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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Bereich, der die Schwimmende Stadt genannt wurde. Überall brannten Laternen und Fackeln, die das Hafenviertel in ein unruhiges Licht tauchten. Obwohl es schon spät war, herrschte noch immer ein reges Treiben an den Kais und Stegen. Schwere Waren wurden aus den Rümpfen der Handelsschiffe mit Flaschenzügen emporgezogen. Arbeiter schlepptenSäcke und Truhen an Bord. Schafe und Ziegen, aber auch Pferde wurden in die großbäuchigen Laderäume der Frachter verladen.
    »Dorlin schläft nie«, meinte Chast. »Darum liebe ich diese Stadt. Hier hat man das Gefühl, lebendig zu sein. Es ist ständig etwas los, und doch ist der Hafen nicht so riesig und unübersichtlich wie der von Meledin.«
    Als sie den Bereich der Schwimmenden Stadt betraten, bemerkte Tenan, dass der Boden unter ihren Füßen zu schwanken begann. Die Plattformen zwischen den Stegen wurden von Pollern getragen, die auf Booten darunter befestigt waren. Die gesamte Konstruktion schaukelte sanft auf den Wellen. Schaute man aufs Meer hinaus, hatte man den Eindruck, als hebe und senke sich der Horizont.
    »Ich kenne jeden Winkel dieses Hafens besser als meine Westentasche«, erklärte Chast. »Zudem bin ich mit den meisten Kapitänen bekannt. Dort drüben am anderen Ende des Kais liegt die Dakany. Sie ist ein Handelsschiff und verkehrt meistens auf der Route zwischen Gondun und Meledin. Ein gutes, schnelles Schiff. Kapitän Harrid liebt es mehr als sein Leben. Es wird dir gefallen.«
    Nach dieser vollmundigen Ankündigung war Tenan etwas enttäuscht, als sie die Anlegestelle der Dakany erreichten. Er hatte ein großes, elegantes Schiff erwartet, doch stattdessen entpuppte sich die Dakany als ein breiter alter Kasten, der schwerfällig im Wasser lag. Die Segel der drei Masten wirkten fadenscheinig, waren schmutzig und stellenweise zerfetzt, der Rumpf war erkennbar an mehreren Stellen ausgebessert worden; anscheinend besaß der Kapitän nicht einmal das Geld für einen neuen Farbanstrich. Auch die aufgespleißten Taue der Takelage waren in keinem guten Zustand, ebenso wenig wiedas Holz der Reling: Holzwürmer hatten sichtbare Spuren hinterlassen.
    Chast, der Tenans Enttäuschung sah, musste lachen. »Du bist wirklich kein Händler, sonst wärst du schon öfter mit einem solchen Seelenverkäufer gefahren. Prunk und Pomp sind auf hoher See gefährlich, denn sie ziehen Piraten an wie das Licht die Motten. Für ein Handelsschiff ist es in diesen Zeiten von Vorteil, wenn es auf dem Meer nicht auffällt. Aber der Anblick täuscht: Das Schiff hat andere Qualitäten ...« Er machte eine einladende Geste und verbeugte sich. »Bitte an Bord gehen zu wollen.«
    Sie kletterten über ein Fallreep aufs Hauptdeck. Hier waren ein paar Matrosen mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Andere trafen Vorbereitungen für die bevorstehende Abfahrt oder verstauten die letzten Waren.
    Chast rief einen der Seeleute an, der auf dem Deck saß und einen Pflock mit einem breiten Dolch anspitzte. »Hey, Tres! Vertreibst du dir die Zeit immer noch auf See? Hast du inzwischen keinen anständigen Beruf an Land gefunden?«
    Der Angesprochene blickte kaum auf. »Was kümmert’s dich?«, brummte er zwischen den Zähnen. »Dass du dich noch hier blicken lässt, nach allem, was du angestellt hast! Was verschafft uns die Ehre?«
    Chast überging die unfreundlichen Andeutungen einfach. »Wo steckt dein Kapitän? Geh zu ihm und sag, dass zwei Reisende die Überfahrt nach Meledin erbitten.«
    Tres grunzte etwas Unverständliches, warf das Messer zu Boden und erhob sich. Er ging nach achtern und verschwand in einer Kabine am Heck.
    »Er scheint nicht sehr erfreut zu sein, dich zu sehen«, meinte Tenan.
    Chast winkte ab. »Tres ärgert sich bloß, weil er beim letzten Cab-Spiel gegen mich verloren hat. Er war noch nie eine Frohnatur. Beachte ihn einfach nicht.«
    Sie mussten nicht lange warten, da erschollen plötzlich Stimmengewirr und Gepolter. Die Kajütentür am Heck flog mit lautem Krachen auf. Eine hünenhafte, massige Gestalt erschien im Türrahmen und stapfte heran. Tenan glaubte im ersten Augen blick, ein Bär erscheine im Gegenlicht des Kajüteneingangs.
    »Darf es denn wahr sein!«, brüllte der Riese mit weit ausgebreiteten Armen. Sein bärtiges, rotes Gesicht strahlte vor Freude. »Bei meinen Knochen! Chast, du alter Verbrecher! Was für eine Überraschung!« Mit diesen Worten umarmte er ihn so fest, dass Chasts Knochen knackten.
    Chast verschwand fast vollständig in der Umarmung und konnte nur

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