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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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war. Sie war verschwunden, so unbemerkt, wie sie gekommen war. Er blickte sich suchend um, rief leise nach ihr, doch nur die Stille der Nacht antwortete ihm.
    Eine seltsame Leere erfüllte sein Herz. Und er fragte sich, ob er ihre Anwesenheit nur geträumt hatte.

3
    Lautes Stampfen und Röhren weckte die Freunde am nächsten Morgen. Die Erde schien zu beben. Urisk fuhr erschreckt von seinem Blätterhaufen hoch und entdeckte die vermeintliche Gefahr als Erster. Er kreischte wie von Sinnen. »Ungeheuer! Die Schrecken der See werden einen holen und fressen! Keine Flucht bleibt einem mehr! Verloren man ist!« Er rannte in die Hütte, wedelte wild mit den Armen und sprang umher, bevor er sich hinter dem Tisch versteckte. Auch Tenan und dieanderen schnellten von ihren Strohmatten hoch und starrten erschrocken nach draußen.
    Sechs Krieger der Fisk-Hai stiegen von den Rücken riesiger Tiere, die knurrend auf dem Vorplatz der Hütten umherstampften. Ihr massiger Leib war ganz unter den beweglichen Teilen einer schwarzen Panzerrüstung verborgen. Jedes der Tiere hatte vier stämmige kurze Beine, die in krallenartigen Zehen endeten, zwischen denen sich Schwimmhäute spannten. Der lange geschmeidige Hals, ebenfalls von Panzerplatten umgeben, trug einen Kopf, dessen Unterkiefer deutlich hervorragte. Scharfe Zahnreihen blitzten aus einem breiten Maul. Ein einzelnes Horn bog sich von der schmalen Stirn nach unten. Große dunkle Augen schimmerten an den Seiten des Kopfes. Auf dem Schädel hatten die Tiere einen Kamm aus Stacheln, den sie zur Abschreckung von Feinden aufrichten konnten.
    Dex trat in die Mitte des Platzes zwischen den Hütten, die Daumen in einen breiten Ledergürtel gehakt, und rief mit lauter Stimme: »Wenn ihr mit mir reisen wollt, müsst ihr euch angewöhnen, früh aufzustehen! Also los, keine Zeit mehr für ein langes Morgenmahl!«
    Die Gefährten packten murrend ihre wenigen Habseligkeiten und verschlangen hastig ein paar Bissen von der Tafel des Vorabends, dann traten sie aus den Hütten.
    Der Morgen dämmerte, obwohl wieder keine Sonne zu sehen war.
    »Was sind das für verrückte Biester?«, brummte Harrid und beäugte die Tiere skeptisch. »Sollen wir darauf etwa reiten?«
    »Du sagst es, Seemann«, entgegnete Dex. »Willst du etwa die restlichen dreihundert Meilen bis zur Küste Meledins zu Fuß zurücklegen? Das sind Ykaliri, Reittiere, wie wir sie inAtala verwenden. Du wirst nirgendwo bessere Schwimmer finden, gleichzeitig laufen sie schneller und sicherer als manches Pferd. Ideal für unsere Mission. Steigt auf, dann können wir endlich los!«
    Die Ykaliri zerrten unruhig an ihren Zügeln, die von den anderen Fisk-Hai-Kriegern gehalten wurden. Tenan trat an eines der Tiere heran. Dessen Rücken überragte Tenan um das Doppelte seiner eigenen Körpergröße. Der Soldat an Tenans Seite ruckte kurz am Zaumzeug, worauf das mächtige Tier in die Knie ging. Die Metallplatten der Panzerschicht klirrten und schabten. »Steig auf das Vorderbein«, wies ihn der Krieger an, »dann erreichst du die Steigbügel des Sattels.«
    Tenan folgte seiner Anweisung vorsichtig und mit einigem Unbehagen. Es war schwierig, den ersten der fünf Steigbügel mit dem Fuß zu erreichen, er rutschte ständig aus der Schlaufe. Doch schließlich schaffte er es, die Leiter auf den Rücken des Tieres emporzuklettern. Erleichtert ließ er sich in den Sattel gleiten. Die spitz nach oben zulaufende Lehne war bequem und versprach Sicherheit. Keinen Moment zu früh, denn schon erhob sich das Ykaliri wieder auf die Beine. Tenan hielt sich am Sattelknauf fest, als das Tier heftig schaukelnd zuerst auf die Hinterbeine kam, dann die Vorderbeine aufstellte.
    »Benutze die Zügel wie bei einem Pferd«, rief der Fisk-Hai und warf sie ihm zu. Dann verschwanden er und die anderen Krieger gewandt und lautlos zwischen den Bäumen, bis auf Dex, der die Gruppe von nun an führen würde.
    Tenans Tier bockte und warf den langen Hals nach hinten, dann gab es einen seltsam gurrenden Ton von sich und setzte sich mit wuchtigen Schritten in Bewegung. Das ruckartige Stampfen schüttelte ihn gehörig durch. Tenan bezweifelte, dass er die Erschütterungen und das Schaukeln lange aushaltenkonnte, doch er gewöhnte sich erstaunlich schnell an den Trittrhythmus des Ykaliri.
    Der Tross ritt los, nachdem auch die anderen ihre Reittiere bestiegen hatten. Eilenna schien eine besondere Begabung in der Handhabung ihres Ykaliri zu besitzen, es gehorchte ihr aufs Wort. Auch

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