Das Siegel der Finsternis - Algarad 1
einen komplizierten Kreuzbart trug. »Mir wurde berichtet, dass König Eglamar nichts sehnlicher wünscht, als endlich wieder Zugang zu den Zaubersprüchen von Ankh zu haben, die in einer verschlossenen Truhe in Atala aufbewahrt werden. Wir nahmen dem Bash-Arak jenen Schlüssel ab, als die Große Flut über Algarad hereinbrach und alles im Chaos versank. Da wir nicht wussten, dass Atala weiterhin unter dem Meer bestand, verwahrten wir den Schlüssel bei uns. Nehmt ihn darum als Zeichen unserer Freundschaft und unseres guten Willens wieder an Euch. Ich übergebe ihn Euch in der Hoffnung, dass König Eglamar weise mit diesem Geschenk umgeht und sich des alten Bündnisses erinnert, das einst beide Reiche verband.«
Dex verneigte sich tief. Er war sichtlich bewegt von der Großzügigkeit des Hochkönigs, und für einen Augenblick verschwand der missmutige Ausdruck in seinem Gesicht. »Der Hochkönig von Algarad überlässt uns einen Schatz von unermesslichem Wert. Wir stehen tief in Algarads Schuld und werden diese Geste nicht vergessen. Ich werde versuchen, den Schlüssel sicher nach Atala zurückzubringen, sobald ich den Weg dorthin gefunden habe.«
Andorin nickte hoheitsvoll und entließ ihn. Als der Fisk-Hai in die Reihe seiner Begleiter zurückkehrte, lächelte er Chast kurz an. Der Kesselflicker hatte das Versprechen gehalten, das er Eglamar gegeben hatte.
»Ceredin Chast.« Andorins Stimme nahm eine leichte Schärfe an, als er den Kesselflicker ansah. Ceredin Chast? Tenan glaubte, sich verhört zu haben. Soviel er aus den alten Pergamentrollen über den Dan-Orden wusste, die er in Osyns magischer Schriftensammlung gefunden hatte, wurde der TitelCeredin nur einem Schüler des Ordens von Dan zuteil, der die ersten zwei Jahre der Ausbildung abgeschlossen hatte.
Die Gefährten blickten erstaunt auf ihren Freund, der zögernd einen Schritt nach vorn trat und niederkniete. Er wagte nicht, Andorin anzuschauen.
»Es ist einige Zeit her, dass Ihr den Orden von Dan verlassen musstet«, sprach Andorin kühl.
Chast zupfte verlegen am Saum seines Umhangs. »Das ist wahr, Hoheit.«
»Ist Euer Interesse für Magie immer noch so stark, dass Ihr sie gerade dann anwendet, wenn es verboten ist?«
»Die Geschehnisse, auf die Ihr anspielt, liegen schon lange zurück. Damals war ich noch jung und unerfahren«, versuchte sich Chast zu verteidigen. »Ich wusste nicht, dass der Ces-Zauber so viel Schaden anrichtet. Ich wurde entsprechend zur Rechenschaft gezogen und bestraft.«
»Zauberei ist kein Spiel. Sie ist nicht dazu da, dass man anderen imponiert.«
»Ich zahle durch meinen Ausschluss aus dem Orden den Preis für meinen Ungehorsam«, sagte Chast reumütig.
Der Hochkönig wurde etwas milder. »Wie ich von Lord Amberon hörte, lebt Ihr eher schlecht als recht und verdient Euren Lebensunterhalt mit der Arbeit eines Tagelöhners.«
Chast hob stolz den Kopf. »Das Handwerk des Kesselflickers ist so ehrenhaft wie jedes andere, Eure Hoheit.«
»Zweifellos.« Der Hochkönig lächelte über das aufbrausende Gemüt des anderen. »Und dennoch glaube ich, dass Euch eine andere Aufgabe im Leben willkommen wäre. Unterhaltet Ihr nicht mittlerweile beste Verbindungen in allen Häfen und Städten Algarads? Und seid Ihr dem Orden von Dan und dessen Grundsätzen im Herzen nicht immer noch verbunden?«
Chast nickte zögernd. Tenan lauschte gespannt. Worauf wollte der Hochkönig hinaus?
Andorin wog seine Worte mit Bedacht, als er weiterredete. »Leider kann ich den Entschluss des Rates, Euch Eures Vergehens wegen aus dem Orden auszuschließen, nicht rückgängig machen. Der Kodex muss eingehalten werden. Dennoch berichteten mir Eure früheren Meister, dass Ihr geschickt und mutig seid und die Künste des lautlosen Verschwindens gar wohl beherrscht. Der Orden von Dan braucht in diesen gefährlichen Zeiten Beobachter und Kundschafter, die unerkannt für ihn arbeiten.« Er machte eine kleine Pause, um die Spannung zu erhöhen. Der Kesselflicker wartete in scheinbarer Ruhe ab. Schließlich fuhr der Hochkönig fort: »Ich frage Euch: Seid Ihr bereit, in Zukunft für den Orden von Dan als Kundschafter zu arbeiten?«
Ungläubig starrte Chast den Hochkönig an. »Euer Wunsch sei mir Befehl«, beeilte er sich mit mühsam gezügelter Freude zu sagen. »Ich werde Euch nicht enttäuschen, Majestät. Habt Dank!«
Er verneigte sich und reihte sich überglücklich zwischen seine Freunde.
Als Letzte winkte Andorin Tenan, Eilenna und Urisk zu
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