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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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das Schiff von den Felswänden wegstemmen konnten, wenn es diesen zu nahe kam.
    »Hat Harrid die Durchfahrt schon einmal gewagt?«, fragte Tenan Chast besorgt.
    Der Kesselflicker nickte. »Ja, damals war er noch ein junger Kerl und ein richtiger Draufgänger. Ich glaube, es war zur Zeit der Unruhen von Torell, als ein Bürgerkrieg auszubrechen drohte. Harrid schaffte es als Einziger, eine Ladung mit Waffen nach Meledin zu schaffen, die dort so dringend benötigt wurden. Er erhielt damals eine Auszeichnung und freundete sich mit Lord Iru an, dem Fürsten von Dan.«
    Langsam schob sich das schwere Transportschiff in die Mitte der Strömung. Tenan sah, wie sich Wasserwirbel bildeten und wieder auflösten.
    »Die ersten Ausläufer der Strudel«, sagte Harrid. »Sie sind hier noch schwach.«
    Der Rumpf schlingerte träge ein wenig hin und her. Dann plötzlich spannten sich die Segel. Heulend fuhr der Südwind hinein. Die Dakany schoss vorwärts.
    »Jetzt sind wir im richtigen Fahrwasser, Wind und Strömung haben uns erfasst«, brummte Harrid zufrieden. »Passt auf, Männer! Haltet die Stangen bereit! Steuermann! Sei jetzt auf Draht!«
    Steil erhoben sich zu beiden Seiten die Klippen zu unermesslicher Höhe. Wenn Tenan hinaufschaute, sah er nur einen fernen Streifen blauen Himmels. Es wurde schlagartig dämmrig-finster, die Luft klamm und kühl. Schwarze Fluten ergriffen die Dakany und rissen sie mit sich. Ein gewaltiges Donnern hallte von den Felsen wider. Das Schiff ruckte und bockte wie ein wildes Pferd, das zugeritten wurde. Schon hatten die Matrosen mit den Stangen alle Hände voll zu tun. Die Wachposten schrien ihre Warnungen nach hinten, die der Steuermann wild kurbelnd befolgte.
    »Zwei Strich Steuerbord, Felsen voraus!«
    »Scharf Backbord, wenn ich es dir sage – jetzt!«
    »Starker Strudel mittschiffs – nicht zu weit nach links!«
    Währenddessen staken die Seeleute mit ihren Stangen, um den Rumpf von den scharfkantigen Felsen abzustoßen.
    »Nur gut, dass die Dakany nicht so tief im Wasser liegt«, rief Harrid seinen Passagieren zu. »Wenn ihr Kiel weiter hinabreichte, würde sie auf Grund laufen. Deshalb kann nicht jedes Schiff die Meerenge passieren. Spätestens jetzt haben wirvon den Dronth-Brechern nichts mehr zu befürchten. Selbst wenn sie uns verfolgten – hier würden sie scheitern.«
    Die Dakany schoss mit voller Fahrt durch die Schlucht. Die hohen Felswände huschten beängstigend nah an ihnen vorbei. Der Rumpf rauschte auf und ab, die großen Segel waren bis zum Zerreißen gespannt. Ein ohrenbetäubendes Heulen erfüllte die Luft, und Harrid musste Tenan ins Ohr schreien, wenn er ihm etwas erklärte.
    »Keine Angst, mein Junge! Die Segel halten es aus. Je schneller wir hindurch sind, desto besser. Wenn wir nur etwas von unserer momentanen Geschwindigkeit verlieren würden, wäre der Schwung weg, und wir würden von einem der Strudel gegen die Felsen geschleudert werden.«
    Tenan nickte und lächelte gequält. Wie beruhigend!
    Für Urisk war die wilde Fahrt ein Gräuel. Er klammerte sich an einen Mast, hielt sich die Hand vor den Mund und war kurz davor, sich zu übergeben. »Oh weh, oh schreckliches Getöse und Brausen! Was soll nur aus einem werden, wenn er im schaurigen Meer die Fische begrüßen wird?«
    Tenan behielt die vorbeirasenden Klippen und Steilwände im Auge. Er hatte Sorge, die Schlucht könnte sich so sehr verengen, dass die Masten und Rahen in Gefahr kamen. Plötzlich sah er etwas, eine Bewegung, unscharf auszumachen bei der rasanten Fahrt. Es waren zwei menschliche Gestalten, die ihre halsbrecherische Durchfahrt beobachteten. Gleich darauf waren sie wieder verschwunden. Ehe er sich weiter wundern konnte, ging ein harter Ruck durch das Schiff, und ein hässlich kratzendes Geräusch war zu hören. Tenan wurde nach vorn geschleudert und konnte sich gerade noch rechtzeitig an den Wanten festhalten.
    »Ihr Hundesöhne, wollt ihr mein Schiff versenken?«, brüllteHarrid. Die Dakany hatte offenbar einen großen Felsen gerammt, war aber aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit und der kupferbeschichteten Außenverkleidung des Rumpfes wieder davon abgeprallt. Aber sie war aus der normalen Fahrrinne ausgeschert. Die unberechenbaren Seitenstrudel der schäumenden Wasser hatten sie erfasst und drehten sie in eine gefährliche Lage. »Was ist in dich gefahren, Morn? Du hast doch klar gehört, dass du nach Steuerbord ausweichen sollst!«
    Der Steuermann war bleich vor Entsetzen. »So etwas ist mir

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