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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Bestrebungen von Kaiser und Papst mussten nicht getrennt, sondern parallel laufen. So entsprach es dem Idealbild Gerberts, so musste es sein. Kaiser und Papst nebeneinander für die Einheit der weltlichen und der kirchlichen Macht. Gerberts Gedanken schweiften zu einem anderen Streitfall der letzten Synode. Es ging um ein spanisches Bistum. Das Urteil wurde nicht allein vom Papst signiert. Auch der Kaiser setzte seine Unterschrift auf die Urkunde. Über den Papst triumphierte Ottos Wille weit über sein Reichsgebiet hinaus bis ins ferne Spanien. Diese Zeichnung der Zukunft entsprach nicht Papst Gregors, sondern Gerberts Ideen.
    In der Abenddämmerung des zweiten Tages erreichte Alexius mit dem schwerfälligen Reisezug die Sabinerberge. Odilos Gefolge war gewaltig. Längst nicht alle Beteiligten besaßen Pferde, man wechselte sich im Reiten ab. Alexius saß wieder auf seinem Fuchshengst, den er diesmal nicht in Rom zurückgelassen hatte. Im Reisezug Odilos kam man so langsam vorwärts, dass der Missus genügend Zeit fand, seinem Pferd Ruhe zu gönnen.
    Alexius bildete mit seinen bewaffneten Panzerreitern die Vorhut und sah die flimmernden Rauchwolken am Horizont zuerst. Er sprengte den schmalen Pfad entlang Hügel aufwärts, dem Feuer entgegen. Gerold und die Krieger dicht dahinter. Vor dem Klosterwall überblickte der Missus das Flammenmeer. Der Brandherd befand sich in einer kleinen frei stehenden Kapelle. Jenseits der Rauchwolke waren Mönche zu sehen und von den umliegenden Weilern herbeigeeilte Bauern mit Kübeln in den Händen. Sie bildeten eine Kette zum Bach.
    Rasch ritt Alexius zum andern Ende der Menschenschlange. Dort standen sie, dicht vor der Kapelle, jeder mit einem gefüllten Eimer in der Hand. Aber niemand näherte sich dem Brandherd. Wie gebannt starrten die Leute ins Feuer. Im Innern der Kapelle erklang Psalmgesang. Eine Männerstimme übertönte die knisternden Flammen, wurde zum Schrei.
    Ohne zu überlegen, sprang Alexius vom Pferd und winkte sein Gefolge herbei. Sie griffen zu den Eimern, schütteten Wasser in die Hölle. Mit einigen Männern umkreiste der Missus das Gebäude auf der Suche nach einem Hintereingang. Diesen Teil der Kapelle hatten die Flammen noch nicht erreicht. Alexius stieß die Tür auf und drängte mit seinen Leuten hinein. In der Nähe des Altars lag ein Priester auf dem Boden, einen glühenden Balken auf dem linken Bein. Nur mit Mühe gelang es dem hünenhaften Gerold, das schwere Holz hochzuheben. Zwei Männer befreiten den Geistlichen und trugen ihn aus dem Gotteshaus. Gerold hatte zu viel Rauch abbekommen und konnte kaum atmen. Keuchend schleppte er sich zum Ausgang.
    Alexius wollte die Tür als Letzter passieren. Alarmiert durch eine ungewöhnliche Bewegung hinter sich, ging er in die Knie und schnellte zur Seite. Sein Herz stand vor Schreck fast still, als er hinter sich einen Krieger mit erhobenem Schwert sah. Der Mann war ihm fremd. Bestimmt gehörte er nicht zu seinem Gefolge. Alexius ergriff seine Waffe und drehte sich dem Angreifer zu.
    Es war ein verzweifelter Kampf um das Leben. Mit jedem Schwertschlag drängte Alexius den Angreifer mehr gegen die Flammen. Im Dachgebälk knarrte das fast durchgebrannte Holz. Brennende Späne regneten von der Decke, die Hitze und der beißende Rauch raubten ihnen fast die Besinnung. Endlich gelang es Alexius, den Arm des Kriegers zu blockieren. Mit dem Schwertknauf zwang er dessen Hand gegen ein glühendes Holzstück. Der Angreifer schrie im Wettstreit mit dem Krachen der vordersten Balken, die zu Boden stürzten. Eine Rauchwolke umfing sie, drang in Hals und Augen. Endlich ergab sich der Krieger dem Schmerz. Das feindliche Schwert fiel zu Boden. Alexius setzte dem Unbekannten die Waffe an den Hals und drängte ihn zur Tür.
    Vor dem Ausgang lag Gerold um Atem ringend im Gras. Als er seinen Herrn mit dem Krieger bemerkte, sprang er auf und zog das Schwert aus der Scheide. Er sah, wie Alexius heiser auf den Mann einsprach und blieb dicht daneben.
    »Die Kapelle wird dein Grab sein, wenn du nicht sagst, was du weißt. Wer hat meinen Tod befohlen?«, fragte der Missus.
    »Wenn ich schreie, wird der Abt von Cluny mich befreien.«
    »Odilo von Cluny mein Mörder?«, fragte Alexius wie betäubt. Der plötzliche Schrecken lähmte seine Wachsamkeit. Er hatte seine Waffe gesenkt. Sofort erkannte der Unterlegene seine Chance und wollte zur Seite springen. Gerold war schneller, aber die Bewegung seines Schwertes nahm unkontrolliert ihren

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