Das Siegel der Finsternis - Algarad 1
Taue, die hinter ihm auf demDeck lagen. Er fiel rücklings. Tres warf sich auf ihn. Seine Rechte umfasste Tenans Hals und drückte ihm die Luft ab. Der Dolch blitzte im Mondlicht auf. Tenan wollte um Hilfe schreien, doch er konnte nur ein Krächzen ausstoßen. Er versuchte, mit der freien Hand und den Beinen nach ihm zu schlagen, doch Tres beachtete es kaum.
»Du machst es nur komplizierter«, zischte er. Sein Gesicht war verzerrt.
Tenan bekam sein rechtes Handgelenk zu fassen und versuchte, die Klinge abzuwehren. Sein ausgestreckter Arm zitterte unter dem Druck von Tres’ Arm. Doch der Matrose war stärker. Unaufhörlich näherte sich die Spitze des Dolchs seiner Kehle.
»Wenn du dich wehrst, wirst du einen langsamen, schmerzhaften Tod haben«, presste Tres zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ein Schatten tauchte hinter ihm auf. Tenan konnte die Gestalt im trüben Licht nicht genau sehen, aber sie kam ihm seltsam vertraut vor.
Als er sie erkannte, zweifelte er an seinem Verstand.
Haarige Arme schwangen nach oben. Sie hielten einen hölzernen Belegnagel, an dem üblicherweise Taue befestigt wurden. Mit Wucht sauste er auf Tres’ Kopf. Die Augen des Matrosen wurden glasig, drehten sich nach oben. Augenblicklich verlor sein Griff alle Härte, er stöhnte, dann sackte er kraftlos zur Seite.
Tenan schob den Körper angewidert weg. Gierig sog er die Luft ein, füllte keuchend und hustend seine Lungen.
»Man darf dem jungen Herrn nicht einfach Schaden zufügen, das wird man verhindern!«, kreischte eine erboste Stimme. »Jawohl! Schließlich hält man sich an das Versprechen, dasman dem großen Zauberer gegeben hat!« Urisk half ihm auf die Füße und lächelte ihn mit sichtlichem Stolz an. »Der junge Herr ist in Schwierigkeiten«, sagte er. »Er braucht jemanden, der auf ihn aufpasst. Wie gut, dass es den schlauen und starken Urisk gibt.«
Tenan kam langsam wieder zu Atem. Er rieb sich den wunden Hals, während er den Fairin entgeistert anstarrte. »Wo kommst du denn her?«
»Das würde mich auch brennend interessieren«, ertönte Harrids dröhnender Bass. Er hatte sich drohend hinter Urisk aufgebaut, stand wie ein Schatten hinter dem Fairin, der vor Schreck einen Satz machte. Die Stirn des Kapitäns war in Zornesfalten gerunzelt.
Auch die übrige Mannschaft strömte an Deck. Durch das Gepolter des Kampfes waren die Matrosen aufgewacht. Harrid schaute auf Tres, der nach dem harten Schlag von Urisk langsam wieder zur Besinnung kam.
»Ich habe ihn dabei ertappt, wie er Leuchtsignale gab«, keuchte Tenan. »Sie wurden von einer der Inseln dort drüben erwidert. Hier liegt die Laterne, die er benutzt hat.«
Morn hob sie auf und reichte sie an Harrid weiter, der sie untersuchte.
»Tatsächlich, es ist eine unserer Signallampen«, meinte er. Er schaute Tenan mit gerunzelter Stirn an. »Wer sagt mir, dass nicht du derjenige bist, der Signale zu den Kerr-Inseln sandte und von Tres dabei überrascht wurde? Du und dieses ... Ding« – er musterte Urisk angewidert von oben bis unten – »ihr führt doch etwas im Schilde!«
Chast drängte sich eilig durch die Reihen der Umstehenden. »Mit Verlaub, mein Freund, ich habe ein Wesen wie dieses schon öfter auf meinen Reisen gesehen. Es ist ein Fairin, einWaldbewohner der Wälder Gonduns. Er ist harmlos, glaub mir. Ebenso ungefährlich wie Tenan. Leider kann man das von diesem Kerl hier nicht behaupten.« Er blickte auf Tres hinunter. »Ich habe Gerüchte gehört, dass er gemeinsame Sache mit Horg, dem König der Unterwelt in Dorlin, macht. Es würde mich nicht wundern, wenn er etwas Zwielichtiges vorhat, um der Dakany zu schaden.«
Harrid schaute finster drein. »Tres ist vielleicht nicht der Vertrauenswürdigste meiner Leute, das mag sein. Aber du verlangst zuviel von mir, Chast, wenn du glaubst, ich könnte diesen beiden hier so einfach vertrauen.« Er zeigte auf Tenan und Urisk. »Erst die Geschichte mit dem Zauberkristall, nun ein blinder Passagier und seltsame Leuchtzeichen in der Nacht. Das Maß ist voll! Ich möchte wissen, was hier vor sich geht!«
Er gab Morn ein Zeichen, und zwei Männer packten Tres unter den Armen. Der Matrose stöhnte matt. »Um ihn kümmere ich mich später«, brummte der Kapitän. »Bringt ihn wieder zu Peet, damit er ihn versorgen kann. Und nun zu dir.« Drohend wandte er sich Urisk zu, der sich ängstlich duckte. »Ich will verdammt sein! Ein blinder Passagier auf meinem Schiff! Das gab es noch nie, solange ich zur See
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