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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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noch nie passiert, Kapitän. Ich habe das Ruder gedreht, aber es hat nicht reagiert! Etwas ist nicht in Ordnung.«
    »Ach was!«, rief Harrid ungehalten. »Lass mich mal ran!« Er fasste das Steuerrad und stellte sich breitbeinig dahinter. Der Kapitän riss das Ruder mal in diese, mal in jene Richtung, doch das Schiff gehorchte nicht. Es wurde wie ein Korken auf den tosenden Wassermassen umhergeworfen.
    »Bei Belgon! Was ist hier los?«, brüllte Harrid wütend. »Das Steuerruder funktioniert tatsächlich nicht!«
    Die Dakany war der reißenden Strömung hilflos ausgeliefert. Die Matrosen versuchten verzweifelt, den Rumpf mit den Holzstangen von den scharfen Klippen fernzuhalten, doch ihre Stangen zersplitterten krachend wie trockenes Reisig. Ungeheure Kräfte wirkten auf das Schiff. Die Mannschaft konnte kaum etwas gegen die Gewalten ausrichten. Besorgt verfolgte Harrid jedes fehlgeschlagene Manöver, während das Schiff immer wieder hart aufsetzte.
    »Kapitän, wir werden nie und nimmer durch die Strudel kommen!«, rief Morn. »Uns fehlt schon jetzt der Schwung, das Wasser zieht uns in alle Richtungen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir an den Wänden der Schlucht zerschellen!« Er sprach aus, was alle befürchteten.
    Harrid starrte mit versteinerter Miene zum Bug. »Wir müssen das Schiff irgendwie ans linke Ufer bringen«, entschied er. »Dort ist die Strömung nicht so stark. Vielleicht können wir es an einer seichten Stelle auflaufen lassen.«
    »Auflaufen lassen?« Tenan glaubte nicht recht gehört zu haben. »Aber wir kriegen das Schiff doch nie mehr flott! Wie sollen wir jemals wieder wegkommen?«
    »Darüber können wir uns Gedanken machen, wenn wir das hier überleben«, meinte Harrid trocken.
    Er gab den Befehl an seine Männer weiter. Ein Matrose drückte Tenan eine der langen Stangen in die Hände. »Schieb von steuerbord, wenn das Schiff den Felsen zu nahe kommt!«
    Es war ein aussichtsloses Unterfangen. Die Männer waren viel zu schwach und hatten keinen Halt, um den schweren Rumpf auch nur annähernd in eine andere Richtung zu bewegen. Immer wieder krachte die Dakany gegen die Felsen. Andere hatten es in der Zwischenzeit geschafft, die Segel einzuholen. Doch es half nichts. Das schwere Transportschiff war durch nichts von seinem tödlichen, unkontrollierten Kurs abzubringen. Wieder zersplitterten Haltestangen, die Männer wurden durch die Wucht nach hinten zu Boden geschleudert.
    »Wir schaffen es nicht, Kapitän!«, schrie Morn verzweifelt. »Die Strudel sind zu stark!«
    »Was ist das dort vorn?«, rief Tenan erstaunt.
    Die Männer hielten erschreckt inne, als sie in die Richtung schauten, in die er zeigte. Über die Schlucht spannte sich ein riesiges schwarzes Netz. Es sah aus wie das Netz einer gigantischen Spinne. Die Stromschnellen schossen brausend darunter hindurch.
    Panische Angst ergriff die Matrosen, sie rannten ziellos auf dem Deck herum und riefen laut: »Eine Gao-Spinne! Eine Gao-Spinne!Sie wird uns bei lebendigem Leib das Blut aus den Adern saugen!«
    »Hier gibt es keine Gao-Spinnen«, rief Morn erbleichend. »Sie leben im Süden! Bei Eta, mach, dass es nicht wahr ist ...«
    »Das ist kein Netz einer Riesenspinne«, sagte Harrid dumpf, der die Lage sofort durchschaut hatte. »Das ist die Falle, von der Tres gesprochen hat.«
    Die Dakany rauschte durch das tobende Wasser direkt auf das Netz zu. Nun konnte Tenan es besser erkennen. Es war von Menschenhand geschaffen und bestand aus einem komplizierten Gewirr von Seilen und Flaschenzügen. An beiden Seiten der Schlucht standen mächtige hölzerne Kräne, zwischen denen die Taue aufgespannt waren. Je näher sie kamen, desto klarer wurde der Zweck des Netzes: Es war konstruiert worden, um Treibgut und – wenn möglich – ganze Schiffe aus den Fluten zu fischen. Anscheinend war es eilig zusammengeknüpft und oftmals geflickt und ausgebessert worden; Tenan vermutete, dass die Dakany nicht das erste Schiff sein würde, das sich darin verfing.
    »Wenn wir weiter mit dieser Geschwindigkeit darauf zurasen, wird die Dakany schweren Schaden nehmen«, sagte Chast zum Kapitän.
    »Mag sein«, antwortete der, »aber es kann auch unsere Rettung sein. Ohne das Netz würden wir über kurz oder lang gegen die Felswände geworfen werden. Vielleicht kann es uns einigermaßen sanft abfangen und zum Stillstand bringen.«
    »Männer, haltet euch fest und macht euch auf den Aufprall gefasst!«, rief Morn, und die Matrosen klammerten sich an

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