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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Schild mit dem Namen des Gasthauses: Zum scharfen Messer . Tenan wurde nicht gerade wohler, als er den Namen las.
    Eben wollte er eintreten, da krachte die Tür auf, und ein nach Met und Wein stinkender Seemann flog in hohem Bogen heraus. Tenan konnte im letzten Augenblick zur Seite springen. Ein paar wuchtige Kerle waren im Licht des Eingangs zu erkennen. Einer von ihnen rief: »Und lass dich hier nicht mehr blicken, verstanden!? Hier wird nach den Regeln der Gilde gespielt! Wenn dir das nicht passt, kannst du dich gern beim Gildeleiter beschweren!«
    Dann verschwanden sie wieder im Dunst des Lokals. Der Betrunkene kam schwerfällig auf die Füße, stieß ein paar Flüche aus und wankte davon, um das nächste Wirtshaus aufzusuchen.
    Tenan war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, ausgerechnet hier nach einem Schiff nach Meledin zu suchen. Er ließ seinen Blick zwischen den grauen Häusern umherwandern. Überall sah es trostlos und verrucht aus. Die anderen Kneipen machten keinen besseren Eindruck. Also konnte er es ebenso gut hier versuchen. Er öffnete die Tür und trat ein. Ein paar Stufen führten hinunter in ein Kellergewölbe. Drinnen bestätigten sich Tenans schlimmste Befürchtungen. Es war tatsächlich eine Spelunke der übelsten Sorte. Der schwere Dunst von Tabakqualm, Bier, Wein und den Ausdünstungen der Gäste schwängerte die Luft. Ein paar rußende Fackeln verbreiteten düsteres Zwielicht. Tenan konnte nicht erkennen, was die Gestalten in den dunklen Nischen trieben, die in die Mauer eingelassen waren. In der Mitte des Hauptraums stand ein schwerer Eichentisch, an dem einige Männer ins Kartenspiel vertieft waren. Sie sahen kurz auf, als er an den Schanktisch trat, musterten ihn und widmeten sich wieder dem Spiel.
    Tenan versuchte, möglichst selbstbewusst zu klingen, als er einen Humpen Met bestellte. Der Wirt, ein schmutziger, unrasierter Kerl, zapfte aus einem wuchtigen Fass und knallte den Krug vor ihm auf den Tisch, dass die Hälfte des Getränks überschwappte. »Kannst du zahlen?«
    Tenan legte wortlos eine Kupfermünze auf den Tresen, nahm den Krug und wandte sich ab. Nur keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ermahnte er sich und nippte an dem Krug. Er beobachtete das Treiben in dem Lokal.
    »Nun, werter Herr?«, sprach eine Stimme neben ihm. »Sucht Ihr ein weiches Bett für die Nacht?«
    Ein kleiner, rundlicher Mann war an ihn herangetreten und lehnte sich neben ihn an die Theke. Er trug edle, erlesene Gewänder und verströmte einen Duft, als habe er in Rosenwasser gebadet, was Tenan bei einem Gast dieser Spelunke ungewöhnlich vorkam. Seine schwarzen Haare waren sorgfältig nach hinten gekämmt und standen in scharfem Kontrast zu seiner ungewöhnlich hellen Gesichtshaut. Er schaute Tenan aufmerksam an. »Ich könnte Euch ein gutes Quartier hier in der Nähe empfehlen.«
    Tenan lehnte dankend ab. »Ich suche ein Schiff, das morgen in See sticht und mich nach Meledin bringt.«
    »Ein Schiff nach Meledin?«, fragte der andere erstaunt. »So weit führen Euch Eure Geschäfte?« Er verzog skeptisch den Mund. »Das wird nicht leicht werden, denn erst vor kurzem sind einige Schiffe dorthin abgefahren. Na, wollen mal sehen, ob mir nicht doch was Passendes einfällt. Es gibt hier bestimmt einige Seeleute, die Euch weiterhelfen können. Aber entschuldigt, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, werter Herr, nicht wahr?« Er verbeugte sich leicht. »Mein Name ist Seren Toroquar. Ich bin Kaufmann und unterhalte ein Handelshaushier in Dorlin – oder sollte ich besser sagen, eine Reihe von Kontorhäusern?« Er lächelte. »Nun ja, irgendwann wird mir vielleicht der ganze Hafen gehören, ich bin da auf einem ganz guten Weg ... Kommt, mein junger Herr, ich habe schon einige Ideen, wen wir für eine Überfahrt nach Meledin anfragen könnten.« Er zog Tenan am Ärmel in einen hinteren Teil des Lokals. »Hier können wir ungestört reden. Wir sollten nicht in aller Öffentlichkeit über Preise und dergleichen verhandeln. Es gibt zu viele Neider, die mich unterbieten wollen, dabei verdiene ich ja selbst schon kaum mehr etwas!« Er drückte Tenan auf eine Sitzbank in einer schwach beleuchteten Nische und zwängte sich neben ihn. »Besser zwei Geschäfte im Dunkeln verhandeln als eines in der Sonne«, raunte er vertraulich. Er ließ zwei frische Krüge mit Met kommen, wovon er einen vor Tenan stellte. Dann nahm er einen sparsamen Zug und tupfte sich mit einem Seidentuch den Mund. Sofort verfiel er

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