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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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irgendetwas, das Halt versprach.
    Der Klüvermast schoss als Erstes durch die weiten Maschen. Sofort legten sich die Taue eng um den vorderen Teil des Bugs.
    Die Takelage ächzte und stöhnte, als sich der Fockmast in der Vorrichtung verfing. Die Toprahen brachen und stürzten hinunter aufs Deck. Ein harter Ruck erschütterte das Schiff. Schließlich knickte der Fockmast mit lautem Krachen, und die Bugtakelage prasselte herab.
    Tenan wurde nach vorn geschleudert.
    »Hilf, guter Herr, hilf, sonst wird man vertrinken!«
    Tenan bekam Urisks Hand zu fassen, der über die Planken schlitterte und fast unter der Reling hindurchrutschte.
    Das Schiff schob sich tiefer in das Netz, das elastisch nachgab. Auf diese Weise wurde die halsbrecherische Fahrt allmählich abgebremst, wobei ständig Holzstücke, Taue und Segeltuch herabfielen. Schließlich kam die Dakany ächzend und knarrend zum Stehen.
    Da lag sie, in starker Schieflage, gefangen wie ein bizarres Insekt.
    Eine Weile war es still, nur das Rauschen des Wildwassers war zu hören. Benommen kamen die Matrosen auf die Beine. Glücklicherweise gab es nur Schäden am Schiff, doch die waren schwer genug.
    »Selbst wenn wir die Dakany jemals befreien und aufs offene Meer schleppen könnten, wäre an eine Weiterfahrt nicht mehr zu denken«, teilte Harrid seiner Mannschaft mit, nachdem er sich einen schnellen Überblick über die Lage verschafft hatte. Man sah ihm an, wie sehr es ihn schmerzte, in welchem Zustand sein geliebter Frachter nun war.
    Wieder ging ein Ruck durch das Schiff.
    »Was geschieht mit uns?«, fragte einer der Männer ängstlich. Die Antwort folgte sofort. Die Taue und Seile des Fangnetzes spannten sich knirschend, als das Schiff mit Flaschenzügen angehoben wurde. Teile des Netzes waren geschicktunter Wasser verlegt worden, sodass auch das Heck der Dakany aus den Fluten gehievt wurde. Die mächtigen Balken der Kräne ächzten unter ihrer gewaltigen Last. Langsam, Stück für Stück, wurde die Dakany zur westlichen Felswand gezogen. Tenan sah dort eine Höhle, die so raffiniert nach hinten versetzt in die Klippen gehauen worden war, dass man sie von außen bei schneller Fahrt kaum erkennen konnte. Eine geschwungene Steinbalustrade bildete eine Anlegestelle, die von Mauern mit Schießscharten umgeben war, hinter denen Armbrustschützen aufgestellt waren. Als der Rumpf des Schiffs in Reichweite war, wurden von dort Stahlpiken abgefeuert, an deren Enden Seile befestigt waren. Sie schlugen hart in das Holz. Harrid zuckte bei jedem der Einschläge zusammen, als schlügen Messer in sein Fleisch. Hinter den Geschützen tauchten Männer auf, welche die Enden der Taue einholten und die Dakany an die Anlegestelle heranzogen. Die Flaschenzüge senkten das Netz aus Tauen wieder ab, sodass das Schiff fast vollständig frei im ruhigeren Wasser trieb. Dann öffneten sich Türen in den Felsen, und eine Hundertschaft bewaffneter Männer strömte hervor, die sich auf dem Platz versammelten.
    Harrid sprach aus, was alle befürchteten. »Das sind Piraten.«
    Bogenschützen hielten Pfeile angelegt, doch sie zielten noch nicht. Eine hochgewachsene Gestalt in einem roten Umhang stand lässig in vorderster Reihe. Beim Näherkommen erkannte Tenan, dass auch die Haare und der Bart des Mannes rot schimmerten. Er hatte einen Arm keck in die Seite gestemmt, auf dem anderen balancierte er einen kleinen Flugdrachen. Das Tier hatte die Fledermausflügel eng angelegt. Es war sichtlich irritiert von den vielen Menschen und hackte immer wieder in den Handschuh seines Herrn, der davon jedoch keineNotiz nahm. Der Jungdrache war noch viel zu klein, um ihm ernsthafte Verletzungen zuzufügen. Dies würde sich in ein paar Jahren ändern.
    Der Mann schaute ihnen selbstbewusst entgegen.
    »Bei meiner Leber«, murmelte Harrid. »Der Rote Erskryn.« »Der Rote Erskryn?«, wiederholte Tenan.
    »Soviel ich weiß, der am meisten gefürchtete Piratenhauptmann der westlichen Welt«, antwortete Chast.
    Tenan hatte den Eindruck, dass eine Spur von Abscheu, aber auch stille Bewunderung in seiner Stimme mitschwang.
    »Er ist berühmt für seine Gerissenheit – und seine Grausamkeit«, fuhr Chast fort. »Es geht das Gerücht, er habe eine Fregatte des Hochkönigs geentert und eigenhändig nacheinander alle Matrosen geköpft, bis auf den Schiffsjungen, den er mit abgeschnittenen Ohren in ein Boot vor der Küste Meledins setzte, damit er von der grausigen Tat erzählen konnte.«
    Tenan schauderte. »Das sind keine

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