Das Siegel der Finsternis - Algarad 1
wollt. Er ist mehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht als auf den seiner Geschäftspartner.« Seren wollte aufgebracht etwas entgegnen, aber schon sprach Chast weiter: »Ich habe mein Anliegen Garth vorgetragen, wie du mir geraten hast. Und soll ich dir etwas sagen? Er hat mich zurück an dich verwiesen. Wem soll ich also Folge leisten?«
»Hättest du die Güte, uns allein zu lassen?«, knurrte Seren und funkelte ihn böse an. »Wir werden morgen darüber sprechen. Im Augenblick habe ich einen Kunden, den ich ungern warten lassen würde.«
Dem Kesselflicker war es offenbar völlig gleichgültig, ob er störte, ja, es schien, als wolle er Seren und Watlock absichtlich provozieren. »Was willst du denn von diesem jungen Kerl hier?«, fragte er abschätzig. »Ich glaube, er hat mehr Angst als Taler in der Tasche.«
»Misch dich nicht ein, Chast«, knurrte Seren. Er gab Watlock einen knappen Wink. Der Riese drehte sich zu Chast um und baute sich vor ihm auf. Seine Rechte ruhte demonstrativ auf dem Knauf eines langen Messers, das an seiner Seite hing.
»Weißt du, Chast, ich habe keine Lust mehr, mir von dir die Geschäfte verderben zu lassen«, sagte Seren mit gefährlich gesenkter Stimme.
»Schöne Geschäfte sind das«, entgegnete Chast. »Ich kann noch verstehen, dass du einen einfachen Kesselflicker wie mich betrügen willst. Aber du hast anscheinend auch keine Skrupel, deine eigenen Leute zu übervorteilen, nicht wahr?« Bevor Seren etwas entgegnen konnte, wandte sich Chast an Watlock. »Mein Freund, hast du eigentlich die dreißig Astádi von Seren erhalten, die er dem reichen Baal vorgestern abgeknöpft hat? Wie ich gehört habe, schuldet dir Seren noch Geld. Es wäre doch sicherlich ein netter Zug von ihm, wenn er seine Schulden endlich zurückzahlen würde, meinst du nicht?«
Watlocks Augen wurden schmal. »Was sagst du da?« Ein gefährliches Grollen schwang in seiner Frage mit.
»Ich habe sogar Zeugen«, sagte Chast. »Norgrim war dabei und Ezwek ebenso.«
»Ist es wahr, was er behauptet?« Watlock verschränkte die Arme vor der mächtigen Brust und fixierte Seren. »Du wolltest mich betrügen?«
Das blasse Gesicht des Geschäftsmanns wurde noch fahler. »Chast lügt! Du wirst dein Geld natürlich bekommen! Ich wollte es dir morgen geben.« Er hatte sichtlich Mühe, seine Haltung zu bewahren. »Hör nicht auf das Geschwätz dieses Kesselflickers.«
»Oho«, sagte Chast mit hochgezogenen Augenbrauen. »Zumindest ist die Arbeit als Kesselflicker ehrenwerter als deine.«
Er klopfte dem Riesen, der neben ihm stand, vertraulich auf die Schulter. »Lass dich nicht so einfach von Seren abspeisen, Watlock. Es war nicht das erste Mal, dass er dich betrogen hat. Oder hat er dir etwas von dem Raubzug abgegeben, den seine Leute im Südviertel unternommen haben? Soviel ich weiß, hat er dabei eine Menge Gold erbeutet.«
»Was faselst du da?« Seren rieb sich nervös die Hände. »Es hat nie einen Raubzug im Südviertel gegeben! Watlock, glaub ihm nicht, er lügt ...«
»Ach ja? Und woher habe ich dann dieses Messer?« Chast zog ein feines Stilettmesser aus dem Gürtel und hielt es vor Serens Augen. »Erkennst du es? Es gehört dir! Du hast es bei dem Überfall verloren. Nur gut, dass ich das teure Stück im Straßendreck entdeckt habe.«
Inzwischen hatte der Wortwechsel die Aufmerksamkeit anderer zwielichtiger Gäste auf sich gezogen. Sie versammelten sich in einem Kreis um den Tisch und verfolgten gespannt den Verlauf der Auseinandersetzung.
Chast heizte die Wut des grobschlächtigen Hünen weiter an. »Ich an deiner Stelle wäre wachsam, Watlock. Seren meinte vor kurzem, er würde seine Schulden bald bei dir begleichen, indem er dir dies hier zwischen die Rippen stößt.« Er bewegte das Stilettmesser zwischen den Fingern.
»Du verdammter Bastard!«, schrie der Geschäftsmann und sprang auf, wobei er den Tisch umwarf. »Ich werde dir das Maul schon stopfen!« Plötzlich hatte er einen Dolch in der Hand und wollte damit auf Chast losgehen.
Doch Watlock war schneller. »Du hältst dich für den König der Unterwelt, der schaltet und waltet, wie es ihm beliebt?«, knurrte er. »Warte, ich werde dir zeigen, was passiert, wenn du mich hintergehst!« Er machte einen Satz nach vorn, zog Serenaus der Nische und schleuderte ihn quer durch das Lokal. Er flog über Tische und Bänke und landete in der Menge, riss sogar ein paar Matrosen mit sich zu Boden.
Chast lachte laut auf, packte einen besoffenen Kerl, der
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