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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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wollte, fuhr der zu ihm herum. »Und du wirst ihm dabei Gesellschaft leisten! Höre ich auch nur die kleinste Beschwerde von meinen Leuten, ist es aus mit meiner Langmut! Dann wird euch auch die Freundschaft mit Chast nichts helfen.« Er blickte den Kesselflicker streng an. »Und du wirst darauf achten, dass sie keinen Unsinn anstellen. Kommt jetzt mit mir! Will hören, was Tres zu der ganzen Angelegenheit zu sagen hat.«
    Er riss die Kajütentür auf und stapfte hinaus. Die anderen folgten ihm.
    Man hatte Tres wieder in die Mannschaftsräume gebracht, doch diesmal zur Sicherheit in eine kleine Kammer gesperrt, damit er nicht an Deck gehen konnte. Sein Treiben hatte die Kameraden misstrauisch gemacht.
    Er blickte kurz auf, als sich die Tür öffnete, senkte dann wieder den Kopf. Er sah krank und erschöpft aus. Es waren nicht nur die Auswirkungen des Kampfes mit Tenan und Urisks Schlag mit dem Belegnagel; der Wahnsinn des Kristalls schien seinen Geist wieder gefangen zu haben.
    »Du kannst es einfach oder kompliziert machen«, begann Harrid. »Entweder du sagst die Wahrheit, oder wir werden sie in Meledin aus dir herauspressen. Du warst heute Nacht mit einer Signallampe an Deck. Was hattest du dort zu schaffen? Wem hast du Zeichen gegeben?«
    Tres rollte die Augen. »Das wirst du früh genug erfahren, Harrid. Die Kerr-Inseln werden dich nicht entkommen lassen. Die Fliege ist ins Netz gegangen.« Dann stierte er wieder zu Boden und verfiel in eine totenähnliche Starre, die durch Drohungen nicht zu durchbrechen war. Sie brachten nichts mehr aus ihm heraus, ließen ihn schließlich in der dumpfen Dunkelheit der Kammer zurück.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, schärfte Harrid seinem Steuermann ein, als sie wieder ans Oberdeck zurückkehrten. »Tres hatte etwas vor.«
    Tenan nahm erleichtert zur Kenntnis, dass ihm Harrid nun Glauben schenkte. »Was meinte er damit: Die Fliege ist ins Netz gegangen?«
    »Vermutlich eine Falle«, sagte Harrid.
    An Bord herrschte nach dem Vorfall starke Anspannung. Die Matrosen waren besorgt, dass die Passagiere noch mehr Unruhe und Gefahr verursachen würden und sich ein ähnlicher Zwischenfall wie damals bei der nekrelith ereignen würde. Keiner schenkte den Fremden nun noch Vertrauen.
    Harrid befahl, das Schiff für die Fahrt in die Meerenge vorzubereiten, nachdem keiner seiner Männer mehr an Schlaf denken wollte. Sie arbeiteten bereitwillig, bis sich die ersten Anzeichen der Dämmerung über dem Ozean zeigten.
    Harrid schaute auf die Küstenstreifen, die sich undeutlich im Zwielicht abzeichneten. »Wir werden vorsichtshalber nicht an Land gehen, um Frischwasser zu holen. Sehen wir zu, dass wir die Passage durch die Meerenge schnell hinter uns bringen. Morn, gib der Mannschaft den Befehl zur Abfahrt.«
    Der Steuermann nickte und verschwand.
    »Es wird eine schwierige Durchfahrt. Am besten, ihr beide bleibt an Deck, falls es zu Zwischenfällen kommen sollte«, meinte Harrid. Seine Stimme verriet Anspannung.
    Die Dakany setzte sich langsam wieder in Bewegung und suchte sich ihren Weg zwischen Felsen und Riffen, die den Inseln vorgelagert waren. Wie Eisschollen hoben sich die Hindernisse aus der wogenden See, um gleich darauf wieder unter Wasser zu verschwinden. Das Schiff steuerte auf einen Spalt zwischen zwei Inseln zu, deren imposante Steilküsten abweisendwie Festungsmauern aufragten. Zwei riesige, seltsam gedrehte, nadelspitze Felsen erhoben sich zu beiden Seiten aus dem Meer und gingen in eine Schlucht von Felswänden über, durch die das Wasser rauschte. Die Felsen kamen Tenan wie Riesen vor, drohende, abweisende Gestalten.
    »Die Meerenge von Sinth«, sagte Chast.
    Es war eine schmale Durchfahrt, die sich vor dem Frachtschiff öffnete – die einzige Passage nach Norden. Die Dakany erschien im Vergleich zu den Klippen klein und verletzlich. Ein unheimliches Heulen und Rauschen war zu hören.
    »Das ist der Wind, der durch die Felsen braust«, erklärte Harrid. »Er weht ohne Unterlass von Süden her. Ohne ihn könnte kein Segelschiff die Durchfahrt wagen. Er gibt einem Schiff die nötige Geschwindigkeit. Leider kann man die Meerenge deshalb nur von Süden kommend durchqueren, in umgekehrter Richtung ist es nicht möglich.«
    Vorn am Bug hatten zwei Matrosen im Ausguck Posten bezogen. Sie sollten Hindernisse wie Felsen oder starke Strudel frühzeitig an den Steuermann melden. Die anderen Männer bezogen Position zu beiden Seiten der Dakany. Sie hielten lange Stangen, mit denen sie

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