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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Hochkönig seufzte schwer. »Nun liegt das Wrack seines Schiffs also in einer Bucht von Gondun – das lässt nichts Gutes vermuten.«
    »Zeig uns den silbernen Beutel, in dem der Kristall aufbewahrt wurde«, forderte Amberon Tenan auf.
    Er holte die leere Hülle hervor und reichte sie dem Erzmagier. Die Runenspirale schimmerte geheimnisvoll im Licht.
    »Das ist eine Schutzrune, ohne Zweifel, und eine sehr mächtige dazu.« Amberons Gesicht verriet Besorgnis, als er sie eingehend untersuchte, indem er seine Handfläche darüberhielt. »Ich erkenne Lord Irus Zauberkraft in dem Zeichen. Er hat diese Rune gewoben. Sie verhindert, dass ein magischer Gegenstand, der in dem Beutel aufbewahrt wird, wirksam werden kann. Normalerweise werden diese Zauberrunen nur verwendet, wenn ihr Schutz für das Leben des Trägers unbedingt nötig ist.«
    Andorin nickte zustimmend. »Fürst Iru wird gewusst haben,warum er den Gegenzauber schuf. Achest muss den Kristall derart verändert haben, dass er eine Gefahr darstellt.«
    »Wohl wahr!«, warf Harrid ein. »Einer meiner Männer wurde wahnsinnig, als er in das verdammte Ding schaute.« Als er merkte, dass ihn alle missbilligend ansahen, weil er ohne Aufforderung gesprochen hatte, verstummte er und brummte etwas Unverständliches.
    »Das beunruhigt mich zutiefst«, sagte Amberon. »Der Meledos war – wie alle Kristalle von On – dafür geschaffen worden, die Kräfte der Natur im Gleichgewicht zu halten. Die Enim lenkten mit den Kristallen jene Wesenheiten, die wir die Ingarath nennen, was übersetzt Wesen des Lichts bedeutet. Aber auch die Unai, die Schattenwesen, die sich vor über tausend Jahren vom Bash-Arak verführen ließen und zur Strafe in die Grauen Sphären verbannt wurden, unterstanden nach wie vor der Kraft der Kristalle von On. Der mächtigste der Kristalle, der Meledos, wurde zu einem Siegel, das verhinderte, dass die Unai – die Schatten – jemals wieder nach Algarad gelangen konnten, um Böses zu tun. Für lange Zeit kehrte Frieden ein, und Achest zog sich in sein dunkles Reich zurück. Bis zu jenem schicksalhaften Tag vor weniger als zwanzig Jahren, als die Enim ausgelöscht wurden ...« Er hielt kurz inne und starrte auf den Boden, als sehe er Bilder und Begebenheiten aus der Vergangenheit. »Ich kann mich noch gut erinnern, als ich selbst im Dorf der Enim ankam, um die Priester und Magier zu besuchen. Man hatte im Orden schon lange nichts mehr von ihnen gehört, und etwas schien nicht in Ordnung zu sein.« Wieder schwieg er einen Moment. »Was für ein Bild des Schreckens bot sich uns, als wir das kleine Dorf betraten! Die Häuser waren zerstört und niedergebrannt, die heiligen Tempel verwüstet, das alte Wissen verschwunden. Alle Bewohner warenauf grausame Art niedergemetzelt worden. Man hatte alle getötet: Männer, Frauen, Kinder, die Alten des Stammes. Auf seiner Stirn trug jeder Tote die schwarze Rune Orok eingebrannt, Achests Brandzeichen. Von den magischen Kristallen von On fehlt bis heute jede Spur.« Er fasste sich, sein Blick wurde wieder klar, und sein Geist schien aus der Vergangenheit zurückzukommen. Er wiegte bedächtig das Haupt. »Und nun scheint es, dass wir nach langer Zeit wenigstens von einem der Steine wieder eine Spur haben. Lord Iru ist es anscheinend gelungen, den Meledos in Achests Verliesen aufzuspüren und an sich zu nehmen. Es steht wohl außer Frage, dass Achest Todesfürst irgendetwas Abscheuliches damit vorhat.«
    »Aber wofür braucht Achest die Kristalle?«, fragte ein bärtiger Dan-Ritter. »Wie können sie ihm von Nutzen sein?«
    »Da sind wir auf Vermutungen angewiesen«, antwortete Amberon. »Wie ich schon sagte, ist der Stein jetzt ein Siegel, das verhindert, dass Wesenheiten aus den Grauen Sphären nach Algarad gelangen können. Wenn Achest dieses Siegel zerstört hat, hätte das verheerende Folgen. Er könnte die Unai, die Wesen der Grauen Sphären, lenken und unter seinen Willen zwingen.« Er gab Tenan den silbernen Beutel zurück. »Vielleicht könnte er ihnen sogar Zugang nach Algarad verschaffen.«
    »Ihr vergesst, mein Freund, dass der Kristall allein ihm nicht viel helfen wird«, widersprach ein Großmeister, der nahe bei Andorin saß. Sein schmal geschnittenes Gesicht verriet Scharfsinn und Schlauheit. Die hohen Wangenknochen und die Form seiner Augen ebenso wie der pechschwarze Haarknoten hinter seinem Kopf wiesen auf seine Herkunft aus fernen Ländern im Osten hin. »Es bedarf der Magie eines Priesters der Enim, um

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