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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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letzten Reiseziels erhöhte Alexius seine Aufmerksamkeit. Er überholte seine Gefolgsleute und ritt an die Spitze. Da, am Horizont tauchte ein Turm auf, der mit jedem Pferdeschritt erschien und verschwand. Der Grieche setzte zum Galopp an und preschte mit seinen Reitern auf einen Hügel. Beeindruckt starrten sie nach vorn.
    Die Fallsteinburg mit ihrem gewaltigen äußeren Wehrbezirk sah bedrohlich aus im Licht der Sommersonne. Majestätisch beherrschte sie die Kuppe eines Hügels, Wälle sorgten für Schutz. Die Burgmauer wurde überragt von einem Wohnturm und verschieden hohen, mit Steinplatten gedeckten Hausdächern.
    Alexius stieg aus dem Sattel und sah sich um. Er war wie gerädert und fühlte sich einsam. Seit Wochen waren sie auf der Reise. Der kurze Aufenthalt in der Nähe des Damenstifts von Essen war keine Abwechslung gewesen. Wie Kaiserin Adelheid hatte Äbtissin Mathilde es abgelehnt, den Boten des Kaisers persönlich zu empfangen. Die wenigen Worte, die er mit seinen Bediensteten wechselte, waren kümmerlicher Ersatz für die Gesellschaft des Kaisers, der Höflinge oder gar Gerberts. Sogar die giftigen Kommentare des Mönchs Kolumban fehlten ihm.
    Um die Fallsteinburg sah der Missus satte Felder leuchten. Gleich unten am Fuß des Hügels war die Kornernte im Gang. Im Gegensatz zu vielen Bauern, welchen sie unterwegs begegnet waren, strahlten diese Zufriedenheit aus. Man sah, dass sie ihre Arbeit gern verrichteten und sich Zeit nahmen. Unter einem schattigen Baum entdeckte Alexius einige Männer, die gierig ihr Pausenbrot verzehrten. Die auffällig sauber gekleideten Bauern erinnerten den Kaiserboten an seinen eigenen Aufzug. Besorgt sah er an sich herunter. Er war verstaubt und vom Ritt durch die Pfützen eines Gewitterregens mit Schmutz bespritzt. So wollte er nicht vor die Burgherrin treten. Außerdem fühlte er sich überhitzt, denn in diesem Julimonat des Jahres 996 brannte die Sonne besonders heiß.
    Alexius überlegte und spähte in alle Richtungen. Aus den Wäldern im Norden zogen Ochsengespanne mit Baumstämmen der Fallsteinburg entgegen. Offenbar machte man sich den heftigen Sturm des vergangenen Winters zunutze, der zahlreiche Bäume gefällt hatte. Die Stämme brauchten nur eingesammelt und zur Burg geschleppt zu werden. Alexius ließ seinen Blick in den Westen schweifen, wo sich weder Menschen noch Ochsen befanden. In einer Waldlichtung sah er einen kleinen See glitzern.
    »Rastet hier und wartet auf mich«, rief Alexius seinem Gefolge zu. Er lenkte sein Pferd zwischen Eichen durch zum Wasserspiegel. Sorgfältig deponierte er seine Kleider auf dem Sattel. Nackt bis auf ein Tuch um die Hüften tastete der Missus sich mit den Füßen auf dem Seegrund nach vorn. Er konnte nicht schwimmen und traute dem scheinbar flachen Gewässer nicht. Schließlich war er am andern Ufer angelangt. Auch in der Mitte reichte der See ihm höchstens bis zu den Schultern. Wohlig plätscherte der junge Grieche im warmen Wasser.
    Als er ein Geräusch hörte, spähte Alexius zum Pferderücken mit den Kleidern. Auf dem Sattel konnte er nichts entdecken. Verdutzt sprang er aus dem Wasser und griff an die andere Sattelseite. Nichts. Die Kleider waren verschwunden. Alexius suchte den Boden ab. Da, das leise Knacken eines Asts! Er ging dem Geräusch nach und sah zwischen den dichten Blättern ein dunkelbraunes Kleid.
    Es verhüllte eine außergewöhnlich große und schlanke Frau, die sich mit beiden Händen den Mund zuhielt. Als sie begriff, dass der Fremde sie entdeckt hatte, warf sie die hellblonde Haarflut nach hinten und begann klingend zu lachen. Sogar ihre weit auseinander liegenden braunen Augen funkelten belustigt.
    Alexius musterte sie ungeniert. Ihr Gesicht war kindlich jung, die Nase schmal und klein. Bei ihrem Anblick jagten unfassbare Erinnerungen durch seinen Kopf. Natürlich war er der Bäuerin noch nie begegnet, und doch glaubte er sie zu kennen. Er setzte eine strenge Miene auf, schnauzte die Unbekannte an: »Müsstest du nicht auf dem Feld sein?«
    Keine Antwort.
    Alexius versuchte es mit der sächsischen Sprache. Sigibert und Hodo hatten sie ihm beigebracht. »Bist du Bäuerin?«
    Wortlos raffte sie ihr Hemd und zwängte sich zwischen den Ästen durch in den Wald. Als Alexius ihr nachlief, hob sie den Arm, zeigte auf ihn. Dann wurde sie von erneutem Lachen geschüttelt.
    Er blickte nach unten, stieß einen Schimpfruf aus und bedeckte sich mit den Händen. Das nasse Tuch war an einem Busch hängen

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