Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
Vom Netzwerk:
uns die Gredows noch nicht entdeckt haben! Ihr habt mit Eurer Weigerung, das Dorf zu verlassen, viel Zeit verspielt. Ihr wisst so gut wie ich, dass ein Kampf gegen Gredows aussichtslos ist. Wenn Twilek und die anderen vom Rat des Dorfes den Ernst der Lage nicht ebenfalls erkannt hätten, säßen wir immer noch in unseren Hütten, wie die Lämmer, die auf ihren Schlächter warten. Ein Glück nur, dass alle hier sind und keiner zurückbleiben wollte!«
    Chem riss seinen Arm aus Osyns Griff. »Ja, wir säßen daheim und würden nicht in unbegründeter Angst und Sorge leben. Feindliche Krieger, die Gondun verwüsten – lächerlich! Ihr hättet uns besser warnen sollen, als dieser Sturm ausbrach, der unsere halbe Ernte verwüstet hat! Das wäre eine nützliche Warnung gewesen, zumal von einem Wasserzauberer.«
    »Ihr wisst, ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieses Unwetter nicht durch die Kräfte der Natur verursacht wurde«, erwiderte Osyn. »Es war dunkle Magie im Spiel. Niemand konnte es vorhersagen.«
    Hinter ihnen meldete sich die Stimme einer jungen Frau zu Wort. »Chem, was ist denn dabei, wenn wir zwei Nächte in den Höhlen verbringen und nichts geschieht?« Es war Hergan, die Tochter des Schankwirts, die ebenfalls durchs Dickicht spähte. »Osyn will uns doch nichts Böses, er ist einfach vorsichtig. Ichwünschte, du wärest auch manchmal mehr um das Wohl des Dorfes besorgt ...«
    »Still!«, zischte Osyn und hob die Hand. »Es geht los!«
    Obwohl die beiden anderen nichts Auffälliges sehen konnten, bemerkten sie, dass die Geräusche des Waldes auf einmal verstummt waren. Eine bedrohliche Stille hatte sich herabgesenkt, als warte alles auf den ersten Donnerschlag, der den Beginn des Sturms anzeigte.
    Plötzlich loderte es orangerot im Unterholz, als stünde der Wald in Flammen, dann zischten Hunderte von Brandpfeilen wie feuriger Regen durch die Luft. Sie flogen vom Waldrand über die Ebene und gingen auf die Dächer Esgalins nieder. Der Nachthimmel färbte sich flackernd hell wie bei Sonnenaufgang. Dann loderte ein Feuerkreis um das Dorf auf und schoss wild züngelnd auf die Häuser zu. Die ersten Hütten und Gebäude gingen in Flammen auf, brannten lichterloh. Der Rauch verwehte augenblicklich in einem böigen Wind, auch der Widerschein des Feuers wurde vom Dunkel der Nacht aufgesogen. Osyn wusste, dass Zauberei dafür verantwortlich war. Aus der Ferne sollten keine Anzeichen des Überfalls zu sehen sein.
    Dann brachen die Gredows aus dem Unterholz. Es waren viele. Sie trugen schwere Panzerrüstungen, die klirrten und schepperten, und schwangen Äxte und Schwerter. Ihre rohen, garstigen Schreie erfüllten die Luft. Die Mordgier trieb sie unbarmherzig an. Doch bereits während sie liefen, wurden ihre Schritte langsamer. Schon längst erwarteten sie das Auftauchen der panischen und völlig verwirrten Einwohner des Dorfes, die sie in einer wilden Orgie niedermetzeln konnten. Doch da war niemand. Irritiert blieben die Krieger stehen und starrten in das Flammenmeer, das schnell verebbte. Sie ließen ihre Waffen durch die Luft sausen, doch es war eher eine Geste derRatlosigkeit denn der Angriffslust. Krachend stürzten Hütten und Scheunen in der gewaltigen Hitze in sich zusammen, und nur vereinzelte schwarz verkohlte Balken zeugten davon, dass hier einst ein Dorf gestanden hatte. All dies war das Werk von wenigen Minuten gewesen.
    Die Bewohner Esgalins beobachteten die Zerstörung ihres Dorfes fassungslos aus der sicheren Entfernung. Osyn schloss die Augen. Er hatte all das schon einige Male erlebt. Es war wie früher, nur schlimmer. Seine Erinnerung an all die Schrecken, die er damals erfahren hatte, verband sich nun mit der Wirklichkeit, die sich dort unten abspielte. Es gab keinen Zweifel: Seit fast zwanzig Jahren hatte Achest seine Horden im Zaum gehalten, das Land in scheinbarem Frieden gewiegt. Nun provozierte er einen Krieg, den der Hochkönig unmöglich ignorieren konnte.
    Der Dorfvorsteher Chem neben ihm zitterte wie Espenlaub. Ein leises Ächzen kam aus seinem Mund, als er den Blick vom Bild der Zerstörung abwandte und den alten Comori entsetzt ansah. Sein Unglauben war einer schrecklichen Gewissheit gewichen.
    »Hoffen wir, dass sie nicht den Wald nach uns absuchen«, sagte Osyn bedrückt.

22
    Das Innere der Kapitänskajüte auf der Dakany entsprach ganz der Persönlichkeit Harrids; es wirkte einladend, aber auf seine Art auch protzig und überladen. Die Möbel waren geschwungen und aus dunkel

Weitere Kostenlose Bücher