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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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wieder in seinen Redefluss. »Nun, mein junger Herr, ich kann Euch sicher weiterhelfen. Aber wie ich schon sagte: Es wird nicht leicht sein, so schnell ein Schiff in die Hauptstadt zu finden. Es ist noch nicht lange her, da ankerten Kriegsschiffe aus Meledin hier, um Soldaten für das Heer des Hochkönigs anzuwerben. Wie schade, dass Ihr die verpasst habt.« Sein Gesicht drückte Bedauern aus. Tenan vermutete, dass er die Schiffe meinte, mit denen Amris gefahren war.
    »Darf ich fragen, was den jungen Herrn dorthin führt?«
    Tenan zögerte. Er hatte die ganze Zeit mit dieser Frage gerechnet, fühlte sich aber jetzt trotzdem überrumpelt. Was sollte er sagen? Natürlich nicht die Wahrheit. Irgendetwas an dem Mann ließ ihn misstrauisch sein, obwohl er nicht genau sagen konnte, was es war. »Geschäfte«, antwortete er vorsichtig.
    Seren nickte verständnisvoll. »Ja, ja, das liebe Geld. Nichtsist beruhigender als ein prall gefüllter Beutel mit Gold, nicht wahr? An Eurem Mantel sehe ich, dass Ihr zur Gilde der Händler gehört. Der Stoff ist fein und gut geschneidert. Dem entnehme ich, dass die Geschäfte gut laufen?« Dann winkte er ab. »Ach, ich bin töricht, ich weiß. Die Geschäfte laufen nie so, wie man es sich wünscht ... Ich habe Euch noch nie hier gesehen. Kommt Ihr von weit her?«
    »Nicht weiter als manch anderer«, sagte Tenan vage.
    Seren grinste. »Ihr seid vorsichtig, das gefällt mir. Man kann nicht achtsam genug sein in einer Stadt wie dieser.« Er beugte sich über den kleinen Tisch und senkte vertraulich seine Stimme. »Gerade als Händler braucht man einen gewissen Schutz, glaubt mir. Es gibt viele dunkle Gestalten, die es nicht gut mit einem meinen und die nur auf das Gold aus sind, das man in der Tasche trägt. Manch einer, der hierherkommt, verlässt den Hafen entweder um viele Münzen leichter – oder tot. Wie gut, dass Ihr mich getroffen habt. Ich kenne mich mit den Gefahren aus und weiß, wie man sie umgehen kann. Ihr ahnt nicht, wie oft ich früher selbst in Bedrängnis geraten bin. Hier gibt es so viele Halsabschneider und Diebe, die nur darauf aus sind, uns ehrlichen Kaufleuten das Gold abzuluchsen. Aber ich weiß auch, wie man sich schützen kann. Vielmehr – ich habe begonnen, mich selbst zu schützen.« Er lehnte sich mit einem gewinnenden Lächeln zurück.
    Tenan nahm nervös einen Schluck Met und blickte zur Seite. Er wollte keine Hilfe, und schon gar nicht von Seren.
    »Viele Händler und Reisende haben meine Dienste in Anspruch genommen«, plauderte Seren ungerührt weiter. Wieder nippte er am Met und wischte sich mit dem Seidentuch die Mundwinkel. Er ließ Tenan keinen Moment aus den Augen. »Ich kann übrigens auch dafür sorgen, dass Ihr bei Eurer Ankunftin Meledin keinen Schaden nehmt. Ihr wart sicher schon dort. Nein? Dann lasst Euch sagen, dass es dort noch gefährlicher ist als hier. Für einen reisenden Händler ist es unabdingbar, überall Schutz zu haben, Leute, auf die man sich verlassen kann. Sonst kann es sein, dass man verlorengeht und nie wiederauftaucht. Ihr versteht?«
    Tenan nickte. Er verstand nur zu gut.
    Seren räusperte sich. »Natürlich ist so eine verantwortungsvolle Aufgabe nicht leicht zu erfüllen, besonders in einer Stadt wie dieser. Man benötigt fähige Männer, die im rechten Augenblick wissen, was zu tun ist, und sich nicht einschüchtern lassen, wenn plötzlich irgendwelche wilden Kerle in einer düsteren Nebenstraße auftauchen und einem die mühsam verdienten Gewinne oder sogar das Leben nehmen wollen. Ich habe viele zufriedene Kunden, die auf ihre Hilfe schwören und sie nicht mehr missen wollen. Selbstverständlich müssen auch Leibwächter ihr Auskommen haben. Aber ihre Dienste sind nicht unerschwinglich.«
    Er machte eine Pause und schaute Tenan erwartungsvoll an.
    Der nahm all seinen Mut zusammen. »Dann ist es wohl besser, wenn ich jetzt gehe, damit mir an diesem gefährlichen Ort nichts passiert«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln. »Verzeiht, aber ich glaube, ich kann mir Euren Schutz als kleiner Händler nicht leisten ... Entschuldigt mich.«
    Tenan wollte aufstehen, doch er stieß an einen riesigen Kerl, der plötzlich neben ihm stand. Sein Brustkasten hatte den Umfang eines Weinfasses. Über dem Stiernacken glänzte ein imposanter Glatzkopf.
    »Ah, Watlock, du kommst wie gerufen«, sagte Seren. »Ich habe Kundschaft für dich. Dieser junge Mann ist neu hier in der Stadt und benötigt dringend Schutz, damit ihm in

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