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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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vergessen.
    Er blätterte weiter in dem Buch und fand neue kryptische Zeilen.

    »Aus den Lehren des Meisters Oron-Su: Was liegt zwischen Schwarz und Weiß? Kannst du es sagen? Der wahre Dan-Krieger bewegt sich gewandt zwischen Dunkelheit und Licht. Sein Weg wird ihm offenbar, während er ihn geht.«

    Tenan wendete Seite um Seite und las. Er verlor jegliches Zeitgefühl. Weiter hinten im Buch entdeckte er schließlich Aufzeichnungen über Kristallkunde und die Kunst, wie die Wesen der Weißen und Grauen Sphären zu lenken waren.

    »Vier Steine sind es, die für die Anrufung der Unai, der Wesen der Grauen Sphären, nötig sind: der blaue, Janurin, der grüne, Esthelun, dann Anara, der weiße. Willst du aber die Wahre Kraft einsetzen, ist der rote, Meledos genannt, als vierter Stein vonnöten. Er, als der mächtigste der Steine von On, wird das Werk zur Vollendung führen. Sei gewiss, dass dein Herz dir Reinheit gewährt, wenn du ihn benutzt ...«

    Erschrocken blickte Tenan auf. Ihm wurde klar, welchen Schatz er da in den Händen hielt. Anscheinend hatte er eine Anleitung vor sich, wie der Meledos verwendet werden konnte. Es handelte sich um Schriften der Enim, jenes Volkes, das Achest vor zwei Jahrzehnten ausgelöscht hatte! Hier unten, in den verlassenen Hallen des Labyrinths, lag die wahrscheinlich einzige Aufzeichnung ihrer Lehren!
    Er erinnerte sich, was ihm Osyn damals von den Enim erzählt hatte. Die Priester und Schamanen hatten die Wesen der Sphären durch die Kristalle von On gelenkt und das Gleichgewicht der Kräfte aufrechterhalten. Doch sie hatten ihr Wissen nur mündlich unter den Eingeweihten weitergegeben; seit ihrer Vernichtung galt es als verschollen, als unwiederbringlich verloren. Soviel Tenan von Osyn gehört hatte, suchten die Dan-Ritter danach, um die Wesen der Sphären zu führen und dieBalance der Mächte in Algarad wiederherzustellen. Aber auch für Achest und den Bash-Arak konnte dieses Wissen nützlich sein. Mit ihm würden sie die Kräfte des Meledos vollkommen beherrschen.
    Jetzt verstand Tenan auch, weshalb ihn die Grauen Flüsterer hierher geschickt hatten. Er musste das Buch des Meisters mit sich nehmen und zum Orden von Dan bringen! Doch wie sollte er das bewerkstelligen? Auch wenn er anscheinend die Gegenstände in seiner Umgebung beeinflussen konnte, hieß das noch lange nicht, dass er mit dem Körper seines zweiten Ichs ein mehrere Pfund schweres Buch bewegen konnte. Außerdem kannte er nicht den Weg zurück. Das dünne Lichtband, das ihn mit seinem Körper verband, war immer noch vorhanden, aber es konnte ihn nur den direkten Weg durch den Fels zurückziehen, was mit dem Buch in den Händen sicherlich nicht möglich war.
    Er beugte sich darüber, um es anzuheben, da spürte er einen scharfen Schmerz in der linken Hand. Etwas wie ein Messer bohrte sich hinein. Augenblicklich straffte sich das Lichtband und riss ihn rückwärts durch Felswände und Gestein. Wieder rauschten Bilder und Empfindungen durch sein Bewusstsein, doch diesmal blieben sie schemenhaft und unklar. In einem siedend heißen Blitz fand er sich in seinem Körper wieder.
    Er schrie!
    Vor sich sah er die glänzenden Froschaugen des Fisk-Hai, der ihn stirnrunzelnd ansah. In der Hand hielt er einen Dolch, dessen Spitze er in seine Linke bohrte, doch nicht so tief, dass Blut austrat.
    »Was tust du da?«, rief Tenan und stieß ihn von sich. Im ersten Augenblick dachte er, Dex wollte ihm etwas antun. Dannsah er, dass Eilenna, Chast, Urisk und Harrid in einem Halbkreis um ihn standen und besorgt dreinschauten.
    »Alles in Ordnung«, sagte Dex zu ihnen. »Er hat anscheinend bei seinem Spaziergang außerhalb des Körpers die Zeit vergessen. Soll vorkommen, wenn man den Einflüsterungen der Grauen folgt. Habe ich dich nicht gewarnt?«
    Tenan setzte sich auf. Ihm war übel, alles drehte sich vor seinen Augen. Benommen hielt er sich den Kopf.
    »Was war los mit dir?« Eilenna beugte sich zu ihm und fasste ihn an der Schulter. »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Du schienst zu schlafen, hast aber auf keinen unserer Versuche, dich aufzuwecken, reagiert. Es ist schon spät, und wir müssen weiter.«
    »Lass nur«, wehrte Tenan ab, »es geht schon wieder.« Er rappelte sich hoch, kam schwankend auf die Füße. Er war erfüllt von einer seltsam prickelnden Energie; ihm war, als würde er jeden Augenblick wieder aus seinem Körper austreten.
    »Du kannst von Glück sagen, dass Dex dich zurückgeholt hat«, raunte ihm Chast zu,

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