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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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wir hier hinein.« Lucillas Vater sprach leise und zog den Gast am Arm ins Hinterzimmer. »Wenn ich gewusst hätte, was Ihr uns für Sorgen macht, hätte ich Lucilla vor Euch verborgen.«
    Alexius lachte, glaubte zu verstehen. Er zog zwei Silberstücke aus der Tasche und drückte sie dem Wirt in die fleischige Hand. Der schüttelte den Kopf, wies auf einen Stuhl und setzte sich selbst.
    »Ihr versteht mich falsch. Es geht mir nicht um ein paar Münzen. Lucilla ist in Gefahr.«
    Der junge Grieche erschrak. Vergessen waren die westfränkischen Äbte und der verräterische Papst Johannes. Atemlos hing er an den Lippen des Schänkenbesitzers …
    Wirt Michael hatte die Drohungen des reichen Kaiserboten und die Bitten seiner Tochter ernst genommen. Lucilla mied die Schankstube. Mit der Mutter und Gehilfinnen stickte sie an Stoffen für vornehme Kundschaft. Manchmal kamen die Auftraggeber persönlich vorbei, so eine entfernte Nichte des Crescentius Nomentanus mit ihrem Bruder. Ein flüchtiger Blick auf Lucilla genügte dem stürmischen jungen Mann. Mit Gold, Schmuck und glühenden Worten bemühte er sich um sie.
    »Oktavian von Sabina«, sagte Michael wichtig. Er konnte seinen Stolz nicht verbergen. »Sein Vater Benedikt ist einer der mächtigsten Grafen im nördlichen Latium. Wenn Lucilla Euch nicht begegnet wäre, hätte sie mit dem schönen, jungen Oktavian …«
    Alexius unterbrach den Schankwirt. Das Gerede machte ihn nervös. »Was ist dann geschehen?«
    »Bevor Oktavian sich zum dritten Mal hat blicken lassen, ist Lucilla verschwunden«, berichtete der Wirt. »Sie hat sich schon vor Weihnachten bei einer Verwandten am Stadtrand versteckt.«
    Alexius klopfte dem Wirt auf die Schultern. »Gut gemacht, mein Freund. Das wirst du nicht bereuen.«
    »Ich habe es schon. Der Verehrer fragt dauernd nach ihr. Wir haben ihm gesagt, Lucilla sei mit einem Fremden auf und davon, vermutlich nach Norden. Ich weiß nicht, ob er’s geglaubt hat. Besser wäre es, wenn Ihr sie mitneh …«
    »Nicht jetzt«, sagte Alexius rasch. Die Erinnerung an die Eilbotschaft für Kaiser Otto, an die düsteren Mauern von Peterlingen versetzten den Missus erneut in Schrecken. »Behaltet sie versteckt.«
    Den Weg an den Stadtrand fand Alexius ohne Hilfe des Wirts. Je länger sie unterwegs waren, desto heftiger fluchte sein Diener Ricolf. Auch Gerold war todmüde, trottete aber pflichtbewusst hinter Alexius her. Der Missus gab sich gar nicht erst Mühe, seine Diener ins Quartier zu schicken. Er wusste aus Erfahrung, dass sie ihm immer und überallhin wie Kletten folgen würden. Fluchend, aber treu.
    Als er an die Pforte des einfachen Holzhauses klopfte, schlug das Herz des Griechen Sturm. Lucilla öffnete selbst. Alexius glitt durch den Eingang und schloss die Tür. Wie Verdurstende lagen sie einander in den Armen. Lucilla nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände, suchte in seinen Augen nach Antworten.
    »Wir müssen reden, Lucilla«, flüsterte Alexius.
    »Später.« Sie hob den Kopf, öffnete die Lippen. Das feine Gesicht, schwarzes glänzendes Haar, wie er es tausendmal erträumt hatte. In den blauen Augen ihre Liebe. Alexius hielt sich nicht mehr zurück. Er hob sie auf und ließ sich zur Kammer dirigieren. Lucilla half ihm aus den Stiefeln, aus den Beinkleidern.
    »Mein Liebstes. Ich will dich ausziehen, lass mich.« Seine Stimme klang belegt. Alexius ergriff den Saum ihrer Tunika und schob ihn langsam nach oben. Die Finger folgten den Formen ihrer Hüften, der Taille, den Brüsten. Heiser seufzte er an ihrem Ohr. Lucilla suchte seinen Mund, tastete begierig nach seinen Lippen. Er ließ sich Zeit. Entspannung, Vergessen, Traum statt Wirklichkeit. Alexius verschlang mit den Augen ihre Schönheit, streichelte die feine Haut der jungen Schenkel. Glücklich streckte er sich aus und zog Lucilla über sich. Sie suchte, trieb ihn in sich.
    Nach einer Stunde schreckte Alexius verschwitzt aus dem kurzen, erschöpften Schlaf. Beruhigte sich. Es war noch nicht Zeit zum Aufbrechen. Er streckte sich wieder aus und genoss die leise melodische Stimme Lucillas, die Klänge der Saiten.
    Die Römerin hatte sich eine Tunika übergeworfen und die schwarze Haarflut zusammengebunden. Behutsam, wehmütig drang ihre Melodie in sein Denken, gab seiner Beziehung zu Lucilla eine neue Dimension. Keine Dialektstrophen sang sie zur Laute, es war Latein. Die Worte, ihr Sinn sprachen zur Seele. Alexius kannte sie von seiner Studienzeit her. Tristia, die erschütterndste

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