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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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gepresst stöhnen: »Harrid – schön, dich zu sehen ...«
    Der Kapitän der Dakany war ein großer, schwerer Mann mit dichtem schwarzen Bart. Sein Gesicht war von vielen Narben gezeichnet, die Haut sonnenverbrannt und etwas dunkler, ähnlich wie bei den Völkern des Südens. Sein kahler Schädel glänzte im Licht der Fackeln an Deck. Um seinen Stiernacken wand sich eine stählerne Kette, an der geflochtene schwarze Haarsträhnen baumelten. Bei jeder Bewegung klapperten Eisenbänder, die er über den Ärmeln seines weiten weißen Hemdes trug. Er machte einen wilden, grobschlächtigen Eindruck und erinnerte Tenan fast an einen Piraten.
    »Kommst du zu mir, um endlich mal wieder was zu erleben?«, donnerte Harrid. »Ein bisschen Abwechslung in deinem öden Krämerleben würde dir guttun, ich seh’s dir an!« Er packte Chast an den Schultern und musterte ihn prüfend.
    »Nur für eine kurze Überfahrt.« Chast schnappte nach Luft. »Von tollkühnen Taten und gefahrvollen Begebenheiten, wie wir sie früher zusammen erlebt haben, habe ich genug.«
    »Ha, dass ich nicht lache! Es gab bis jetzt immer ein paar lebensgefährliche Situationen zu meistern, wenn du bei mir an Bord warst. Du ziehst das Risiko doch förmlich an! Warum sollte es jetzt anders sein?«
    Er wandte sich Tenan zu. »Und wen haben wir hier?«, dröhnte er und stemmte die Hände in die Hüfte. »Wer oder was bist du? Auf alle Fälle hab ich schon lange keine halbe Portion wie dich mehr gesehen.« Er beäugte ihn skeptisch von oben bis unten.
    »Das« – Chast drängte sich zwischen sie, um Tenan vor Harrids Begrüßung zu schützen –, »das ist mein Freund Tenan aus Esgalin. Wir sind auf dem Weg nach Meledin ...«
    »Ein Freund von dir? Dieses halbe Küken?« Harrid rieb sich mit breitem Daumen das Kinn. »Na, mal sehen, ob du die Überfahrt überlebst«, grunzte er und schlug seine schwere Pranke auf Tenans Schulter. Der Junge ging ein Stück in die Knie. »Ihr sucht ein Schiff, das euch schnell und sicher nach Meledin bringt? Dann seid ihr hier richtig. Willkommen auf der Dakany! Fühlt euch wie zu Hause.«
    Er wandte sich an Tres, der abseits stand und den Empfang der Fremden beobachtete. »Meine Leute wissen anscheinend nicht mehr, wie man Gäste begrüßt. Was stehst du noch hier herum und glotzt? Los, bring Wein und etwas Anständiges zu essen in meine Kajüte! Und bereite die Kabine neben meiner vor, wir haben zwei Passagiere!«
    Dann packte er Chast und Tenan an den Schultern und schob sie voran unter Deck.

21
    Das Dorf Esgalin war seit jeher vom breiten Gürtel des Waldes von Rhun umgeben. Die Bäume schützten die Häuser vor Wind und Wetter gen Südwesten hin, außerdem boten sie vielen Tieren eine Heimstatt. Inmitten des Waldes von Rhun erhob sich der Muren-Berg. Er war eigentlich eher ein Hügel, aber von seiner Kuppe aus, die nicht von Bäumen bedeckt war, hatte man einen guten Ausblick in jede Himmelsrichtung. Die Ausläufer des Muren-Bergs gingen in tiefe, unwegsame Schluchten über, deren schwer zugängliche Höhlen dem Wild genügend Möglichkeiten boten, sich vor den Jägern zu verstecken. Nur geübte und kundige Jäger wagten sich in dieses Gebiet. Ein unwegsames Gelände – und ein gutes Versteck für die Einwohner von Esgalin.
    An einem Hang, dicht von Gestrüpp und Nadelbäumen bedeckt, erstreckten sich mehrere Höhlen, deren Zugänge hinter Efeuranken und Lianengewächsen verborgen und nur schwer zu erkennen waren. Von hier aus konnte man hinab auf die Steilküste blicken, an deren Rand das Dorf lag. Friedlich und verschlafen ruhte es im sanften Schimmer des Mondes; niemand konnte erkennen, dass es schon seit einem Tag von den Bewohnern verlassen war.
    Die Efeustränge vor einer der Höhlen raschelten und bewegten sich leicht zur Seite.
    »Meister Osyn, wo sind nun all die Angreifer? Ich kann keinen von ihnen sehen!«, flüsterte Chem, der Dorfvorsteher, und spähte zwischen den Blättern nach unten in die Ebene, wo Esgalin lag.
    »Sie kommen«, sagte Osyn mit Gewissheit. »Wartet nur ab. Sie werden kommen.« Er kniff die Augen zusammen undfixierte eine Gruppe von Bäumen. Irgendetwas hatte sich dort bewegt.
    »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Ihr verrückt seid«, schnaufte Chem. »Alles nur Einbildung, wilde Visionen eines närrischen Wasserzauberers, der sich schon zu lange mit Magie beschäftigt!«
    Er wollte sich zurück in die Höhle verkriechen, doch Osyn fasste ihn am Arm. »Wir können von Glück sagen, wenn

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