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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Dorlinnichts passiert. Um eine Unterbringung für die Nacht müssen wir uns außerdem kümmern.«
    Der Hüne brummte etwas Unverständliches, starrte Tenan an und wich keinen Schritt zur Seite.
    »Wir wollen den jungen Herrn natürlich nicht erschrecken, Watlock«, sagte Seren mit einer beschwichtigenden Geste. Zu Tenan gewandt sagte er: »Glaubt mir, ich bin nur bemüht, Schaden von Euch fernzuhalten. Seht Euch nur hier im Wirtshaus um. Lauter Abschaum und Verkommenheit! Ich sage Euch, in den Straßen und im Hafenviertel ist es noch viel schlimmer. Darum zögert nicht mehr lange. Sobald Ihr das Wirtshaus verlassen habt, steht Ihr unter dem Schutz meiner Gilde. Niemand wird es wagen, Euch anzurühren.«
    Der Riese drückte Tenan mit seiner Pranke ruhig und bestimmt zurück auf die Sitzbank. Das Lächeln, das seinen Mund umspielte, hatte seine Augen nicht erreicht.
    Tenan brach der Angstschweiß aus.
    »Ich würde Euch empfehlen, unsere Dienste wenigstens für heute Nacht in Anspruch zu nehmen. Habt Ihr Sorge um den Preis? Wir werden uns sicher einigen«, fuhr Seren in geschäftlichem Ton fort. »Ich bin sicher, dass Ihr in Meledin genug verdient, um diese kleine Ausgabe mehr als auszugleichen. Und glaubt mir, keiner in der Stadt kann Euch ein besseres Angebot machen: Ihr steht unter unserem Schutz, müsst Euch keine Sorgen machen, dass Euch jemand ausraubt – und Ihr kommt mit dem Leben davon. Ziert Euch nicht länger – schlagt ein!« Er streckte ihm die Hand hin.
    Im Stillen verfluchte sich Tenan, dass er wie ein Fisch ins Netz gegangen war. Es war klar, zu welcher Sorte Mensch Seren und sein Helfer Watlock gehörten. Fieberhaft überlegte er, wie er ungeschoren aus dieser Situation entkommen konnte.
    Da trat ein weiterer Mann zu ihnen. Tenan war nun völlig eingekesselt.
    »Seren! Du hier?«, rief der Fremde erstaunt. »Kaum zu glauben, dass ich dich hier treffe!« Er schob Watlock ein wenig zur Seite, der dies mit einem drohenden Grollen geschehen ließ. »Ich dachte, du genießt das Leben in einem deiner Landhäuser außerhalb der Stadt und lässt dich dort verwöhnen. Erzähl mir nicht, dass es dir dort mittlerweile zu langweilig geworden ist!«
    Die Miene des Kaufmanns verdüsterte sich. »Sieh an, Chast, der Kesselflicker«, brummte er. »Du hast eine Begabung, immer im unpassendsten Moment aufzutauchen.«
    »Scheint meine Bestimmung zu sein«, gab der Fremde zurück. Er steckte seine Hände vor sich in den Gürtel und stellte sich breitbeinig neben Watlock. Er war zwar hochgewachsen, doch immer noch einen ganzen Kopf kleiner als der Hüne. Seine Kleider waren schmutzig, an vielen Stellen nur notdürftig ausgebessert, und hingen an seinem hageren Körper wie Lumpen. Tenan fand, dass er aussah wie eine Vogelscheuche. Dennoch weckten seine Züge sofort Vertrauen in ihm. Strohblondes Haar fiel in einer wirren, zottigen Mähne über ein markantes Gesicht, das von einem kurz geschorenen Bart bedeckt war. Er hatte tiefliegende, stahlblaue Augen, die Offenheit und Neugier ausstrahlten. Irgendetwas an ihm vermittelte eine ruhige Autorität, ein Selbstvertrauen oder eine innere Stärke, die im Gegensatz zu seiner äußeren Erscheinung standen.
    »Du scheinst wenig begeistert, mich zu sehen«, sagte er in gekränktem Tonfall. »Du trägst mir doch nicht immer noch die Sache mit Xerill nach? Ein unglückliches Ereignis, gewiss, aber ich habe die Gilde angemessen entschädigt. Dennoch wolltest du dich auch bei mir erkenntlich zeigen.«
    Tenan wusste nicht, wovon der andere redete; es musstesich um irgendeine undurchsichtige Schuldangelegenheit handeln. Aber die Unterbrechung gab ihm ein wenig Zeit, nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen. Watlock stand nicht mehr so nahe bei ihm, und den Fremden konnte er vielleicht leichter zur Seite stoßen. Verstohlen ließ er den Blick durch das Lokal schweifen. Der Ausgang war einige Yard entfernt. Die dicht umherstehenden Matrosen konnten ein Hindernis für ihn sein, aber ebenso für Watlock und Seren, wenn sie ihn verfolgten.
    »Ich bin beschäftigt, wie du vielleicht bemerkt hast«, entgegnete Seren ungehalten. »Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass du dich an Garth wenden sollst, wenn es um die ausstehenden Schulden geht.«
    »Verzeiht, junger Herr«, sagte Chast mit einer Verbeugung in Tenans Richtung. »Ich werde Seren nur für kurze Zeit in Anspruch nehmen. Meine Angelegenheit duldet nämlich keinen Aufschub. Aber überlegt Euch gut, ob Ihr mit ihm Geschäfte machen

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