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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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als sie wieder auf den Ykaliri saßen. »Er hat sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Du hast nicht geschlafen, nicht wahr? Ist auch mir nicht verborgen geblieben. Magst du erzählen ...?«
    Tenan schüttelte den Kopf, und Chast akzeptierte es. Wie in einem Spinnennetz, aus dem er sich erst allmählich befreien konnte, war Tenans Geist in den Bildern seines nächtlichen Ausflugs gefangen. Seine Gedanken wirbelten durcheinander.
    Er hatte den Auftrag der Grauen Flüsterer nicht erfüllt. Vielleicht überschätzten sie ihn, und er war doch nicht der, für den sie ihn hielten. Hätte er das Buch des Meisters wirklich retten können? Wenn doch nur Dex ihn nicht so schnell zurückgeholt hätte! Nun würde das Buch weitere Jahrhunderteim lichtlosen Dunkel liegen, und sein Wissen würde weiterhin verborgen bleiben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Achests Diener es entdeckten. Er wusste, dass er sich erneut auf die Suche machen musste, vielleicht schon bei der nächsten Rast.

5
    Dex leitete sie durch ein Gewirr von Gängen, die in alle möglichen Richtungen führten und sich in breiten Spiralen tief ins Erdinnere gruben. Die Wände bestanden nun nicht mehr aus unbehauenem Stein, sondern aus schwarzem Marmor, der unheimlich glänzte. Die Freunde konnten ihre Spiegelbilder neben sich vorbeiziehen sehen.
    Es wurde zunehmend wärmer. Zuerst empfanden sie das als angenehm, denn sie waren durchgefroren und sogen alle Wärme begierig in sich auf. Doch bald schon herrschte eine trockene Hitze, die ihnen den Schweiß auf die Stirn trieb. Schließlich war es so heiß, dass sie ihre Mäntel und Umhänge ablegten. Ein rotes Licht schimmerte aus Torbögen und anderen Durchgängen zu ihnen herüber. Dahinter zischte und brodelte es beunruhigend.
    »Wir nähern uns den Roten Flüssen«, erklärte Dex.
    Keiner konnte sich etwas darunter vorstellen, doch sie fragten nicht. Schon bald wurde ihnen klar, was er meinte. Sie gelangten auf eine Plattform, die aus dem System der Gänge und Hallen hinausführte und einen weiten Überblick über eine bizarre Gegend gewährte. Unter einer hohen Decke aus schwarzem Gestein erstreckte sich eine wilde, höllische Landschaft. Breite Ströme flüssiger Lava schoben sich träge durch Tälerzwischen Hügeln aus erstarrter Schlacke. Überall brodelten heiße Quellen, aus denen in Abständen Fontänen aus siedendem Wasser emporschossen. Manchmal erschütterte eine Eruption aus flüssigem Gestein die Erde und schleuderte große Gesteinsbrocken durch die Gluthitze. Alles leuchtete in Rot- und Orangetönen, kontrastiert von unheimlicher Schwärze. Ein dumpfes Rumpeln ließ den Boden zittern, während sich große Gesteinsschichten übereinanderschoben.
    »Wir befinden uns nahe den Gebeinen der Erde, weit entfernt von der Oberfläche«, sagte Dex. Selbst ihm war anzumerken, dass er sich nicht wohlfühlte.
    Die Luft glühte förmlich und war kaum zu atmen. Die Ykaliri scheuten und wollten zurück in den Schutz der kühlen Dunkelheit des Labyrinths, doch Dex deutete auf einen schmalen Weg, der am Rand eines steilen Abhangs entlangführte und rechter Hand zu einem kochenden See aus Lava abfiel. In einiger Entfernung verschwand er wieder in einem Tor im Fels.
    »Wir müssen hier weiter«, kündigte er an und gab seinem Reittier die Sporen. Widerwillig setzte es sich in Bewegung, die anderen folgten.
    Die Hitze war mörderisch. Innerhalb kurzer Zeit waren alle nass geschwitzt, die Kleider klebten am Leib, die heiße Luft brannte in ihren Lungen. Urisk ließ die Zunge aus dem Mund hängen und hechelte verzweifelt nach Kühle.
    »Bei meiner Leber, nicht mal im Südland habe ich eine solche Hitze gespürt, und das will was heißen!«, schimpfte Harrid.
    Der Weg war schmal und schlecht passierbar. Überall häuften sich Schlackehügel, unterbrochen von gefährlichen Spalten und Rissen. Die Ykaliri stapften dennoch trittsicher voran; die Hornhaut ihrer mächtigen Füße verhinderte, dass sie sich auf dem glühenden Boden verbrannten.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, da schoss eine Glutfontäne aus einem Vulkanschlot in nächster Nähe aus dem Boden, flüssige Lava und Steine zischten durch die Luft. Sie prasselten auf den Weg vor ihnen. Die Ykaliri gerieten in Panik und versuchten, sich trotz der Enge aneinander vorbeizudrängen, um den rettenden Torbogen zu erreichen. Tenan zügelte sein Tier, das nach dem vorderen Ykaliri schnappte. Es röhrte und kreischte. Auch Harrid und Urisk kämpften mit ihren Tieren.

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