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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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sind in einer Handelsstadt, mein Freund. Hier ist nichts umsonst – nur der Tod.«

19
    Die wuchtige Gestalt eines Gredows tauchte aus den wabernden Rauchschwaden auf, den blutverschmierten Krummsäbel wütend durch die Luft schwingend. Er und seine Kumpane hatten auf Drynn Durs Befehl ein weiteres Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Seine Stimme klang krächzend, als er Mewroth, seinem Kommandanten, Bericht erstattete.
    »Nichts«, sagte der Soldat. »Keine Spur von dem verfluchten Stein. Entweder diese Menschen wissen tatsächlich nichts über seinen Verbleib, oder sie erzählen dreiste Lügen, selbst im Angesicht des Todes.« Er wischte die Klinge seines Schwerts am Körper eines Toten ab, der zusammengekrümmt zu seinen Füßen lag.
    Mewroth schnaubte abschätzig. »Die Menschenbrut ist zu schwach, um unter Folter die Unwahrheit zu erzählen. Sie haben keine Ehre und kein Rückgrat, geben sofort nach, sobald man damit droht, ihr armseliges Leben zu beenden. Ich glaube, sie wissen tatsächlich nichts über den Kristall, sonst hätten sie es uns verraten, während sie um Gnade winselten. Verdammte Maden!« Er spuckte auf den getöteten Bauern vor ihm. »Wir werden uns jetzt aufteilen: Eine Hundertschaft zieht unter Koshs Befehl in nordwestliche Richtung. Dort gibt es bei den Drei Klippen, in der Nähe des Bugfelsens, noch zwei oder drei Dörfer, die wir ausräuchern müssen. Ich selbst werde mit dem Rest unseres Trupps zum Hafen von Dorlin marschieren. Dronth-Brecher sind vom Meer her unterwegs und werden uns von dort aus unterstützen. Sie haben den Auftrag, kein Schiff, nicht mal das kleinste Boot, entkommen zu lassen. Wir aber werden alle Landratten töten, die sich in der Stadt befinden.«
    Die Gredows grölten begeistert und schlugen mit den Fäusten auf ihre Brustpanzer. Solange sie Blut vergießen konnten, würden sie alles tun, egal, von wem der Auftrag zum Kämpfen kam.

20
    Die kühle Nachtluft machte Tenans Kopf ein wenig klarer. Der Met und der Qualm in der Kneipe hatten seine Sinne vernebelt und ihm Kopfschmerzen bereitet, und so war er froh, wieder draußen zu sein. Er atmete tief durch. Chast führte ihn eilig durch das Gewirr der Gassen in Richtung der Anlegebrücken. Der Kesselflicker schritt mit seinen langen Beinen so schnell aus, dass Tenan Mühe hatte, Schritt zu halten. »Es ist besser, wir beeilen uns«, rief er Tenan zu. »Wenn die Schlägerei im Scharfen Messer vorbei ist, wird Seren seine Leute auf uns hetzen. Sie werden überall nach uns suchen. Wäre gut, wenn wir dann schon auf einem Schiff sind.«
    »Danke übrigens, dass du mir geholfen hast«, schnaufte Tenan. »Ohne deine Hilfe wäre ich wohl in Schwierigkeiten geraten.«
    »Du warst in Schwierigkeiten«, grinste Chast. »Im Scharfen Messer herrschen raue Sitten. Du hast dir zielsicher eine der gefährlichsten Spelunken ausgesucht.«
    »Nun ... um ehrlich zu sein, bin ich nicht oft in einer Stadt wie dieser. Es ist alles neu für mich ...«
    Chast nickte. »Für jemanden, der ein Händler sein will, bist du zu jung und unerfahren, wie mir scheint. Gehe ich recht in der Annahme, dass du gar keiner bist?«
    Tenan hastete weiter neben ihm her, ohne zu antworten.
    »Dachte ich es mir doch!«, rief Chast erfreut, als habe er einen Goldtaler im Heu gefunden. »Bist du auf der Flucht vor deinen Gläubigern, so wie ich? Oder hast du was anderes ausgefressen?«
    Tenan wünschte, er würde nicht in aller Öffentlichkeit davon reden. »Sprich leise, in Ordnung?« Er schaute sich nach allen Seiten um, ob jemand sie belauschte. »Ich habe einen dringenden und geheimen Auftrag zu erfüllen. Sobald wir in Meledin angekommen sind, erzähle ich dir vielleicht mehr. Bis dahin bitte ich dich, nichts davon zu erwähnen.«
    Chast schaute ihn prüfend von der Seite an und nickte knapp.
    Tenan wechselte das Thema. »Wo ist das Schiff? Sind wir bald da?«
    Sein Führer bejahte. »Die Dakany liegt an einem der äußeren Anlegestege. Wir müssen an den Kontorhäusern vorbei und dann über die Brücken in die Schwimmende Stadt. Das ist der Teil des Hafens, der über dem Wasser erbaut wurde.«
    »Du meine Güte, hier gibt es mehr Schiffe als Seeleute«, staunte Tenan. So weit das Auge reichte, schaukelten Boote, Kriegs- und Frachtschiffe im leichten Nachtwind. Ein Wald von Masten und Segeln reckte sich in den Nachthimmel.
    Sie erreichten die nordwestlichen Hafenanlagen, die noch auf dem Festland erbaut waren. Von hier aus führten breite Holzstege in den

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