem Meeresboden bis vor die Küste von Meledin führen. Man kann sich leicht darin verlaufen, also bleibt dicht bei eurem Führer und folgt seinen Weisungen. Wenn ihr es nicht tut, kann niemand für euer Überleben garantieren. Es gibt in den Gängen seltsame Wesen, denen man besser nicht begegnet. Aber das werdet ihr noch früh genug selbst herausfinden.«
    Er wandte sich an seine Diener, die fünf Langschwerter bei sich trugen. Auf Eglamars Zeichen überreichten sie jedem der Gefährten eines davon.
    »Das sind Waffen, die vor langer Zeit geschmiedet wurden, kurz bevor die Große Flut über Algarad hereinbrach. Die damaligen Waffenmeister fertigten sie, um die zunehmende Bedrohung durch die Schattenwesen abzuwehren, die sich damals erhoben. Eine Eigenschaft machte diese Wesen besonders gefährlich: Niemand konnte sie mit herkömmlichen Schwertern verwunden. Also stellten die Mahoi, unsere kunstfertigen

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