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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Dörfern Alarm geschlagen hatte und sich Gegenwehr bildete.
    Endlich erreichte die kleine Gruppe die Serpentinenstraße, die hinunter zum Stadttor des Hafens führte. Tenan trat an den Rand der Steilklippe, die einige hundert Yard in die Tiefe stürzte, und schaute hinunter. Unter ihm lag eine weite Bucht. Die Ausläufer hoher Kalksteinklippen umgaben den Hafen wie schützende Arme. Von seinem Aussichtspunkt konnte man direkt in die Stadt hineinschauen. Dorlin war nahe an den Felsen gebaut worden. Stolz wehten die Flaggen der freien Völker Algarads auf den Spitzen der vier Türme, die an jeder Ecke der Stadtmauer errichtet worden waren. Ein großer Marktplatz beherrschte die Mitte der Stadt. Hier standen Buden und Stände, die für den Markt vorbereitet wurden. Ringsum waren die Lagerhallen und Kontorhäuser erbaut worden, in denen Warenaus allen Ländern Algarads aufbewahrt wurden. Nicht umsonst galt Dorlin als einer der reichsten Häfen Algarads.
    An der Ostseite der Stadtmauer, nahe der Steilklippe, stand eine kleine, massive Festung. Sie duckte sich breit auf einem ausladenden Felsblock und schien den Hafen und die Stadt wie eine Glucke ihre Küken zu bewachen.
    Die Anlegestellen der Schiffe und die Stege hatten sich entlang dem Ufer bis weit ins Meer ausgebreitet. Hier konnten auch die großen Fracht- und Kriegsschiffe anlegen, die sonst im seichten Wasser auf Grund gelaufen wären. Die aus Stein und Holz erbauten Landungskais schwangen sich, von Pfosten und Pfeilern gestützt, kühn und elegant über das Wasser. Die Stege waren an ihren Kreuzungspunkten durch Plattformen verbunden, auf denen Hallen und kleine Häuser standen. So hatte sich im Lauf der Zeit eine eigenständige kleine Stadt mitten auf dem Meer gebildet. Eine Vielzahl von Schiffen lag vor Anker, ihre Masten schaukelten sanft in der Abendbrise.
    Ein letzter Blick zurück auf die Straße – kein Zeichen von Urisk. Tenan seufzte. Dann musste er sein Glück eben allein versuchen.
    Er folgte den anderen, die schon ein gutes Stück voraus waren. Die Straße führte in steilen Windungen nach unten. Er atmete innerlich auf, als er durch das Stadttor schritt. Die Wächter schlossen die schweren Flügel und verriegelten sie hinter ihm, schlossen so auch die aufziehende Dunkelheit der Nacht aus. Tenan fühlte sich vorerst in Sicherheit. Wohin als Nächstes? Er beschloss, eine der Stadtwachen anzusprechen.
    »Sag, mein Freund, wo finde ich ein Schiff, das mich nach Meledin bringt?«
    Der finstere Kerl spuckte aus, bevor er ruppig antwortete: »Die Hafenmeisterei hat schon geschlossen. Geh ins Vergnügungsviertelbeim Hafen. In einer der Kneipen wirst du schon einen Kapitän finden, der dich mitfahren lässt. Vielleicht findest du aber auch was anderes, das dir die Nacht versüßt.« Er grinste und spuckte wieder auf die Erde. Dann schulterten sein Kamerad und er ihre Speere, ließen Tenan stehen und verschwanden in einer schmalen Seitengasse.
    Tenan fand das Hafenviertel ohne Schwierigkeiten. Es lag jenseits des großen Marktplatzes, den er von oben gesehen hatte. Die Gegend, die er am frühen Abend erreichte, war alles andere als einladend oder vertrauenserweckend. Es war der Teil Dorlins, in dem zu jeder Stunde ein reger Betrieb herrschte. Hier gab es Kneipen und Wirtshäuser. Fahrendes Volk vergnügte sich vor den ersten Lagerfeuern, über denen Suppentöpfe brodelten. Schon jetzt torkelte hie und da ein Betrunkener aus der Tür einer Spelunke, obwohl die Nacht noch nicht Einzug gehalten hatte. Frauen in grellbunten Gewändern, deren Broterwerb leicht zu erraten war, standen an den Häusereingängen und winkten. Matrosen wankten auf den Gehwegen, die Flasche in der einen Hand, ein leichtes Mädchen an der anderen. Aus den offenen Türen der Wirtshäuser drang der Lärm der Zechenden, vermischt mit dem Kreischen von Frauen und dem Fiedeln von Musikanten.
    Die Gassen waren eng und schmutzig, die Häuser schief. Sie beugten sich über die Wege, dass einem schwindlig werden konnte, und machten den Anschein, als würden sie demnächst zusammenfallen. Der Duft von Essen vermischte sich mit weniger erfreulichen Gerüchen. Tenan betrachtete alles mit großen Augen. Überall gab es Kneipen, das ganze Viertel schien daraus zu bestehen. Er fragte sich, welche die richtige war, um eine Überfahrt zu finden. Kurz entschlossen entschied er sich für eine der nächstgelegenen Kaschemmen. Er trat an einewurmstichige Tür, deren Farbe abgeblättert war. Darüber hing ein

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