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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Gerbert eindringlich. »In den mächtigen Klöstern von Cluny und Fleury haben sie gejubelt, als er den Apostolischen Stuhl bestieg. Das Mönchtum organisiert sich. Sankt Peter in Brugnato war nur ein Anfang.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Otto unsicher.
    »Im Mai hat Papst Gregor dem Kloster Sankt Peter in Brugnato Immunität und neue Besitzungen bestätigt. Das bedeutet, dass der örtliche Bischof über das Kloster keine richterliche Gewalt mehr ausüben kann. Da Ihr als Kaiser normalerweise über die Bischöfe Zugriff auf die Klöster habt, könnte die Immunität eine Schwächung Eurer Macht mit sich bringen.«
    »Die Äbte und Mönche sind fromme Menschen. Auch wenn ich keine Macht auf sie ausübe, werden sie in Frieden leben. Was kümmert mich also die Immunität?«
    »Das Peterskloster in Brugnato war nur ein Anfang. Im Juni hat Papst Gregor zahlreichen weiteren Klöstern neue Besitzungen und freie Abtwahl bestätigt und sie der Gerichtsbarkeit der Bischöfe entzogen. Ich befürchte, dass der Heilige Vater immer mehr Monasterien von den Bischöfen unabhängig machen will. Nicht nur Klöster im Burgund und in Westfranken, sondern auch im deutschen und italienischen Reichsgebiet.«
    Als der Kaiser schwieg, fuhr Gerbert fort: »Ihr müsst bedenken, dass Euren Bischöfen entzogene Klöster direkt dem Papst unterstehen. Was Ihr an Macht verliert, gewinnt der Apostolische Stuhl. Das kann das Gleichgewicht der Kräfte stören und Eurem Kaisertum schaden.«
    Otto griff sich verzweifelt an den Kopf. »Jetzt verstehe ich. Aber was kann ich dagegen tun? Nichts, Gerbert! Mein Vetter Brun, der Papst, kann so viele Klöster unabhängig machen und direkt Rom unterstellen, wie er will. Nie hätte ich gedacht, dass ausgerechnet ein deutscher Papst gegen den Kaiser intrigieren würde.«
    »Ihr habt ein Mittel, Eure Interessen gegen seine durchzusetzen. Stärkt die Hofkapelle und die Bischöfe, kümmert Euch mehr um die Herzöge! Das Kräfteverhältnis zwischen Herzögen, Bistümern und Klöstern muss im Gleichgewicht bleiben.« Gerbert schwieg einen Augenblick. Als der Mond hinter einer Wolke auftauchte, stellte der Gelehrte sich dicht vor Otto und sah ihm aufmunternd in die Augen. »Was ich Euch jetzt sage, dürft Ihr nie vergessen. In jedem Fall müsst Ihr das Papsttum weiter in Schutz nehmen. Nur über den Apostolischen Stuhl kann Euer kaiserlicher Einfluss auch die westfränkischen Gebiete, sogar Spanien und den Osten erreichen und dort für Gerechtigkeit und Frieden sorgen.«

10
    »Der Herr ist verstaubt von der Reise«, dienerte der Haushofmeister der Fallsteinburg. »Erlaubt, dass ich Euch ein Bad richte.« Unaufgefordert nahm er Alexius die Oberkleider ab und dirigierte ihn durch die engen Gänge zu einem Raum mit Feuerstelle. Dieser lag neben der Wendeltreppe, die zum Turm hinaufführte. In der Zimmermitte stand ein hölzerner Badezuber. Warmes Wasser, duftender Dampf. Alexius hätte am liebsten protestiert. Zwei Bäder an einem Tag! Normalerweise begnügte sich ein Ritter alle zwei bis drei Wochen mit einer solchen Erfrischung. Resigniert glitt er in die Bütte und sah, wie der Diener seine Garderobe bereitlegte. Dieser hatte aus dem Gepäck die feinsten Beinkleider und eine bestickte Tunika ausgewählt.
    Als er ein Tuch um den Kopf gewickelt und sich sorgfältig angekleidet hatte, kletterte Alexius die enge Treppe hoch. Zuoberst setzte er sich zwischen die Turmzinnen, um sein nasses Haar in der Abendsonne zu trocknen. Interessiert schweifte sein Blick über die Gebäude und Ländereien.
    Zu seinen Füßen bemerkte er den äußeren Wehrbezirk. Nur die Burg und der Turm waren neu und aus Stein. Grob gezimmerte einstöckige Fachwerkhäuser reichten bis zu den Palisaden, ein Graben schützte vor Eindringlingen. Im Osten waren Frondienstleute dabei, einen Teil des hölzernen Walls mit Baumstämmen auszubessern. An der am wenigsten steilen Stelle wurde dieser durch eine Mauer aus Steinblöcken ersetzt.
    Der Missus zog sich in den Windschatten zurück und band das halblange dunkelbraune Haar im Nacken zusammen. Beim Hinuntersteigen begegnete er einem Bediensteten. »Die Herrin der Fallsteinburg wird Euch in der Halle empfangen. Bitte folgt mir.«
    Mit der verlöschten Feuerstelle sah der Raum verlassen aus. Das einzige schmale Fenster bedeckte ein Leinenvorhang an gedrehten Schnüren. Ein langer Tisch mit Stühlen und zwei bunte Teppiche bildeten das Mobiliar. Alexius ging zum Fenster, schob den Vorhang zur

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